Ein Duell zwischen Hauptstadt- und Vorstadtklub elektrisiert ein ganzes Land
Seit geraumer Zeit findet an Christi Himmelfahrt das Dänische Pokalfinale statt. Für Fußballfans im In- und Ausland kam es in diesem Jahr zum größtmöglichen Endspiel. Denn zum ersten Mal seit 1998 trafen die großen Rivalen FC Kopenhagen und Brøndby Idrætsforening (BIF) in einem Pokalfinale aufeinander. Neben vielen ehemaligen Bundesliga-Akteuren, spielten dabei vor allem kleine Nagetiere eine Hauptrolle.
Von Rostock nach Kopenhagen - die Reise beginnt
Schon mehrere Runden vor Schluss, hatten wir den Wettbewerbsverlauf im dänischen Pokal mitsamt Final-Tag im Auge. Immer in der Hoffnung, dass es hoffentlich zum Final-Derby kommt. Als wir endlich Gewissheit hatten, stieg die Vorfreude vorsichtig an. Vorsichtig, weil bis wenige Tage vor Schluss nicht klar war, ob wir überhaupt ins Stadion kommen. In der kurzen Verkaufsphase ging alle Tickets weg und selbst die Akkreditierung wurde erst wenige Tage vorher bestätigt.
Zudem gestaltete sich der Start eher mäßig. Nach einer kurzen Nacht und einem überraschend leeren Kühlschrank trafen wir uns morgens um kurz vor 9 Uhr im Rostocker Seehafen. Umstände bei denen sich einer von uns, im wahrsten Sinne des Wortes den Zahn ausbiss. Zu allen Übel lief in den Fährtoiletten auch noch Musik von Max Giesinger. Das Wetter passte sich den Gegebenheiten an. Wir hatten Gegenwind. Ein Tag, wie gemalt für diverse Fauxpas.
Die Überfahrt vergeht in 1:45 Stunde zum Glück relativ fix. Den Panoramablick auf Warnemünde gibt es für die 8 bzw. 16 € (je nach Buchungszeitpunkt) inklusive. Eine Rückreise am gleichen Tag ist im Preis inbegriffen. Gedser indes lässt sich ohne Böswilligkeit als „Nest“ beschreiben. Weswegen es angebracht ist, sich kleines Taschengeld (48 dkk.) für die Buslinie 740 ins 20 km entfernte Nyköbbing Falster mitzubringen. Vorort gibt es unseres Wissens keinen Geldautomaten oder Wechselstube. Von Nyköbbing F. brachte uns schließlich der Zug in knapp zwei Stunden nach Kopenhagen.
Kopenhagener Fusionen prägen den Hauptstadtfußball
Obwohl die Region Kopenhagen eine Bastion im dänischen Fußball und seiner Geschichte ist, sind beide Clubs noch relativ jung. Brøndby IF entstand 1964 aus dem Zusammenschluss von Brøndbyøster IF und Brøndbyvester IF. Schon die Vorgängerclubs waren jeweils ambitioniert, gemeinsam setzte man dann vor allem auf den Nachwuchs und man entwickelte sich stetig weiter, bis schließlich 1981 der Aufstieg in die erste Liga gelang und nur vier Jahre später schon die erste Meisterschaft folgte. Es war der Beginn einer mehr mehrjährigen Dominanz der eng verbunden mit der Familie Laudrup ist. Die Vorherrschaft wurde dann allerdings wieder von einer weiteren „Fusion“ abgekühlt. Mit Kjøbenhavns Boldklub und Boldklubben 1903 schossen sich 1992 einer der beliebtesten und einer erfolgreichsten Clubs des Landes ihre Profiteams zusammen. Beide bestehen, allerdings noch bis heute weiter. Mit dieser innovativen Idee war man seinerzeit Vorreiter. Vor allem in Dänemark gab es bereits mehrere Nachahmer, wie den FC Midtjylland oder Randers FC. In Deutschland wurde die SpVgg Fürth auf diesem Weg auch zu Greuther Fürth. Ein Ziel war neben dem sportlichen Erfolg die Nutzung das renoviertem Nationalstadions Dänemarks, das sonst außerhalb von Nationalmannschaftsspielen leer gestanden hätte. Der Fußball-Boom nach dem Erfolg von "Danish-Dynamite" 1992 half beim Aufbau erfolgreichen Hauptstadt-Fußballs kräftig mit.
