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Der Kämpfer des Jahres

Andreas Toba stellte den Erfolg des Teams über seine eigene Gesundheit.

Es war vielleicht DIE Szene der Olympischen Spiele . Trotz eines Kreuzbandrisses und weiterer Kapsel und Meniskusverletzungen im rechten Knie geht der Turner Andreas Toba auch beim nächsten Gerät an den Start, hält die Übung mit Bravour durch, holt sogar den besten Wert aller im deutschen Team und ermöglicht Deutschland damit den Einzug ins Finale beim Mehrkampfwettbewerb.

Andreas Toba verletzte sich am Qualifikationstag am Boden. Ein kurzer Knall, ein leichtes Wegknicken des Knies und sofort der Griff an eben dieses. Der Wettkampf schien gelaufen, nicht nur für ihn, auch für das ganze deutsche Team, da seine Performance am Pauschenpferd noch ausstand. Keine Übung war gleichbedeutend mit keinen Punkten. Doch unter Schmerzen wollte er der Mannschaft helfen. "Das, was ich gestern gemacht habe,am Pferd, war vielleicht verantwortungslos, aber jede Zeit würde ich das für mein Land und vor allem für diese Mannschaft wieder machen!", twitterte er kurz darauf. Doch es lohnte sich. Die deutsche Riege schaffte es dank seiner 14,233 Punkte tatsächlich noch ins Finale der besten acht Nationen, die zwei Tage später die Medaillen unter sich ausmachen. Das dort nur Platz Sieben erreicht werden konnte, wurde zur Nebensache.

Der frisch gewählte Sportler des Jahres und Olympiasieger Fabian Hambüchen litt mit seinem Kollegen: "Es ist schade mit Andreas Toba und seiner Verletzung, aber es war toll, wie er am Pferd auf die Zähne gebissen hat für das Team." Für Hambüchen sind solche Verletzungen aufgrund der Änderung des Punktesystems hausgemacht. "Ich mag die aktuelle Regelung nicht. Das alte System war einfacher und flexibler für jeden. Nun gehen die Athleten mehr an ihre Grenzen, es wird gefährlicher", sagte der Reckspezialist.

Olympia bietet immer wieder den Stoff für neue Helden und bringt sie meist in den Sportarten hervor, die nicht so sehr im Rampenlicht stehen. So treten alle vier Jahre die unbekannteren Sportler auf die Bühne und schaffen mit ihren Leistungen Großes. Diese Geschichte darf auf keinen Fall in den Jahresrückblicken für 2016 fehlen. Andreas Toba steht sinnbildlich für den Helden, der übermenschliches leistet und das für selbstverständlich hält. Sein Einsatz zeigt, was für ein geschlossener Teamgeist unter den Turnern vorherrscht. Die Rede ist oft von einer Turn-Familie. Dass das nicht nur Gerede ist, scheint jetzt klar. "Andi hat eindrucksvoll bewiesen, dass er ein großes Kämpferherz hat und kein Weichei ist", sagt Wolfgang Willam, Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes.

Am Ende dieses verrückten Olympiajahres wurde der bescheidene und zurückhaltende Andreas Toba mit Ehrungen überhäuft. Und wie wir sagen: zurecht! Die Fernsehzuschauer verliehen ihm den Publikums-Bambi, beim Sportpresseball wurde er mit dem Pegasos-Preis zum „Sportler mit Herz“ geehrt, und erst am 18. Dezember wurde ihm bei der Verleihung des Sportler des Jahres der spezielle Sparkassenpreis „Vorbild des Sports“ verliehen. Dieser Preis ist mit 40.000 Euro dotiert und ehrt den Sportsgeist, die Tapferkeit und den Mut eines Sportlers, der trotz widriger Umstände bereit ist, über die Grenzen hinaus zu gehen.