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14.6.1970 – Hitzeschlacht gegen England

+++ Revanche nach Wembley 1966 +++

Nach  120 nervenaufreibenden Minuten gelingt der deutschen Elf am 14. Juni gegen England in einer Hitzeschlacht die Revanche für das 2:4 im Finale von Wembley 1966.

Vor 28.000 Zuschauern im Estadio Guanajuato war die deutsche Mannschaft keineswegs der Favorit. Diese Bürde liegt bei den Engländern, belastet aber die Profis keineswegs. Alan Mulnery bringt sein Team in der 32. Minute in Führung, und auch ohne den etatmäßigen Torhüter Gordon Banks, dessen Verdauung nach dem Genuss einer kalten Flasche Bier nicht in Ordnung ist, sieht England wie der sichere Sieger aus.

Die deutschen Spieler wirken, als schleppten sie Bleigewichte über den Rasen, während die Engländer trotz über 50 Grad in der Sonne vergleichsweise leichtfüßig agieren. Martin Peters – schon 1966 unter den Torschützen – erhöht in der 50. Minute auf 2:0. Wie beim ersten Tor liefert der offensivfreudige Verteidiger Keith Newton die Vorlage. Das Spiel scheint gelaufen, nur Franz Beckenbauer fasst sich immer wieder ein Herz und versucht, mit Weitschüssen zum Erfolg zu kommen – noch vergeblich.

Englands Trainer Alf Ramsey will seinem Spielmacher Robert „Bobby“ Charlton eine Pause gönnen. Er nimmt ihn – mit seinem 106. Länderspiel nun England Rekord-Nationalspieler  - in der 70. Minute heraus, um ihn für das Halbfinale zu schonen. Für ihn soll Mittelfeldspieler Colin Bell das Ergebnis sichern helfen. Auf deutscher Seite hat Bundestrainer Helmut Schön in der 56. Minute den diesmal enttäuschenden Schalker Reinhard Libuda durch Jürgen Grabowski (Eintracht Frankfurt) ersetzt, der sich in den Tagen von Mexiko als wirkungsvoller Joker erweist.

Mit der Entscheidung von Manager Ramsey, Charlton auszuwechseln, kippt das Spiel: Wenige Augenblicke später nimmt sich Beckenbauer, bis dahin – wie 1966 in Wembley – der Gegenspieler Charltons, ein Herz. Er lässt Mullery aussteigen und trifft in der 68. Minute mit einem Aufsetzer aus 20 Metern zum 1:2. Nun wird die deutsche Elf stärker, und zum passenden Zeitpunkt gelingt Uwe Seeler eines der spektakulärsten Tore seiner langen Karriere: Mit dem Hinterkopf zirkelt der Hamburger das Leder in der 82. Minute unhaltbar über den ungünstig postierten englischen Keeper Peter Bonetti hinweg ins Netz. Karl-Heinz Schnellinger (AC Mailand) hatte den Ball nach vorne befördert.

Wie 1966 muss die Verlängerung entscheiden, und hier wirkt die deutsche Elf frischer. In der 108. Minute setzt sich der eingewechselte Grabowski auf dem Flügel durch, seine Flanke auf den langen Pfosten wird von Hannes Löhr (1. FC Köln) aufgenommen, der seinerseits über Bonetti hinweg zu Bayern-Torjäger Gerd Müller köpft, der den Ball aus nächster Nähe über die Linie drückt.

Statistik:

BRD: Maier, Vogts, Höttges (Willi Schulz), Beckenbauer, Schnellinger, Fichtel, Libuda (Grabowski), Seeler, G. Müller, Overath, Löhr

England: Bonetti, Newton, Moore, Labone, Cooper, Mullery, B. Charlton (Bell), Ball, Lee, Hurst, Peters (Hunter)

Schiedsrichter Coerezza (Argentinien)

Titelbildquelle: Screenshot/YouTube