Wie Rennrodlerin Aileen Frisch für Südkorea startete.
Als der olympische Rodel-Wettbewerb der Frauen beendet war, lachte sie in die Kameras. Lim Il Wi hatte gerade bei ihrer Olympia-Premiere den achten Platz belegt. Kein schlechtes Ergebnis für eine Teilnehmerin aus dem Gastgeber-Land, in dem Rodeln nicht gerade zu den populärsten Sportarten zählt. „Ich bin sehr glücklich, die vier Läufe waren in Ordnung. Meine bestes Weltcup-Ergebnis in dieser Saison war Platz 15. Jetzt auf Platz acht zu fahren, ist super“, sagte die Südkoreanerin nach dem Rennen in der ARD. Jetzt wurde auch dem Letzten bewusst: Lim Il Wi ist eigentlich Deutsche und hieß bis vor einem Jahr noch Aileen Frisch.
Die 25-Jährige aus dem Erzgebirge gehörte früher zu den größten deutschen Nachwuchs-Hoffnungen. Die Rennrodlerin wurde 2012 Junioren-Weltmeisterin und Dritte bei den Deutschen Meisterschaften. Mit dem Wechsel in den Senioren-Bereich folgten die ersten Enttäuschungen. Nach einer Weltcup-Saison wurde das Talent in den B-Kader versetzt. Später fuhr Frisch nur noch im zweitklassigen Nationen-Cup. „Ich hatte keinen Spaß mehr, wurde nicht besser, eher schlechter“, sagte die Sächsin, die mit 23 frustriert ihre Laufbahn beendete.
Neuer Name, neuer Pass, neue Heimat
Nach 18 Monaten die überraschende Wende: Frisch erhielt einen Anruf vom südkoreanischen Cheftrainer Steffen Sartor. Der Deutsche sollte für die Asiaten ein halbwegs schlagkräftiges Rodel-Team für die Heim-Spiele in Pyeongchang zusammenstellen und erinnerte sich an das Top-Talent. Nach einigem Zögern sagte Frisch, die mittlerweile ihre Dienstzeit bei der Bundeswehr beendet hat, zu. „Natürlich ist das auch eine schöne Möglichkeit, um zu Olympia zu kommen. Aber ich nahm das Angebot an, weil mir das Rodeln fehlte“, sagte Frisch der „Welt“.
Dass sie für die Einbürgerung ihren deutschen Namen, ihren Pass und ihre Heimat aufgeben musste, nahm die Athletin in Kauf. „Mein Pass macht mich ja nicht aus. Ich bin ich.“ Den Einbürgerungstest mit Fragen zu Kultur und Geschichte Südkoreas inklusive des Singens der Hymne bestand die Deutsche locker. „Mittlerweile bin ich eine waschechte Koreanerin“, sagte Aileen Frisch. Seit Januar 2017 heißt sie Lim Il Wi. Der Name bedeute so viel wie „Die, die den ersten Preis gewinnt“.
Olympia-Quali trotz Sturz und Verletzung
Trotzdem wäre ihre Olympia-Premiere fast geplatzt. In ihrer ersten Trainingswoche auf der Bahn in Pyeongchang brach sich die Neu-Koreanerin den Fuß. Doch sie biss auf die Zähne, schlüpfte für das Training sogar in einen größeren Wettkampfschuh, der ihr im Rennen Zeit kostet. Im Dezember 2017 der nächste Rückschlag: Bei der Asienmeisterschaft auf ihrer „Heimbahn“ in Altenberg stürzte sie und verletzte sich am Sprunggelenk. Doch auch diese Verletzung steckte die ehrgeizige Sächsin weg und schaffte die Olympia-Quali.
Bei ihrem Olympia-Debüt für Südkorea brachte Frisch vier ordentliche Läufe herunter und belegte einen respektablen achten Platz. Hinter ihren früheren deutschen Rivalinnen, der Olympia-Siegerin Natalie Geisenberger, der Silbermedaillen-Gewinnerin Dajana Eitberger und der Viertplatzierten Tatjana Hüfner.
Den Vorwurf, nur wegen Olympia die Staatsbürgerschaft gewechselt zu haben, will sie so nicht stehen lassen. „Ich werde in Korea bleiben, egal wie es im Verband weitergeht“, sagte Frisch, die in Südkorea eine Ausbildung oder ein Studium aufnehmen will. „Ich möchte weiter die Sprache lernen. Denn eine Koreanerin muss koreanisch sprechen.“
Aileen ist übrigens nicht die einzige ausländische Sportlerin, die für die Olympischen Winterspiele von Südkorea eingebürgert wurde. Ein Porträt über sie (Sprache: englisch) gibt es hier: