+++ Der DFB kommt allen Vorschlägen ein wenig entgegen und tastet sich einer möglichen Musterlösung an, braucht dafür aber noch zwei weitere Jahre. +++
Seit der Regionalligareform 2013 war klar, dass dieses Aufstiegssystem nicht lange ohne Gegenwind bleiben wird. Aus fünf Regionalligen steigen nur drei Teams in die eingleisige 3. Liga auf. Mit Relegationsspielen der fünf Meister und dem Zweiten der Südweststaffel war es also Jahr für Jahr fast schon eine Lotterie um den Aufstieg. So kam es vor, dass Regionalligameister eine Saison ohne Niederlage spielten konnten und dann doch nicht aufgestiegen sind. Zwei Spiele am Ende der Saison entscheiden über ein Jahr harte Arbeit – die größte Ungerechtigkeit, die es je im deutschen Fußball gegeben hat. Nach langen und vor allem zähen Diskussionen haben sich nun die 21 Landesverbände am Donnerstag auf eine Übergangslösung zur Aufstiegsreform in der Regionalliga bis 2020 geeinigt. Es ist zwar eine Notlösung, aber es ist durchaus ein Schritt in die richtige Richtung – aus unterschiedlichen Gründen.
Ein fester Südwest-Aufsteiger, Los & Relegation für die anderen Landesverbände
Der gemeinsame Antrag sieht bis 2020 die Beibehaltung von fünf Regionalliga-Staffeln vor, zeitgleich wird die Anzahl der Aufsteiger auf vier erhöht. Damit einhergehend steigen aus der 3. Liga ab der Saison 2018/19 aber auch vier Mannschaften ab.
So funktioniert der Aufstiegsmodus in den nächsten beiden Spielzeiten: der Meister der Regionalliga Südwest, die auf ihren bisherigen zweiten Relegationsplatz verzichten wird, steigt in den kommenden beiden Spielzeiten direkt auf. Hinzu kommen zwei feste Aufsteiger aus den übrigen vier Regionalligen. In der kommenden Saison hat zunächst die Nordost-Staffel einen direkten Aufstiegsplatz sicher. Das dritte direkte Aufstiegsrecht wird unter der West-, Nord-, und Bayern-Staffel im Vorfeld der kommenden Saison ausgelost. Die übrigen beiden Meister der Regionalliga-Spielzeit 2018/19 ermitteln in nur noch einem Relegationsspiel den vierten Aufsteiger. Dafür erhalten die dann in der Saison 2019/20 einen festen Aufstiegsplatz.
Zur Erklärung ein Beispiel:
- Aufstieg 2019: die Meister aus Südwest, Nordost und West steigen direkt auf; Nord und Bayern spielen den vierten Aufsteiger in der Relegation aus
- Aufstieg 2020: die Meister aus Südwest, Nord, Bayern steigen direkt auf; Nordost und West spielen den vierten Aufsteiger in der Relegation aus
Alle Landesverbände zufriedenzustellen, war nicht möglich
Vollkommen zufriedenstellend ist die "Vier-aus-Fünf"-Lösung nicht, denn weiterhin steigen nicht alle Meister der Regionalliga direkt in die 3. Liga auf. Dabei war das eigentlich das zentrale Problem, das im Rahmen der Reform in diesen Wochen gelöst werden sollte. Doch es hätte schon an ein Wunder gegrenzt, wenn der DFB einen finalen Vorschlag entworfen hätte, mit dem alle Verbände zufrieden gewesen wären. Die Interessen sind so unterschiedlich, dass sie kaum zusammengeführt werden können. Genau das kristallisierte sich in den letzten Tagen heraus. Das Hauptproblem: jeder Verband besteht auf "seiner" Regionalliga und ist nicht bereit, im Sinne einer gemeinsamen und großen Lösung Eingeständnisse zu machen. Ein Konzept, das von allen Landesverbänden unterstützt werden würde, gibt es schlichtweg nicht. Daher hat sich der DFB zu einer Übergangslösung entschieden. Besser, als ein erneuter Schnellschuss ist es allemal.
Südwest-Regionalliga und 3. Liga „verzichten“ und machen Übergangsphase möglich
Die nun durchgesetzte Übergangslösung für die kommenden beiden Spielzeiten ist zwar nicht optimal, aber immer noch besser als einige andere Modelle, die die Tage durch die Medien kursierten. Zum Beispiel wollte DFB-Präsident Reinhard Grindel den Staffeln West und Südwest dauerhaft einen direkten Aufstiegsplatz zusprechen. Fernab von jeder Realität für alle anderen Verbände. Zwei Ligen sehen vorerst wie ein Verlierer aus, auch wenn ihr „Verzichten“ mehr als notwendig war. Die 3. Liga bestand bei einer neuen Regelung mit vier Absteigern zwar auf ein Modell bei dem alle Meister aufsteigen, muss aber bei diesem Zwischenmodell klein beigeben. Zum Wohle der Allgemeinheit ist das der erste Schritt in die richtige Richtung, denn der vierte Drittliga-Absteiger öffnete nun die Tore für das Übergangsmodell. Die Regionalliga Südwest hat sich mit seinem Verzicht des Aufstiegsrechts des Zweitplatzierten zwar die Chance für einen zusätzlichen Aufsteiger genommen, hat den Deal des DFB aber angenommen, dass sie als einzige Liga in den kommenden beiden Jahren einen sicheren festen Aufsteiger stellen wird. Damit kann bzw. muss zwischenzeitlich jeder leben.