In der Dänische-Superligaen gewann der FCK seit 1996 elf Titel und Brøndby derer sechs. Nur fünfmal gewann keiner der beiden Rivalen. Auch im Pokal waren beide Teams in diesem Zeitraum sehr erfolgreich und siegten sechs- bzw. fünfmal. Das letzte direkte Duell im Finale des dänischen Pokalwettbewerbs ist allerdings schon fast 20 Jahre her. 1998 siegte Brøndby vor 41.044 Zuschauern mit 4:1. Eine Kulisse die nach diversen Umbaumaßnahmen heute aber nicht mehr erreicht werden kann. max. 38.065 Zuschauer passen jetzt ins Parken.
Während Bröndby sportlich eher kleinere Brötchen backte, zeigte sich der FCK für die letzten großen Ausrufezeichen auf internationalem Parkett verantwortlich. In den Saisons 2006/07, 2013/14 und 2016/17 qualifizierten sich die „Löwen“ für die Gruppenphase der Champions-League. 2010/11 gelang sogar der Sprung bis in das Achtelfinale. Auch die am vergangenen Wochenende grade beendete Spielzeit wurde mit 22 Punkten Vorsprung gewonnen. Gefolgt vom Finalgegner BIF, bei denen auch das letzte Aufeinandertreffen noch in aller Munde ist. Bei der 0:1-Niederlage am Ostermontag sorgte zudem eine Aktion der Brøndbyfans für viel Gesprächsstoff. So wurde FCK-Akteur Ludwig Augustinsson bei der Ausführung eines Eckballs mit toten Ratten beworfen . Ratten waren am Spieltag auch ein allgegenwärtiges Thema. So überklebten die Hausherren des „Parken“ in Stadionnähe alle BIF-Logos auf den Ankündigungsplakaten mit einer durchgestrichenen Abwandlung des Emblems, inklusive Ratten-Verzierung. Im Stadion nahmen die FCK-Fans später mit Bannern Bezug zu dieser Aktion. Sinngemäß heißt es darauf "Man sollte nicht mit Ratten werfen, wenn man aus einem Rattenloch kommt." An dieser Stelle klingt es vermutlich schon einleuchtend, dass der FCK als bürgerlicher Club gilt, während die Arbeiterklasse zu Brøndby hält. In der heutigen Zeit schwingt bei sowas selbstverständlich auch viel Klischee mit, kommt aber im Falle von Brøndby und seinen Plattenbaugebieten aber wohl nicht von ungefähr.
Beide Fanszenen genießen hinsichtlich ihrer Lautstärke, Kreativität und Geschlossenheit einen guten Ruf. In Dänemark kann ihnen keiner das Wasser reichen. Die gegenseitige Abneigung ist riesig. Speziell der „Sydsiden“(Tribüne und Name der Fanszene von BIF) ist die Geschlossenheit wichtig. An erster Stelle steht der Club und die ganze Szene, was auch in der Außendarstellung so gelebt wird. Beim Kontrahenten gibt es mit der „Sektion 12“ zwar auch ein großes Ganzes, das sich auf den Standort im Stadion bezieht. Die Ultras der „Urban Crew“ präsentieren jedoch auch sich selbst. 2017 ist nicht nur das Jahr, in dem der FC Kopenhagen seinen 25. Geburtstag feiert. Auch die „Sydsiden“ hat mittlerweile die gleiche Anzahl an Jahren auf dem Buckel.
