+++ Schweinsteiger und Özil spielen sich für den Goldenen Ball um Kopf und Kragen +++
Mit einem Sieg Südafrika verlassen, das war das Ziel der deutschen Elf für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Das Ergebnis lautete allerdings: Bronze.
Mit letzter Kraft erkämpfte sich die ersatzgeschwächte deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Regen von Port Elizabeth den dritten Platz gegen Uruguay. Es war das erste Länderspieltor von Sami Khedira in der 82. Minute, mit dem der 3:2-Sieg für das Team von Bundestrainer Joachim Löw besiegelt wurde.
Thomas Müller (19.) mit seinem fünften WM-Tor und Marcell Jansen (56.) waren die weiteren Schützen für die DFB-Elf. Auf uruguayischer Seite trafen Edinson Cavani (28.) und der ebenfalls fünffache WM-Torschütze Diego Forlan (51.).
In einer Begegnung ohne taktische Zwänge warf die deutsche Mannschaft anders als im Halbfinale wieder ihre großen spielerischen Qualitäten in die Waagschale und holte sich zum vierten Mal nach 1934, 1970 und 2006 den dritten WM-Platz. Mit dem zuletzt wegen seiner Sperre fehlenden Müller kehrte auch der gegen Spanien vermisste Zug zum Tor zurück. Der 20-jährige Bayern-Youngster zog in der WM-Torschützenliste mit Wesley Sneijder, David Villa und Forlan gleich und empfahl sich mit seiner Leistung für die Wahl zum besten Jungprofi des Turniers.
Ersatz-Kapitän Bastian Schweinsteiger war einmal mehr Kopf des Teams und kämpferisches Vorbild. Pech für den Münchner, dass sein einziger schwerer Schnitzer im Turnierverlauf zum Ausgleich führte. Der erkältete Bundestrainer, der das Geschehen mit einem wärmenden Schal verfolgte, hatte die Elf des Spanien-Spiels auf fünf Positionen verändert. Philipp Lahm, der bis dahin alle 540 Turnier-Minuten absolviert hatte, war ebenso wie Podolski wegen eines Grippe-Virus zum Zuschauen verurteilt. Rückenbeschwerden brachten Miroslav Klose um seinen 20. WM-Einsatz und damit die Chance, mit dem Brasilianer Ronaldo (15 Treffer) gleichziehen zu können. Sein Vertreter Cacau fand nur wenig Bindung zum Spiel.
Hans-Jörg Butt hielt Deutschland am Leben - Uruguay-Offensive am Verzeifeln
Sein persönliches WM-Abschiedsgeschenk erhielt Hans-Jörg Butt. Der 36-Jährige stand bei seinem dritten großen Turnier erstmals zwischen den Pfosten, weil Konkurrent Tim Wiese wegen einer Schleimbeutelentzündung passen musste. Butt zeigte eine starke Leistung.
Die deutsche Mannschaft begann ihr 99. WM-Spiel mit dem Schwung aus der Argentinien-Partie. Eine Ecke von Özil leitete in der 10. Minute die erste große Möglichkeit durch Arne Friedrich ein. Der Berliner verpasste damit sein zweites Länderspiel-Tor knapp. Der nachsetzende Müller wurde von mehreren Abwehrspielern der „Himmelblauen“ geblockt. Acht Minuten später konnte niemand den 20-Jährigen an seinem fünften Turnier-Tor hindern. Nachdem Schlussmann Fernando Muslera einen knallharten 30- Meter-Schuss von Schweinsteiger nach vorne abprallen ließ, reagierte Müller schnell wie einst Namensvetter Gerd und staubte zum 1:0 ab.
Zwar drängte das Team weiter auf das zweite Tor, musste aber wenig später den Ausgleich hinnehmen. Nach einem Ballverlust des bis dahin fehlerfreien Schweinsteiger am Mittelkreis gegen Diego Perez nutzten die Südamerikaner ihr 3:2-Übergewicht. Cavani lief nach Zuspiel von Luis Suarez alleine auf Butt zu und ließ dem Team-Senior mit seinem Flachschuss keine Chance. Drei Minuten nach Wiederbeginn stand Butt in seinem 4. Länderspiel erneut im Brennpunkt und verhinderte kurz nacheinander gegen Cavani und Suarez einen weiteren Einschlag. Doch gegen die Direktabnahme von Forlan nach Maßflanke von Egidio Arevalo war auch der Münchner Schlussmann absolut machtlos.
Die deutsche Elf rappelte sich schnell wieder auf und Jansen köpfte die Flanke von Jerome Boateng an dem zaudernden Muslera vorbei zum 2:2 . Drei Minuten später hätte der von Cacau angespielte Özil für die erneute Führung sorgen müssen, zögerte aber zu lange. Danach war es mehrmals Butt, der Löws Elf mit seinen Paraden im Spiel hielt. Im Schlussspurt gelang allerdings doch noch der Sieg. Nachdem der eingewechselte Stefan Kießling zweimal das 3:2 verpasst hatte, war Khedira per Kopf zur Stelle.
Statistik:
Deutschland: Butt, Friedrich, Mertesacker, Boateng, Aogo, Jansen (80. Kroes), Khedira, Schweinsteiger, Özil (90. Tasci), Müller, Cacau (73. Kießling)
Uruguay: Muslera, Lugano, Godin, Fucile, Pereira, Caceres, Perez (77. Gargano), Arevalo, Cavani (89. Abreu), Suarez, Forlan
Schiedsrichter: Archundia (Mexiko)