Landesverbände sind nun in der Pflicht
Jeder Landesverband muss nun ein Modell vorschlagen, bei dem man auch Zugeständnisse zulässt, um sich nicht völlig ins Abseits stellen zu lassen. Es geht darum, ein Stück weit von der eigenen Position abzuweichen, damit jeder Regionalliga-Verein die gleichen und fairen Chancen hat, den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen – vollkommen unabhängig von der geografischen Lage. Und genau deswegen sind wir der Meinung, dass die neuen Regionalligen nicht verbandsabhängig, sondern rein geografisch zusammengestellt werden sollten. So muss die Regionalliga aussehen:
Sportsupreme schlägt vor ---> Eine Lösung ohne Bundesliga-Zweitvertretungen
Im Zuge dieser Regionalliga-Reform könnte man gleichzeitig ein Dorn im Auge vieler Traditionsvereine beseitigen: eine Lösung ohne die "lästigen" Zweitvertretungen, die (aufgrund willkürlicher Auswahl von Spielern der Bundesliga-Mannschaft, die immer wieder aufgestellt werden können) sportlich nicht wirklich berechenbar und für die Kasse eines Heimvereins nicht besonders wertvoll sind, da sie kaum Auswärtsfans mitbringen, wäre für Viele wohl das NonPlusUltra. Lässt man alle Zweitvertretungen aus den Regionalligen raus, könnte man die vier neu gebildeten Ligen so aufteilen:
- Ost: Energie Cottbus, Lok Leipzig, Meuselwitz, Budissa Bautzen, Neugersdorf, Auerbach, Chemie Leipzig, FSV Luckenwalde, TSG Neustrelitz, BFC Dynamo, Union Fürstenwalde, Viktoria Berlin, SV Babelsberg, Berliner AK, SV Altglienicke, Germania Halberstadt, Wacker Nordhausen (ehemals RL Nordost) Kassel (ehemals RL Südwest) =18 Teams
- Nordwest: VfB Oldenburg, SSV Jeddeloh, Weiche Flensburg, VfB Lübeck, Eintracht Norderstedt, Egestorf-Langreder, Drochtersen/Assel, TSV Havelse, Lüneburger SK, BSV Rehden, Eutin 08, VfV Hildesheim, Altona 93 (ehemals RL Nord) RW Oberhausen, RW Essen, Rhynern, SV Rödinghausen, SC Verl, Wiedenbrück (ehemals RL West) =19 Teams
- Südwest: Wattenscheid 09, Viktoria Köln, KFC Uerdingen, Alemannia Aachen, Wuppertaler SV, Wegberg-Beeck, Erndtebrück, Bonner SC (ehemals RL West) 1. FC Saarbrücken, Kickers Offenbach, SV Elversberg, FSV Frankfurt, Völklingen, TuS Koblenz, Schott Mainz, Stadtallendorf, TSV Steinbach, Wormatia Worms (ehemals RL Südwest) =18 Teams
- Süd: FC Memmingen, 1. FC Schweinfurt , Spvgg. Bayreuth, SV Seligenporten, Eichstätt, FC Pipinsried, Garching, 1860 München, FC Unterföhring, TSV Buchbach, TSV 1860 Rosenheim, Wacker Burghausen, Schalding-Heining, FV Illertissen (ehemals RL Bayern) Waldhof Mannheim, SSV Ulm, Astoria-Walldorf, Stuttgarter Kickers (ehemals RL Südwest) =18 Teams
Diese Lösung scheint uns in der Redaktion am meisten sinnvoll. Kassel in eine Liga mit den Nordost-Klubs zu stecken, sieht vielleicht erstmal komisch aus, ist aber von den Fahrtwegen (auf der Karte einigermaßen ersichtlich) eine für uns durchaus berechtigte Maßnahme, da Kassel über durchaus verkehrsgünstige Anbindungen in den Osten der Republik verfügt. Mit dieser möglichen Regionalliga-Reform würde man einerseits das Problem der Zweitvertretungen beseitigen, die dann eine eigene Liga gründen können. Das Vorbild dazu kann England geben, wo auch alle Zweitvertretungen gegeneinander in einer Liga spielen. Andererseits vollzieht man mit diesem Ausschluss die Reformierung von fünf auf vier Regionalligen nahezu perfekt, da 19 Teams (also genau eine eigenständige Liga) rausfallen würden.
So oder so ist es definitiv unausweichlich, die Regionalligen auf vier zu reduzieren, wenn die 3. Liga weiterhin aus 20 Teams bestehen bleibt. Wenn die 3. Liga den Schritt in Richtung 22 Teams gehen würde, könnte man das Regionalliga-System bei Fünfen belassen und jedes Jahr fünf Teams absteigen und die Regionalliga-Meister aufsteigen lassen. Auch das wäre, zumindest für die Regionalliga-Klubs, eine akzeptable Lösung!