Mehr als ein normales Spiel
Die Fahrt durch „Dänemarks schönste Kleinstädte“ endete für uns vorerst am Kopenhagener Hauptbahnhof. Nach einem kurzen Auffrischen im Hostel, machten wir uns schnell Richtung Nationalstadion auf. Ziel sind die Fanmärsche der beiden Fangruppen. Die FC-Fans zogen vom nahegelegenen Rathausplatz zum „Parken“. Die Brøndby-Fans gingen geschlossen vom weltbekannten Nyhavn Richtung Pokalfinale. Leider gelang es uns nicht, einen der beiden Märsche noch auszumachen, was in Anbetracht von den im Netz kursierenden Videos sehr bitter ist. Hier ein Auftritt zweier gelber Wände kurz vor dem Finale.
Am Parken angekommen, kamen wir mit einer kleinen Gruppe FCK-Fans ins Gespräch. Für Rune, Heidi, Camilla und Fea war vollkommen klar: „heute gewinnen wir". Nicht nur aufgrund der langen Abstinenz des Final-Derby, ist die anstehende Partie etwas Besonders für die sie. Denn die Duelle mit dem Erzrivalen sind ohnehin mit nichts nicht vergleichen. „Brøndby gegen den FC Kopenhagen, das ist auch der Kampf um die Vormachtstellung in der Stadt“ sagen Camilla und Fea, die aber im gleichen Atemzug betonen, das Brøndby gar nicht zur Hauptstadt gehört. Camilla spottet: „Keiner weiß wo Brøndby liegt. Kopenhagen ist unsere Stadt“.
„Es geht darum zu zeigen wer die Nummer 1 ist“ unterstreicht Fea, die die Rivalität sogar bis in das eigene Elternhaus spürt. Denn Papa und Bruder sind BIF-Anhänger. „Mein Vater war schon sehr enttäuscht, als ich FCK-Fan wurde“ gesteht sie.
Auf dem weiteren Weg zum Stadion machte es plötzlich Klick. „War das da gerade nicht Christian Nerlinger“? Die Frage war kaum ausgesprochen, da hatte er uns der ehemalige Bayern-Profi bereits am Hacken. Als wir ihn aber ansprechen wollten, enteilte uns der heutige Spielerberater. Nach dem kurzen Spurt, der heute 44-jährige hat nichts von seiner Schnelligkeit eingebüßt, stoppte die wilde Verfolgungsjagd überraschend bei Yussuf Poulsen und Dominik Kaiser von RB Leipzig, die mit Nerlinger verabredet waren. Im Gegensatz zu Nerlinger, der wie die beiden RB-Stars privat da war, standen Yussuf und Dominik für einen kleinen Plausch zur Verfügung.
„Ich wohne ja in Kopenhagen und da Domi mich besucht, sind wir gemeinsam hergekommen“ sagt Poulsen dessen Besuch selbstverständlich nicht ganz zufällig war: „Mein erster Verein war direkt hier nebenan (BK Skjold, die Red.), daher habe ich eine Verbundenheit zum FCK. Zudem ist es das größte Spiel seit Jahren“ führte Poulsen weiter aus. Neben seinem fast akzentfreien Deutsch, überraschte auch, dass der dänische Nationalspieler scheinbar unbehelligt am Rande des Pokalfinals auftreten kann: „Die Leute erkennen mich schon, aber sprechen einen nicht an. Das ist eine andere Mentalität hier“.
Alles klar. Ist angekommen. Wir, die ihn dennoch ansprachen, verabschiedeten uns etwas peinlich berührt ins Stadion und vernahmen dort neben reichlich Laustärke auch immer wieder die ersten Bengalos und Knallkörper. Auch die Choreographien zum Einlaufen der Mannschaften konnten bereits erahnt werden. Neben uns, Poulsen, Kaiser und Nerlinger gab es noch weiteren Besuch aus Deutschland. Thomas Delaney, der erst im Winter vom FCK nach Bremen wechselte, und dort einen entscheidenden Anteil an der furiosen Rückrunde hatte, besuchte seinen Ex-Club. Vor der FCK-Kurve ließ sich der Nationalspieler ordentlich feiern und verabschiedete sich gebührend von seinen Fans. Auch von einer gezündete Fackel und teils vermummten Anhängern in seiner unmittelbaren Nähe zeigte sich Delaney unbeeindruckt. Nach einem halben Jahr Werder, schneit einem wohl nichts mehr aus der Ruhe bringen.
