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Das allerletzte Comeback startet

Tommy Haas mit letzter Mission – Startschuss Australian Open

Der Tennis-Routinier Tommy Haas ist nach mehr als zwölf Monaten Verletzungspause wieder bereit. Für die letzte Mission seiner Karriere, dabei haben ihn Viele schon vor Jahren abgeschrieben und doch hat er es allen immer wieder gezeigt. Nun, kurz vor Australian Open-Start, bremst den gebürtigen Hamburger ein grippaler Infekt noch etwas aus. Ob er es bis zum ersten Match schafft, ist noch unklar. Sein Erstrundengegner wird der an Weltranglistenplatz 46 stehende Franzose Benoit Paire sein.

Haas liege im Bett und habe deswegen für seine zweite Partie beim Kooyong-Einladungsturnier in Melbourne absagen müssen, teilte das Management am Donnerstag der DPA mit. Eigentlich sollte der 38-Jährige gegen den Japaner Yoshihito Nishioka antreten. Der Verzicht sei vor allem eine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Nachdem eine Fußverletzung und seine lädierte Schulter ihm ein Jahr Zwangspause verordneten, will Haas in Melbourne auf die Tennistour zurückzukehren . Am Dienstag hatte die einstige Nummer zwei der Welt beim Kooyong Classics eine Niederlage gegen den Polen Jerzy Janowicz kassiert. Für Haas war es das erste richtige Match seit seinem Aus beim ATP-Turnier in Wien im Oktober 2015. "Ich bin jetzt körperlich wieder so weit, dass ich mich der Herausforderung Profitennis stellen kann", hatte Haas zuvor erklärt.

99% aller Sportler hätten schon vor Jahren ihre Karrieren beendet

Tommy Haas kann eine schier endlos lange Verletzungsliste vorweisen. Als Kämpfer und niemals Aufgebender ist er mittlerweile eine Art Veteran auf der Tennistour. Er will erst aufhören, wenn er es will und nicht weil Ärzte ihm dazu raten. "Ich habe so viel durchgemacht als Profi. Jetzt will ich wenigstens einen würdigen Abschied", sagt der gebürtige Hamburger, der längst seit vielen Jahren mit seiner Frau und zwei Kindern in den USA lebt. Sein Ziel war es immer, dass seine erstgeborene Tochter Valentina noch miterlebt welchen Beruf ihr Vater ausübt. Mittlerweile ist sie sechs Jahre alt und Haas geht in seine letzte, seine sage und schreibe 21. Tennissaison. Auch mit 38 Jahren kämpfte er sich noch einmal in einer leidenschaftlichen Kraftanstrengung zurück in die Hochleistungsgesellschaft des Tennis. Jedes neue Comeback wird härter, doch der Wahl-Kalifornier zieht es durch, denn "Ich will nicht einfach nur auf den Platz gehen. Ich will auch noch ein paar Spiele gewinnen", sagt Haas. Beim Einladungsturnier auf der alten Grand Slam-Anlage in Melbournes Stadtteil Kooyong jedenfalls zeigte Haas gegen Janowicz, dass er dass Tennisspielen nicht verlernt hat. Von den Tennis-Skills kann er es immer noch mit den Großen aufnehmen, nur körperlich wird er, bei einem Grand Slam-Matches über drei Gewinnsätze, wahrscheinliche Probleme haben. Die glühende australische Sommerhitze macht es da sicher nicht leichter. "Klar hätte ich sagen können: Es reicht", sagt er: "Aber ich will meine Karriere anders beenden." Wann, das ist ihm nicht wichtig. Nur wie, davon hat er eine genaue Vorstellung: "Irgendwo auf einem Center Court, wo ich noch einmal gutes Tennis zeigen kann. Das bin ich mir schuldig.“

Haas und Melbourne – eine besondere Beziehung

Vor 19 Jahren im Alter von 19 Jahren war Tommy Haas das erste mal beim Jahresauftakt-Grand Slam dabei. Bis heute war Melbourne der erfolgreichste Schauplatz in der Achterbahn-Karriere. Schon bei seiner zweiten Teilnahme mit 20 Jahren erreichte Haas dort sein erstes Grand Slam-Halbfinale, verlor dann aber gegen den Russen Jewgeni Kafelnikow. Auch 2005 und 2007 musste er sich in Halbfinals geschlagen geben. Unvergessen war sein Monolog vor zehn Jahren im Duell gegen Nikolai Dawidenko. Im vierten Satz des Viertelfinals beim Stand von 6:3, 2:6, 1:6 und 2:1 setzte sich Haas zur Pause auf seine Bank und haderte los: "So kannst Du nicht gewinnen, Hasi. Das geht nicht. Ich zahle Leute für absolut nichts, nur damit ich mich aufregen kann. Ich habe keinen Bock mehr auf die Scheiße…du bist ein Vollidiot" Bevor Haas dann wieder auf den Court trat, pushte er sich aber wieder auf: "Aber du gewinnst es jetzt."

