+++ Die letzte Show des besten deutschen Stürmers aller Zeiten +++
Die Bayern gewannen das Triple und stellten den Großteil der Nationalmannschaft. Perfekte Voraussetzungen für den zweiten Stern. Und so kam es am Ende auch: Fast auf den Tag genau 20 Jahre nach dem 3:2 gegen Ungarn 1954 in Bern erringt die deutsche Nationalelf gegen die Niederlande zum zweiten Mal den Weltmeistertitel. Bundestrainer Helmut Schön vertraute der Siegerelf gegen Polen, gebildet aus sechs Spielern von Bayern München (Torhüter Sepp Maier, Libero Franz Beckenbauer mit seinem Ausputzer Georg Schwarzenbeck, Offensivverteidiger Paul Breitner sowie Uli Hoeneß im Mittelfeld und Gerd Müller im Sturm) und je zwei Gladbachern (Berti Vogts und Rainer Bonhof) und Frankfurtern (Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein) sowie dem Kölner Wolfgang Overath, der der Denker und Lenker des Spiels war.
Als klarer Favorit galt diese Elf nicht, denn allzu überlegen hatten die Niederlande – eine Kombination aus Spielern der Spitzenclubs Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam, ergänzt durch Superstar Johan Cruyff vom FC Barcelona – die Vor- und Zwischenrunde überstanden. Die ersten Minuten des Spiels schienen die Skeptiker im deutschen Lager zu bestätigen. Zwar gewann Kapitän Beckenbauer die Seitenwahl, doch die Niederländer hatten Anstoß und übernahmen sofort die Regie. Exakt nach 56 Sekunden erschienCruyff erstmals im deutschen Strafraum, wo ihm Hoeneß die Beine wegzog. Den fälligen Elfmeter verwandelt Johan Neeskens unhaltbar für Maier. Ein klassischer Fehlstart.
Deutschland unbeeindruckt und lässig - Breitner und Müller drehen die Partie
Danach brannte die keineswegs geschockte deutsche Elf voller Elan. In der 25. Minute pfiff der englische Schiedsrichter John Taylor erneut, diesmal auf der anderen Seite: Hölzenbein kam im Duell mit Wim Jansen zu Fall, den Strafstoß verwandelte Paul Breitner unhaltbar für den niederländischen Schlussmann Jan Jongbloed zum Ausgleich. Wie zuvor Maier wählte auch Jongbloed die falsche Ecke. Er parierte dafür in der 35. Minute einen von Beckenbauer über die Mauer getretenen, sehenswerten Freistoß, war aber acht Minuten später machtlos, als Bonhof energisch auf dem rechten Flügel durchmarschiert und flach in die Mitte passte. Müller ließ im Strafraum auf engstem Raum mit einer Körpertäuschung seine Gegenspieler stehen und schoss sehr platziert zum 2:1 ein. Ein typischer Gerd Müller eben.
Diese zwei Minuten vor dem Pausenpfiff erzielte Führung verteidigte die bundesdeutsche Elf mit Glück und Geschick in den zweiten 45 Minuten gegen stürmisch anrennende Niederländer. In der 51. Minute köpfte Breitner für den schon geschlagenen Maier nach dessen misslungener Faustabwehr den Ball von der Torlinie. Eine Minute später rettete der Schlussmann gegen einen Kopfball von Wim van Hanegem. In der 75. Minute war es Rechtsaußen Rep, der freistehend in Maier seinen Meister fand. Das holländische Powerplay ließ natürlich Raum für Konterangriffe, doch weder Bonhof in der 48. Minute noch Hoeneß in der 74. und der 83. Minute konnten aussichtsreiche Gelegenheiten nutzen. In der 85. Minute hatte noch einmal Neeskens die Chance, die immer verzweifelteren Versuche der Holländer, das Blatt in der zweiten Hälfte noch zu wenden, mit dem Ausgleich zu belohnen. Sein Schuss verfehlte jedoch ganz knapp das deutsche Tor. Nach dem Schlusspfiff schäumte die Begeisterung über, als Mannschaftskapitän Franz Beckenbauer den Weltpokal entgegennimmt und den Zuschauern präsentierte.
Nach dem unerfreulichen Prämienpoker zu Beginn, ging das sportlich erfolgreiche Turnier doch trotzdem mit einem Missklang zu Ende: Den Spielerfrauen wurde von Seiten der DFB-Offiziellen die Teilnahme am Siegerbankett verwehrt, Hoeneß und andere ließen sich das nicht gefallen. Das Ende vom Lied: Ebenso wie Grabowski und Overath verabschiedete sich auch der erfolgreichste DFB-Torjäger Müller nach 62 Einsätzen und 68 Toren aus der Nationalelf. Ein Rekord für die Ewigkeit!
Statistik:
Deutschland: Maier, Vogts, Schwarzenberg, Beckenbauer, Bonhof, Breitner, Overath, Hoeneß, Hölzenbein, Grabowski, Müller
Niederlande: Jongbloed, Krol, Rijsbergen (68. De Jong), Suurbier, Haan, van Hanegem, Jansen, Neeskens, Cruyff, Rensenbrink (46. De Kerkhof), Rep
Schiedsrichter: Taylor (England)