Erfolgreicher Quarterback durch hartes Training
Die „Altstars“ der NFL kämpfen gegen den Trend der immer jünger werdenden Laufwunder. Noch mit Erfolg. Peyton Manning (Denver Broncos) mit 39, sein jüngerer Bruder Eli (New York Giants), 35, Ben Roethlisberger (Pittsburgh Steelers) 33, Drew Brees (New Orleans Saints) 36, Aaron Rodgers (Green Bay Packers) mit 32 und Tom Brady (New England Patriots) mit 38 Jahren haben in den letzten Jahren oft genug gezeigt, dass Erfahrung, ein starker Wurfarm und gutes Gameplay auch ohne das Quarterback-Laufspiel erfolgreich sein können.
Während Peyton Manning und Ben Roethlisberger offen mit dem Karriereende liebäugeln, kündigt der derzeit wohl beste Quarterback der NFL, Tom Brady, noch viele weitere Jahre an, und das mit 38. Jeden Morgen ist Tom Brady der Erste auf dem Trainingsgelände der New England Patriots. Sein ausgeprägter Ehrgeiz machte ihn zu dem Spieler, der er heute ist. Für ihn ist das selbstverständlich und essentiell, denn wegen seiner eher durchwachsenen College-Karriere wurde er erst an Position 199 in seinem Jahrgang gepicked. Er wollte und musste sich dementsprechend von vornherein mehr beweisen als andere Quarterback-Größen, von denen man in der College-Zeit schon wusste, dass sie gut genug sind.
Brady trotzte der damaligen Bewertung und hat bis heute vier Mal die wichtigste Trophäe im American Football gewonnen – den Superbowl. Noch ein weiterer Erfolg und er wäre der Quarterback mit den meisten Super-Bowl-Siegen in der Geschichte der NFL. Aber auch ohne weiteren Titel ist er für die meisten ohnehin schon der Beste aller Zeiten auf seiner Position.
Der seltsame Fall des Tom Brady?
Während „Der Sheriff“ Peyton Manning in diesem Sommer wahrscheinlich seine Karriere beendet, ist der nur 16 Monate jüngere Brady noch lange nicht müde. Die „Zeit“ stellte da einen netten Vergleich zu einem der besten Spielfilme der letzten Jahre an. Wie im Film „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ bescheinigt ihm das Blatt einen immer jünger werdenden Körper. „Seine Beine bewegen sich schneller als am Anfang der Karriere, sein Wurf ist präziser. Er wirkt austrainierter, in jeder Faser seines Körpers. Wenn ihn andere fragten, wie lange er noch spielen will, antwortete er früher: "bis Anfang 40". Später hieß es: "bis 45". Inzwischen sagt er forever", so die „Zeit“.
Tom Brady ist Profi durch und durch. Er tut alles, um das biologische Alter auszutricksen. Brady besitzt sein eigenes Sports Therapy Center, in dem sich ein Team aus Therapeuten, Masseuren und anderen Spezialisten um Bradys Körper kümmert. Leiter ist ein gewisser Alex Guerrero, der ihn nach den Lehren der chinesischen Medizin behandelt. Die Patriots-Mitspieler um den Deutschen Sebastian Vollmer nennen ihn liebevoll "Mr. Miyagi".
Das Altern kennt keine Pause, also kennt der 38-Jährige auch keine. Trainiert wird immer, auch in der Off-Season. Feste Workout- und Ruhezeiten und ein Diätplan, den Brady und seine Frau Gisele Bündchen strikt einhalten. Morgens Workout, dann Frühstück, Strand, Mittagessen, Schlafen, Strand, Workout, Abendessen und spätestens zwischen 21 und 22 Uhr ins Bett.
Ernährungsplan eines Models
Der hauseigene Koch Allen Campbell hat auf boston.com etwas aus dem Nähkästchen geplaudert. Im Hause Brady/Bündchen gibt es kein Zucker, kein weißes Mehl, kein Jodsalz und kaum Fleisch. "80 Prozent von dem, was sie essen, ist Gemüse", sagte Campbell. Dafür gibt es viel Hirse, Quinoa, braunen Reis, Fisch und Bohnen zu essen.
Hinter all dem steckt das Ziel, selbst zu entscheiden, wann man mit dem Profisport aufhört. Bradys Ehrgeiz packt ihn auch nach 16 Jahren NFL immer noch. Es allen zu zeigen, die ihn einst übersehen hatten, treibt ihn an. Besonders Steve Mariucci wird sich heute wohl am meisten ärgern. Er war, als Brady aus dem College kam, Trainer der San Francisco 49ers und auf der Suche nach einem Quarterback. Brady, in der Nähe von San Francisco aufgewachsen, wollte unbedingt zu den 49ers, die er schon in jungen Jahren regelmäßig mit einer Dauerkarte besuchte. Mariucci interessierte sich nicht für ihn: "Er hatte nichts Außergewöhnliches. Er war nicht sonderlich kräftig oder schnell, noch stach sein Wurfarm heraus. Es gab keinen offensichtlichen Grund, ihn auszuwählen", sagte der Trainer einst. Sie wählten stattdessen Giovanni Carmazzi, der nach nur einem Jahr und ohne jeden NFL-Einsatz wieder entlassen wurde.
Auch weil die Zukunft immer mehr Quarterbacks der Art Newton oder Wilson hervorbringen wird, müssen die "Altstars" vielleicht etwas mehr für den Erfolg tun. Tom Brady macht es vor, doch auch ihn wird irgendwann das Alter einholen.
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