Wie Fußball-Bundesligisten ihre Popularität im Basketball steigern wollen.
„Fußball goes Basketball“ – in Deutschland längst keine Utopie mehr. Fußball-Rekordmeister Bayern München drängt seit Jahren im Basketball an die deutsche Spitze. Jetzt investiert auch Schalke 04 zaghaft in seine Basketball-Abteilung. Ziel ist es, Marke und Werbekreis zu vergrößern. Ziehen weitere Fußball-Bundesligisten nach?
Die Weichen für die Zukunft sind gestellt: Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz verständigten sich Anfang des Jahres auf den Bau einer neuen Spielstätte. Bis 2019 soll im Olympiapark eine moderne Arena für 10 000 Zuschauer entstehen. Neben den Basketballern des FC Bayern werden in der 100 Millionen Euro teuren Halle auch die Eishockey-Cracks vom EHC Red Bull München ihre Heimstätte haben.
Bayern investiert jährlich 15,5 Millionen Euro in Basketball
Mit dem ehrgeizigen Projekt läuten die Münchener Korbjäger eine neue Ära ein. Bislang spielte der Neuling, der 2011 in die Basketball-Bundesliga (BBL) aufstieg, im Audi Dome. Die Mehrzweckhalle bot nur 6700 Zuschauern Platz. Zu wenig für die Ambitionen der Basketballer, die langfristig auch auf europäischem Parkett zur Spitze gehören wollen.
Dafür zweigt der Fußball-Bundesligist allein in dieser Saison zirka 15,5 Millionen Euro für seine Basketball-Abteilung ab. Der ganz große Erfolg stellt sich noch nicht ein. Zwar wurden die Bayern unter Coach Svetislav Pesic 2014 erstmals seit 1954 Deutscher Meister. In den letzten beiden Spielzeiten musste der Emporkömmling aber zweimal den Brose Baskets Bamberg den Meistertitel überlassen.
Daher leitete der Vorzeige-Klub in dieser Saison erneut den Umbruch ein. Mit Sasa Djordjevic wurde ein namhafter Trainer verpflichtet, der zuletzt mit der serbischen Nationalmannschaft ins olympische Finale von Rio einzog. Auch in den Kader kam kräftig Bewegung. Mit 2,17-m-Center Ondrej Balvin und Aufbauspieler Reggie Redding wurden neue Hoffnungsträger geholt.
Der große Wurf blieb bislang aus. In der Liga liegen die Bayern nach zwei Dritteln der Hauptrunde hinter den Platzhirschen Ulm und Bamberg auf Rang drei. Das Pokalfinale gegen Bamberg ging mit 71:74 verloren. Und auch im Europa-Cup-Viertelfinale schied der ambitionierte Klub zuletzt gegen den spanischen Vertreter Malaga aus.
Vorbilder Real Madrid und FC Barcelona
Trotzdem halten die Münchener und ihr Förderer Uli Hoeneß an den ehrgeizigen Plänen fest. Zumal abseits des Feldes die Kassen klingeln. Laut einer Studie erreichten die Bayern-Basketballer 2015/16 über alle Wettbewerbe hinweg einen Wert von 1,136 Milliarden Werbeträgerkontakten. Doppelt so hoch wie der BBL-Durchschnitt. „Vor allem aus der Sicht unserer Partner sind diese Werte sehr erfreulich, denn sie sprechen für unser Projekt und die Marke FC Bayern“, sagt Geschäftsführer Marko Pesic.
Im Klartext: Die Bayern wollen ihre Marke über den Fußball hinaus noch bekannter machen. Durch die neuen Zielgruppen sollen weitere Werbekunden angesprochen und die Umsätze gesteigert werden. Als Vorbild dienen den Münchenern Top-Klubs wie Real Madrid und FC Barcelona. Die Spanier gehören im europäischen Basketball seit Jahrzehnten zu den Besten.
Ziehen in Deutschland weitere Bundesliga-Klubs nach?
Der FC Schalke 04 startet erste zaghafte Versuche. Deren Basketballer stiegen letzte Saison in die 2. Bundesliga Pro B auf. In der 3. Liga gelang dem Neuling auf Anhieb der Sprung in die Playoffs. Sportlich und wirtschaftlich ist der Schalker Weg in die Bundesliga jedoch noch weit. Die Spielstätte erfüllt nicht mal die Kriterien der 2. Liga. Noch hat Basketball auf der Führungsebene der Fußballer keine Priorität.
Große Standorte in Köln, Berlin und Hamburg im Visier
Die BBL stünde den prominenten Zugängen aus dem Fußball-Business offen gegenüber. „Die Strahlkraft der Marke Schalke 04 würde uns gut zu Gesicht stehen“, sagte BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. Kein Wunder, die Liga kämpft ums Überleben. Die Zuschauer-Zahlen stagnieren, das Interesse der TV-Sender hält sich in Grenzen. Ende letzten Jahres ging Bundesligist Phoenix Hagen in die Insolvenz.
Deshalb sucht die Liga nach neuen, finanzstarken Standorten wie bei den Hamburg Towers oder RheinStars Köln. Die spielen noch in der zweitklassigen Pro A. „Die Mischung macht’s“, sagte Pommer, der in Zukunft weiter auf die kleinen Klubs wie aus Tübingen oder Göttingen setzt. Die Zugpferde sollen langfristig München, Berlin und später vielleicht auch Köln und Gelsenkirchen sein. Dass künftig weitere Fußball-Bundesligisten auf Korbjagd gehen, ist unwahrscheinlich. Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen setzen nebenbei auf Frauen-Handball, Eintracht Frankfurt fördert Spitzen-Leichtathleten.