Für die befreundeten Fans des Hamburger SV unter den Ultras des FCK wird er wohl nicht der größte Sympathieträger gewesen sein, der Rest feierte ihn euphorisch.
Alte Bekannte
Bezug zu Deutschland hatten bei den teilnehmenden Teams allerdings noch weitere Aktive. Mit Alexander Zorniger (Stuttgart), dessen Berater Nerlinger ist, und Ståle Solbakken (Köln) stehen zwei Trainer mit Bundesliga-Vergangenheit an der Seitenlinie von BIF und FCK.
Der Vorstand-Klub hat mit Hany Mukhtar (Hertha), Teemu Pukki (Schalke), Benedikt Röcker (Fürth), Thomas Kahlenberg (Wolfsburg), Jan Kliment (Stuttgart) und Zsolt Kalmár (Leipzig) gleich sechs Akteure in seinen Reihen, die in Deutschland Erst-oder Zweitliga-Luft geschnuppert haben. Zudem galt Mittelfeldspieler Christian Nörgarrd unter der Ägide von Frank Arnesen mal als großes Versprechen beim HSV, kam damals jedoch nicht über Regionalliga-Einsätze hinaus. Co-Trainer Martin Retov erspielte bzw. erfoulte sich eher seinerzeit bei Hansa Rostock Kultstatus. Auf Seiten der Kopenhagener ist es William Kvist (Stuttgart) der seine Spuren in der Bundesliga hinterlassen hat. Zudem wird Linksverteidiger Ludwig Augustinsson nach der Saison Thomas Delaney zum SV Werder Bremen folgen.
Zwischen Schweigeminute und Pyroshow - die erste Halbzeit
Bereits 20 Minuten vor Anpfiff machten sich die Teams wieder auf in die Kabinen. Typisch für so ein Spiel, sollte es ja auch noch etwas Rahmenprogramm geben. Die ganzen Showeinlagen rund um die Partie hielten sich aber angenehm in Grenzen. Von "atemlosen" Ausmaßen wie beim deutschen Finale ist man zum Glück weit entfernt.
Während sich die Farben außerhalb des Spielortes noch ab und zu mischten, waren die Fronten auf den Tribünen klar verteilt. Der aktive Heimanhang stand auf seiner gewohnten Hintertortribüne und auf der Haupttribüne. Die Fans von Brøndby machten auf der Gegengerade und der gegenüberliegenden Hintertortribüne Lärm. Getrennt wurden die in Weiß (FCK) und Gelb (BIF) gekleideten Epizentren durch mehrere Pufferblöcke. Bei der dänischen Hymne wurde es gleich richtig laut unter den 32.140 Zuschauern. Die anschließende Schweigeminute lies den Hexenkessel indes wieder blitzartig verstummen. Doch mit einem großen Knall rissen beide Fan-Lager einen wieder aus der Ruhe und drehten bis zum Abpfiff ordentlich auf.
Die Fans des FC Kopenhagen präsentierten tausende kleine Plastikfahnen in den Vereinsfarben Weiß-Blau-Schwarz und etliche Bengalos. Dazu kamen zwei als Pokale (von den Pokalsiegen in 2015 & 2016) stilisierte Blockfahnen, die den Wunsch der FCK-Fans nach dem dritten Erfolg in Serie unterstrich.
In der Brøndby-Kurve wurde zunächst eine riesige Blockfahne präsentiert, auf der Fans und Spieler gemeinsam zusehen waren. Die dort abgebildete Szene könnte aus dem Halbfinale beim FC Midtjylland stammen, in dem der BIF erst in letzter Sekunde den Finaleinzug klarmachte. Später wich die Blockfahne einem blau-gelben Fahnenmeer, sowie viel Rauch und Fackeln.
