Bergsteiger Nirmal Purja bezwingt in weniger als sieben Monaten alle 14 Achttausender der Welt.
Dieser Rekord scheint für die Ewigkeit: Der Nepalese Nirmal Purja hat eine neue Bestmarke für die schnellste Besteigung aller 14 Berge der Welt, die über 8000 Meter hoch sind, aufgestellt. Der Bergsteiger und ehemalige britische Elitesoldat benötigte nach eigenen Angaben für die Bewältigung aller Achttausender weniger als sieben Monate.
„Mission erfüllt. Es waren zermürbende Monate. Hoffentlich habe ich bewiesen, dass mit Zielstrebigkeit, Selbstvertrauen und einer positiven Einstellung alles möglich ist. Wir haben mit nichts angefangen. Schaut, wie weit wir gekommen sind“, schrieb der 36-Jährige auf der Seite seines „Project Possible“, nachdem er den letzten Berg, den Shishapangma in Tibet auf 8027 Meter bezwungen hatte.
“MISSION ACHIEVED !” says @nimsdai from the summit of #Shishapangma #14peaks7months #History
— Nirmal Purja MBE (@nimsdai) October 29, 2019
At 8:58 hrs local time, Nims and his team reached the summit of Shisha Pangma. Team Members includes: Mingma David Sherpa, Galjen Sherpa and Gesman Tamang. #BremontProjectPossible pic.twitter.com/PeYUVQ7RnL
Sherpas, Hubschrauber und Sauerstoffflaschen halfen
Purja startete seine schier unmögliche Klettertour Ende April, als er den Annapurna (8091 Meter) bezwang. Allein im Mai bestieg er teilweise in nur wenigen Tagen den Dhaulagiri (8164 m), den Kangchendzönga (8586 m) und den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest (8850 m).
Möglich machten den Kletter-Marathon viele Helfer und eine ausgefeilte Logistik. In Nepal nutzte Purja Hubschrauber, um die Basislager zwischen den Achttausendern schneller zu erreichen. Zudem stand ihm ein erfahrenes Sherpa-Team zur Seite, das ihn zu den Gipfeln begleitete. Oberhalb von 7500 Metern griff der Rekordmann zudem zu Sauerstoff-Flaschen und nutzte teilweise die präparierten Normalrouten, die von den „Bergtouristen“ genutzt werden – für Bergsteiger-Puristen ein No-Go!
Trotzdem verdiente sich „Nims“ wie der Nepalese genannt wird in der Szene mit jedem Gipfelsturm mehr und mehr Respekt. Zum Vergleich: Bergsteiger-Legende Reinhold Messner benötigte bis 1986 mehr als 16 Jahre, ehe er alle 14 Achttausender erklommen hatte. Der amtierende Rekordhalter Kim Chang-Ho aus Südkorea brauchte für die selbe Tour sieben Jahre und zehn Monate.
Vom Elitesoldaten zum Extrem-Bergsteiger
Schon allein deshalb erschien das Projekt von Purja Utopie. Der Nepalese wuchs im Distrikt Chitwan nahe der indischen Grenze, eine der flachsten Gegenden des Landes, auf. Mit 20 trat er in die britische Armee ein, in der seit rund 200 Jahren nepalesische Soldaten dienen. Später wurde er Mitglied einer Marine-Spezialeinheit und beendete Anfang des Jahres seinen Militärdienst.
Um das „Project Possible“ finanziell zu stemmen, sammelte Purja im Internet Spenden und nahm sogar eine Hypothek auf sein Haus auf. „Achttausender zu besteigen, ist ein teurer Spaß. Nimm dir eine Expedition, die 50 000 Pfund (56 000 Euro) kostet, und multipliziere das mit 14“, sagte Purja dem Bergexperten Stefan Nestler.
Trotzdem verfolgte er seinen Traum weiter. Schon 2017 sorgte der 36-Jährige erstmals für Aufsehen, als er innerhalb von nur fünf Tagen auf dem Mount Everest (8850 Meter), dem benachbarten Lhotse (8516 Meter) und dem Makalu (8485 Meter) stand und sich mit dieser Leistung einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde sicherte.
Diesmal ging er noch weiter und steigerte seinen Rekord an Everest, Lhotse und Makalu auf 48 Stunden und 30 Minuten. Und das, obwohl er am Everest-Gipfelgrat in einen Bergsteiger-Stau geriet. Sein Foto davon ging um die Welt.
Im Sommer schaffte Purja sogar das Kunststück, als Erster in diesem Jahr den K2 in Pakistan (8611 Meter) zu erobern. Der zweithöchste Berg der Erde war wegen der ungünstigen Wetterlage in diesem Jahr noch nicht bestiegen worden. Ganz nebenbei beteiligten sich Purja und sein Team in dieser Zeit an vier Rettungsaktionen von verschollenen Bergsteigern.
„Das ist erst der Anfang“
Kurz vor Ende seiner außergewöhnlichen Kletterreise schien Purjas Rekord doch noch zu wackeln. Die chinesisch-tibetischen Behörden untersagten in diesem Herbst die Besteigung des Shishapangma – offiziell aus Sicherheitsgründen. Nach etlichen Protesten aus dem Ausland erteilten die Behörden Purja schließlich doch eine Sondergenehmigung, um sein „Project Possible“ erfolgreich abzuschließen.
„Ich glaube fest daran, dass alles im Leben nur mit Entschlossenheit und einer positiven Einstellung möglich ist. Ich bin entschlossen und habe eine positive Einstellung“, beschrieb Nirmal Purja nach seinem Weltrekord sein Erfolgsgeheimnis. Scheinbar hat der Nepalese vom Bergsteigen längst noch nicht genug und kündigte weitere Projekte an: „Glaubt mir Freunde, das ist erst der Anfang.“
Good morning to all my friends and followers from camp 2 #Amadablam .
— Nirmal Purja MBE (@nimsdai) November 12, 2019
I’m here for multiple missions which are very important to me hence why within 4 days of summiting #shishapangma , I arrived at Amadablam base camp.
#nimsdai pic.twitter.com/pB1VhobJQM