Und so war es auch. Mit 6:1 und 7:5 entschied er die letzten beiden Sätze für sich.

Tommy Haas war anders , kein weichgespülter Sportler, sondern immer Einer, der überrascht und auch mal gegen den Strom schwimmt. Dafür war er sich nicht zu schade. Auch seine gefühlt mehr als zehn Comebacks hat ihm keiner zugetraut, schon 2011 wurde ihm doch nahegelegt aufzuhören, doch Haas legte einweiteres grandioses Comeback hin und gewann 2012 sogar noch einmal den Titel bei den Gerry Weber Open in Halle, in dessen Folge er sich noch bis auf Platz elf der Weltrangliste vorkämpfen konnte. Nun wird es ein besonnenes Comeback. Er will es zu seinen „eigenen Bedingungen“. Das heißt, dass Haas wohl nur die großen Turniere und seine Lieblingsturniere spielen wird. In Deutschland hoffen sicher auch die Austragungsorte Hamburg, Halle, München und Stuttgart auf die Abschiedstournee des Routiniers und Publikumslieblings. Mit Alexander Zverev hat Tennis-Deutschland ja schon den passenden Nachfolger gefunden .

Montag startet der erste Grand Slam des Jahres

Bei den Herren sind bisher sieben deutsche Profis dabei. Rückkehrer Tommy Haas hat mit Benoit Paire ein Los, dass er bisher noch nie hatte - eine Premiere dieses Duell. Der an Nummer 24 gesetzte Hamburger Alexander Zverev startet gegen den Niederländer Robin Haase, sein älterer Bruder Mischa gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez. Richtig schwere Lose erhielten hingegen Routinier Florian Mayer, Dustin Brown und Jan-Lennard Struff. Hier die Partien der Deutschen im Überblick:

  • Alexander Zverev (Hamburg/Nr. 24) – Robin Haase (Niederlande)
  • Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 32) – Nikolos Basilaschwili (Georgien)
  • Florian Mayer (Bayreuth) – Rafael Nadal (Spanien/Nr. 9)
  • Mischa Zverev (Hamburg) – Guillermo Garcia-Lopez (Spanien)
  • Jan-Lennard Struff (Warstein) – Dominic Thiem (Österreich/Nr. 8)
  • Dustin Brown (Winsen/Aller) – Milos Raonic (Kanada/Nr. 3)
  • Tommy Haas (Los Angeles) – Benoit Paire (Frankreich)

  • Vor der Auslosung in Melbourne hatte Kerber gemeinsam mit dem letztjährigen Herren-Sieger Novak Djokovic die Siegerpokale präsentiert. "Das ist schon etwas Besonderes, als Titelverteidigerin hierher zu kommen", sagte sie vor der Auslosung. Ein Prognose wagte sie noch nicht. Sie wolle wieder nur von Runde zu Runde schauen, nachdem sie im Vorjahr beim Erstrundenmatch gegen die Japanerin Misaki Doi erst nach Abwehr eines Matchballs noch weiterkam und dann das Turnier gewann. In der zweiten Runde könnte es ein deutsches Duell gegen Carina Witthöft geben. Das sind alle Begegnungen der deutschen Damen:
  • Angelique Kerber (Kiel/Nr. 1) – Lesia Tsurenko (Ukraine)
  • Laura Siegemund (Metzingen/Nr. 26) – Jelena Jankovic (Serbien)
  • Annika Beck (Bonn) – Asleigh Barty (Australien)
  • Julia Görges (Bad Oldesloe) – Katerina Siniakova (Tschechien)
  • Andrea Petkovic (Darmstadt) – Kayla Day (USA)
  • Carina Witthöft (Hamburg) – Qualifikantin