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Des einen Freud', des anderen Leid

Wie ein schicksalhaftes Ereignis im Leben von Allen Iverson die NBA für immer veränderte

Springfield, Massachusetts. Die Naismith Memorial Basketball Hall of Fame stellt die “Class of 2016” vor. Von den zehn neuen Mitgliedern, fällt eines ganz besonders auf. Sein Alter ist ihm nicht anzusehen, seine Statur, für einen NBA-Profi, klein und schmächtig. Die aus dem schwarzen Hemdkragen herausragenden Tattoos und die Dreadlocks machen ihn unübersehbar. Sein Name: Allen Iverson.

Auch während seiner Karriere, stach der 1,83 Meter kleine Pointguard immer wieder heraus und veränderte dadurch den Sport wie kaum ein Zweiter. Mit seinem Auftreten führte er die NBA in ein neues Zeitalter, für die Hip-Hop-Generation war er das, was Neil Armstrong für die Raumfahrt war, er hat sich auf Terrain bewegt, was sich vorher noch keiner gewagt hat zu betreten.  Aber auch auf dem Parkett hat er auf sich aufmerksam gemacht. Sein unnachahmlicher Zug zum Korb und seine legendären Crossover machten ihn zum elfmaligen All-Star und zu einem der besten Scorer des Sports.

Auch wenn dieser Sport nicht seine erste Wahl gewesen ist. „Football wird immer meine Nummer-1-Sportart bleiben“, hat er wieder und wieder betont. Denn was die wenigstens wissen, Allen Iverson war während seiner Highschool-Zeit auch ein überragender Footballspieler.

Als Quarterback führte er im Junior Year (11.Klase) das Team der Bethel High zur Meisterschaft und wurde daraufhin zum besten Spieler im Bundesstaat Virginia gewählt. Im First All-State Team fand man ihn auf der Position des Quarterback und des Safety wieder.  Er war nämlich nicht nur Spielgestalter seiner Mannschaft, sondern rannte auch Punts sowie Kick-Offs zurück und war im Defensive Backfield gesetzt. So holte er sich in einem einzigen Spiel fünf Interceptions und brach damit einen Uralt-Rekord Virginias.

Die Meisterschaft nur drei Monate später mit dem Basketball-Team, macht seine Leistung nur noch respektabler. Auch in dieser Sportart, wurde er zum besten Spieler des Staates gekürt.

Seine Leistungen im Sport machten ihn zur lokalen Berühmtheit, hunderte von Menschen fanden nur seinetwegen den Platz auf den Zuschauerbänken. Unter ihnen auch Football- und Basketballtrainer der wichtigsten Colleges des Landes, jeder wollte das Wunderkind mit eigenen Augen spielen sehen.

Dass er am Ende für keine der großen Universitäten auflaufen und ein Football-Spiel absolvieren sollte, ist einem Bowling-Abend mit seinen Freunden geschuldet. Der damals 17-Jährige Iverson soll damals in einer Schlägerei, zwischen Schwarzen und Weißen beteiligt gewesen sein. Noch bevor er seinen Schulabschluss machen konnte wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt - nach Erwachsenenstrafrecht. Keine Frage ein rassistisch motiviertes Urteil, was durch den Umstand, dass nur Schwarze und kein einziger Weißer angeklagt wurde, noch verdeutlicht wurde. Das sah auch der neue Gouverneur Arizonas so und begnadigte Iverson und seine Freunde nach vier Monaten, allerdings unter der Auflage, dass er kein Sport mehr machen darf.

Ohne Aussicht auf ein Stipendium für ein College beendet er die Schule, seine Karriere schien schon zu Ende bevor sie richtig angefangen hatte. Sein Mutter hatte die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, sie fuhr nach Georgetown und flehte den dortigen Basketball-Coach John Thompson an, ihrem Sohn eine zweite Chance zu geben. Thompson willigte ein und nahm Iverson mit den Worten "Wenn du auch nur daran denkst, hier Football zu spielen, werde ich dir deinen dünnen schwarzen Arsch aufreißen", im Team auf. Das Ende seiner Football-Ambitionen.

Im Endeffekt kann man nicht sagen, ob eine Karriere in der NFL genauso erfolgreich gewesen wäre. Für Allen Iverson steht aber fest,  wenn Gott und er dieselben Pläne gehabt hätten, dann hätte er sein Geld mit dem oval geformten Ball verdient. Warum der Herr sich anders entschieden hat weiß er nicht, was er aber weiß: "Hinterfrage niemals Gott."