Auf dem Feld tat es zumindest Brøndby seinen Fans gleich und machte ordentlich Rabatz. Typisch für Zorniger-Teams, ging bei Brøndby mit und ohne Ball mächtig die Post ab. Dementsprechend kamen sie auch zu den ersten guten Chancen. Nach 13 Minuten verzog zunächst Kamil Wilczek frei von der Strafraumkante. Nur eine Minute später scheiterte Hany Mukhtar aus spitzem Winkel. Die Sekunden waren schnell gezählt, ehe der Gästeanhang erneut aufsprang. Kopenhagens-Keeper Stephan Andersen konnte einen Schuss nur prallen lassen, Wilczek köpfte den Ball im zweiten Versuch über die Linie und ließ das Stadion beben. Doch das Schiedsrichtergespann entschied auf Abseits!
Auf der „weißen Tribüne“ machte sich dann wohl langsam Frust breit. Neben dem koordinierten und disziplinierten Umgang mit Bengalos, die nach der Benutzung im Graben entsorgt oder den Ordnern ausgehändigt, flogen leider auch immer wieder Knallkörper und Leuchtspuren auf den Platz und in den Brøndby-Block. Dies zog sich auch über die komplette Spielzeit hin. Dennoch wurde das Spiel nicht ein einziges Mal unterbrochen. Gelassenheit made in denmark. Zumindest die eigenen Spieler schienen sie damit aufgerüttelt zu haben. Ab der 17. Minute kam auch der Hauptstadt-Klub zu der einen oder anderen Chance. Gerade bei Eckbällen brannte es im Strafraum von BIF.
Die zweite Halbzeit
Für die zweite Hälfte bereiteten die FCK-Fans der „Sektion 12“ eine weitere Choreographie vor. Schon in der Pause war ein riesiges „Anti 1964“ (Gründungsjahr von BIF) Spruchband zu sehen. Mit Einlauf der Teams wurde schließlich die ganze Tribüne durch Folien und Bengalos in schwarz und rot getaucht, weshalb die zweite Hälfte ebenfalls später begann. Auch diese Aktion schien im Stadion niemanden zu stören. Statt zu pfeifen oder ähnlichem, warteten die restlichen Fans einfach nur darauf, dass es fußballerisch weitergeht.
Nach kurzem Ausrufezeichen von Teemu Pukki und anschließender großer Pyroshow der Brøndby-Fans sorgte Andreas Cornelius (51.) für den schmeichelhaften FCK-Führungstreffer. Was in der ersten Hälfte noch zu kurz kam, nahm nach dem Seitenwechsel deutlich zu. Neben dem Betrieb auf den Rängen kam es nun auch zu einigen gefährlichen Torraumszenen. Aus stattlicher Distanz nagelte Hany Mukhtar von BIF das Spielgerät nach einem Freist0ß in der 61. Minute an die Unterkante der Latte. Pukki schaltete am schnellsten und drückte den Ball zum vielumjubelten Ausgleich ins Netz. Auf den fotografierenden Teil unser Crew ergossen sich (sehr viel) Bier und diverse weitere Gegenstände. Die Hoffnung, dieses Spektakel auch über 120 Minuten zu sehen, stieg.
In der Folge pulsierte das ganze Stadion. Beide Fan-Lager peitschten ihre Farben unermüdlich nach vorne. Auf dem Feld hatte nun wieder BIF die Überhand und konnte ein paar gute Möglichkeiten verzeichnen. Bei der größten, zehn Minuten vor dem Ende, rettete Kopenhagens Keeper Stephan Andersen spektakulär gegen Pukki.
Was darauf folgte, stellte den Spielverlauf etwas auf den Kopf. Nach einem Freistoß aus der eigenen Hälfte setzte sich Federico Santander ziemlich leicht gegen seinen Gegenspieler durch und sorgte so für die erneute Führung (83.). Nur zwei Minuten später lies erneut Cornelius keinen Zweifel mehr am Sieg des FCK. Während die "Gästefans" zwischen Frustration und Resignation nun teilweise zu Schubserein mit der Polizei übergingen, schossen die Heimfans weiter „fleißig“ mit Böllern und Leuchtspuren um sich. Selbst mehrere Treffer im Gästebereich und die Tatsache, dass der Torlinienrichter aufgrund der einmarschierten Polizei nicht mehr vom Feld runter konnte, erforderten scheinbar keine Unterbrechung.
