US-Basketballer erzielen bei der WM in China das schlechteste Ergebnis der Geschichte.
Die Basketball -WM in China geht in die Geschichtsbücher ein! Spanien wurde erstmals seit 2006 Weltmeister und setzte sich im Endspiel gegen das Überraschungsteam Argentinien klar mit 95:75 durch. Was für viel mehr Aufsehen sorgte: Dauer-Champion USA belegte in der Endabrechnung nur Platz sieben und fuhr damit das schlechteste Ergebnis seiner WM-Geschichte ein. Für das erfolgsverwöhnte „Mutterland“ des Basketballs ein Debakel, das absehbar war.
Schon im Vorfeld sagten etliche US-Stars wie LeBron James, Stephen Curry oder James Harden für die WM ab. Zu unattraktiv schien den Topspielern ein Turnier, das aus ihrer Sicht weitaus weniger Strahlkraft als die Olympischen Spiele hat. Selbst die zweite Reihe aus der NBA winkte ab, wohl auch, um sich von einer langen Saison in der weltbesten Basketball-Liga zu erholen.
US-Medien mutmaßten schon im Vorfeld, dass bei der WM kein amerikanisches „Dream Team“ an den Start gehen werde, sondern allenfalls eine B- oder C-Auswahl. Zu den bekanntesten Gesichtern zählten ihre Trainer, Chefcoach Gregg Popovich (70) und sein Assistent Steve Kerr (53), die in der NBA mehrfach zu Meisterehren gekommen waren. Ihnen blieb die (undankbare) Aufgabe, eine zusammengewürfelte Truppe zum WM-Titel zu führen.
Frankreich ist eine Nummer zu groß
Dass dies kein Selbstläufer werden würde, deutete sich schon im ersten Testspiel gegen Australien an, das die USA mit 94:98 verloren. Die erste Pleite seit 13 Jahren und 78 Spielen! Da sprach man noch von einem Betriebsunfall. Und tatsächlich zeigte der Top-Favorit bei der WM-Vorrunde eine Reaktion und marschierte mit fünf Siegen in fünf Spielen ins Viertelfinale. Dort wartete mit Frankreich eine Spitzenmannschaft, die gleich fünf NBA-Profis aufbot. Sie brachten die US-Stars an ihre Grenzen und warfen die Amerikaner mit einem 89:79-Triumph aus dem Turnier.
„Es ist egal, wer bei uns im Team ist. Frankreich hat uns einfach geschlagen. Das Leben geht weiter“,
versuchte Popovic die erste Niederlage seit 2006 zu relativieren. Einen Tag später kassierten die USA in der Platzierungsrunde gegen Mitfavorit Serbien die nächste Pleite (89:94). Am Ende landete der Top-Favorit nach dem 87:74 gegen Polen auf Rang sieben. Schlechter schnitt nie ein „Dream Team“ bei Top-Events ab.
Wer fährt jetzt zu Olympia?
Das Medienecho in der Heimat war verheerend. „Debakel“, „Weckruf“, „Quittung“, titelten die Zeitungen. Popovich wehrte sich gegen die Kritik, sagte:
„Es gibt keine Schuld, die man zuweisen muss. Wir sollten uns schämen, weil wir keine Goldmedaille gewonnen haben? Das ist eine lächerliche Einstellung. Es ist kindisch, es ist arrogant, und es zeigt, dass diejenigen Leute nicht die anderen Teams auf der Welt respektieren. Und dass sie nicht respektieren, dass die Jungs, die hier waren, ihr Bestes versucht haben.“
„Wir ärgern uns selbst am meisten über das Ergebnis der WM. Wir haben von von ein bis zwölf so viele Opfer für die Nation gebracht. Ich werde keine üble Nachrede akzeptieren“, twitterte US-Center Miles Turner.
Vielmehr richtet sich der Unmut gegen die NBA-Profis, die im Vorfeld abgesagt hatten. ESPN schrieb: „Amerikas Topspieler müssen ihre Pläne für den kommenden Sommer überdenken. Die Welt ist mittlerweile voll von Nationalmannschaften, die ein zerrissenes amerikanisches Team entlarven können.“
Was der Sender meinte: Um bei den Olympischen Spielen 2020 den Titel zu verteidigen, müssen Liga und Profis wieder an einem Strang ziehen und ihre Besten nach Tokio entsenden. Andere Experten empfehlen, dass man die Stars, die jetzt gekniffen haben, für Olympia sperren und lieber mit jungen, hungrigen Talenten ins Turnier starten sollte.
Auch deutsche Korbjäger enttäuschen
Auch das hoch gehandelte deutsche Team, das erstmals mit vier NBA-Profis anreiste, enttäuschte bei der WM auf ganzer Linie und belegte Rang 18. Knackpunkt war die herbe 68:70-Niederlage gegen Underdog Dominikanische Republik, mit der das Vorrunden-Aus besiegelt war.
„Jede Mannschaft hat bei einem Turnier ein schlechtes Spiel. Es ist unglücklicherweise das wichtigste gewesen. Am allgemeinen Weg ist nichts falsch. Wir haben die Zeit, zu schauen, an welcher Schraube wir noch drehen können. Vielleicht war in der Vorbereitung alles ein bisschen zu gut“, sagte Bundestrainer Henrik Rödl.
Deutschland hat bei einem Qualifikationsturnier im Juni 2020 die letzte Chance, ein Ticket für die Olympischen Spiele zu ergattern.
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