Der 27-Jährige mit seiner gefühlt zehnten Rückkehr ins Spielgeschehen
Ein Kerl, wie ein Baum, aber doch so anfällig für Verletzungen. Holger Badstuber vom FC Bayern München gab gestern Abend bei der DFB-Pokal-Partie gegen den FC Augsburg sein Comeback nach abermaliger langer Verletzungspause. Es war nun schon seine fünfte mehr als sechs Monate andauernde Auszeit in nicht einmal vier Jahren. Das Schicksal begann am 2.Dezember 2012. Im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund riss er sich bei einem Zweikampf mit Mario Götze unglücklich das erste Mal das Kreuzband:
Seine gesamte Krankengeschichte liest sich wie ein Schauermärchen:
- 1. November 2010 - 14. Januar 2011: Schambeinentzündung
- 29. Oktober 2012 - 19. November 2012: Muskelfaserriss
- 2. Dezember 2012 - 21. August 2014: zwei Kreuzbandrisse
- 14. September 2014 - 13. Februar 2015: Sehnenriss
- 26. März 2015 - 7. April 2015: Entzündung im Hüftbeuger
- 22. April 2015 - 6. November 2015: Muskelriss im Oberschenkel
- 13. Februar – 25.Oktober 2016: Knöchelbruch
Wenn aber einer weiß, wie man sich zurückkämpft, dann der gebürtige Memminger. Wer denkt, dass Badstuber aufgeben würde, hat sich geschnitten. Auch nach seinem Knöchelbruch im Februar lässt er über Twitter gleich seinen Kampfgeist raus:
Die ganze Fußballwelt leidet mit dem Innenverteidiger mit. So kommen Genesungswünsche von seinen Weggefährten, Nationalspielern und auch von der Meisterschaftskonkurrenz aus Dortmund:
Der erneute Rückschlag löste in Fussball-Deutschland eine Welle der Solidarität aus. Für keinen anderen Spieler gab es bisher solche Mitleidsbekundungen. Keiner hat so etwas verdient und besonders nicht so jemand, wie Holger, der mehr als die Hälfte seiner Profi-Karriere mit Reha verbringen musste. Die Bayern inklusive Trainer Pep Guardiola und Betreuerstab liefen damals in Augsburg mit einem T-Shirt ins Stadion ein, auf dem stand: „Wir sind bei dir. Du schaffst es wieder!“ Auf den Rängen breiteten Fans ein Transparent aus: „Immer weitermachen. Niemals aufgeben, Holger“.
Und nun war es wieder soweit. Zehn Minuten vor Schluss applaudierten die Fans bei Badstubers Betreten des Spielfeldes lauter, als bei den beiden Toren zuvor. Die Fans jubelten schon, als er vom Warmmachen zur Bank zurücklief und es klar war, dass er gleich eingewechselt wird. Was denn dieses Mal anders gewesen sei als bei allen vorigen Comebacks, wurde der Abwehrspieler live in der ARD gefragt. Badstuber dachte kurz nach, kratzte sich am Kopf und sagte: "Dass es das letzte Mal war. Das habe ich beschlossen."
Ganz selbstverständlich war Badstubers Einwechslung nach dem Anschlusstreffer der Augsburger keineswegs. Auch wenn Ancelotti ihm den Einsatz vor dem Spiel versprach. Es hätte noch eine spannendere Schlussphase geben können, eventuell sogar mit Verlängerung – und das mit einem Innenverteidiger, dem Spielpraxis und Zweikampfhärte komplett fehlten. Doch Trainer Carlo Ancelotti stand zu seinem Word. Der Trainer vertraut auf seinen „Neuzugang“ und konnte so wahrscheinlich viel mehr erreichen, als hätte er einen fußballerisch sinnvolleren Wechsel vollzogen. Der emotionale Wechsel brachte auch das Publikum wieder in Schwung, Bayern spielte auf, Augsburg konnte nicht mehr nachlegen und Badstuber hatte keine brenzlige Situation mehr zu überstehen. Er spielte sogar noch einen öffnenden Pass durch die Mittelfeldkette der Augsburger, aus dem dann fast noch ein Tor resultierte. Das 3:1 von David Alaba in der Nachspielzeit machte dann den Deckel drauf. Ein rundum gelungener Spieltag für die Bayern und auch für Holger Badstuber, dem ganz Fußball-Deutschland nun wieder die Daumen drückt, damit dieses Comeback auch wirklich das letzte war.
Doch auch, wenn es noch einen weiteren Rückschlag geben wird, und spätestens dann jeder normale Profisportler aufgeben würde, gäbe es Einen der weitermacht und wieder aufsteht – Holger Badstuber!