Nach dem Spiel
FCK-Torwart Andersen wurde, durch die Stimmen der anwesenden Journalisten, verdientermaßen als „man of the match“ ausgezeichnet. Funfact: Von Januar 2007 bis Juni 2011 hütete er ausgerechnet den Kasten des großen Rivalen und heutigen Gegners. Zudem kam er in dieser Saison fast überwiegend nur im Pokal zum Einsatz. Stammkeeper ist nämlich der Schwede Robin Olsen. Die zweitmeisten Stimmen erhielt Brøndbys Rudolph Augustin, der aus der Ferne vor allem durch die Statur einer Kreisligalegende auffiel.
Die Pokal-Zeremonie und die anschließende Jubelarie indes glich ihresgleichen auf dem restlichen Kontinent. Die ausländischen Spieler trugen ihre Nationalfahnen und die Väter ihren Nachwuchs. Es strömte Bier und der Trainer Solbakken wurde gen Himmel geworfen. Im Anschluss zeigte sich der Pokalsieger wieder sehr fannah. Kapitän Mathias Jorgensen gab seine Medaille beispielsweise an einen Fan weiter, wobei da wohl ein Verwandtschaftsverhältnis vorlag. Weiterhin feierte Youssef Toutouh vor der Kurve mit einem Bengalo in der Hand. Sogar die Trophäe ging leihweise an die Ultras der „Urban Crew“ über, die den Pokal wiederum mit einem im Rollstuhl sitzenden Fan feierten.
Die BIF-Fans waren zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr im Stadion. Fluchtartig räumten sie nach dem Abpfiff das Stadion und ließen dabei einiges von ihrem Material zurück. Der Recyclingtrupp der FCK-Ultras half beim Aufräumen.
Während Matchwinner Andreas Cornelius auch noch zwei Stunden nach Spielschluss Interviews gab, genoss William Kvist den Triumph auf seine Weise und dehnte sich ganz alleine auf dem Spielfeld - Musterprofi durch und durch.
Im Innenraum vereinigten sich dann auch wieder die fotografierende und schreibende Hälfte von uns. Nach einem Probesitzen auf der Auswechselbank "blamierten" wir uns ein weiteres Mal vor den „Stars“. Als plötzlich Zorniger an uns vorbeilief, wurde ihm im Affekt gratuliert. Als dieser wohl kurz davor stand eine Straftat zu begehen, verhinderte nur eine im selben Atemzug ausgesprochene Entschuldigung für den Denkfehler und eine anschließende Gratulation zum guten Spiel Schlimmeres.
Fazit
Das Finale des DBU-Pokals hielt was es versprach. Die Fans machten dieses Endspiel mit ihrer Leidenschaft zu einem großen Spektakel. Riesige Choreos über ganze Tribünen, ekstatischer Tor-Jubel sowie laute und abwechslungsreiche Gesänge bildeten einen mehr als würdigen Rahmen.
Zudem zeigten man bei den Pyroshows einen vernünftigen und verantwortungsvollen Umgang. Einzelne Würfe aufs Feld oder andere Blöcke waren dabei in der Masse ein deutliches Nebengeschehen.
Mit dem Rattenvorfall im Vorfeld , schienen die Brøndby-Fans indes den Nerv des Derbygegners getroffen zu haben. Sowohl vor dem Stadion als auch während des Spiels, hatte der FCK-Anhang mehrfach das Bedürfnis zu verdeutlichen, das man nicht selbst, sondern die Fans des Vorstadt-Klubs die Ratten sind. Fortsetzung garantiert.
Für uns war es mit Sicherheit nicht der letzte Aufenthalt in der Stadt. Die verhältnismäßig kurze Reise ist für uns Norddeutsche natürlich sehr reizvoll. Mit Lyngby und Nordsjaelland bietet der Ballungsraum noch zwei weitere Erstligisten. Dann allerdings wieder mit mehr vollem Gebiss.