Jann-Fiete Arp sorgte bei der U-17 EM für Furore und zeigt, dass der Mittelstürmer in Deutschland noch lange nicht zum Aussterben verdammt ist.
Jeder hat so seine Problemzonen, bei Frauen sind sie meist im Bereich von Bauch, Beine und Po, bei der deutschen Fußballnationalmannschaft, ist sie im gegnerischen Strafraum. Eine Diskussion, die von den Medien immer wieder aufgeworfen wird. Seit dem Karriereende von Miroslav Klose fehle ein Stürmer mit Weltklasse-Format. Auch das neue System mit einer „falschen Neun“, die den klassischen Mittelstürmer ersetzen soll, sei gescheitert. Besonders die Europameisterschaft 2016 lieferte gute Argumente für diese Annahmen. Nur sieben Tore nach sechs Spielen. Zu wenig und das Aus im Halbfinale.
Im Moment ist wieder eine EM, die der U-17 in Kroatien und für sieben Tore hat Deutschlands Stürmer Jann-Fiete Arp nur vier Spiele gebraucht. Beim 5:0-Erfolg über Bosnien-Herzegowina gelang ihm sogar ein Hattrick in nur 13 Minuten – der schnellste der U-17-EM-Geschichte. Keine Frage, das Niveau lässt sich nicht vergleichen. Trotzdem, mit seinem Torriecher und seiner Größe von 1,86 Meter verkörpert er das, was die Profis zuletzt vermissen ließen, Durchschlagskraft im gegnerischen Strafraum. Eigenschaften, die Deutschland auch bei dieser EM bis ins Halbfinale geführt haben. In diesem Spiel durfte Arp das Team als Kapitän aufs Feld führen.
Das Amt hat er auch bei den B-Junioren des Hamburger SVs inne. Auch hier überzeugt der Führungsspieler. 26 Tore in 21 Spielen sprechen eine eindeutige Sprache, die das Interesse des einen oder anderen Topklubs hervorruft. Bereits im letzten Jahr soll RB Leipzig die Fühler nach ihm ausgestreckt haben. Seit neustem sind angeblich auch Borussia Dortmund und der FC Chelsea interessiert. Natürlich, weiß auch der HSV was er an ihm hat, so durfte der damals erst 16-Jährige Arp bereits bei den Profis mittrainieren. Laut seinem Hamburger U-17 Trainer Christian Titz bringt er alles mit um sich dort durchzusetzen: “Er hat eine gute Geschwindigkeit, eine starke Ballmitnahme und ist gefährlich im Abschluss. Für sein Alter ist er sehr reif.“
Grund genug um seinen im Sommer 2018 auslaufenden Vertrag langfristig zu verlängern. Nachdem hoffnungsvolle Talente wie Kerem Demirbay und Jonathan Tah den Klub frühzeitig verlassen und woanders ihr Glück gefunden haben, soll es mit Jann-Fiete Arp endlich gelingen eine Identifikationsfigur beim HSV-Aufzubauen. Prädestiniert wäre er dazu, ist er doch ein echtes Nordlicht. Geboren in Wahlstedt in Schleswig-Holstein, kam er bereits im zarten Alter von zehn Jahren nach Hamburg und durchlief seitdem alle Jugendabteilungen.
Die Hoffnungen auf einen Verbleib sind durchaus berechtigt. Einer der Spieler an dem sich Arp orientiert ist Tottenhams Harry Kane: „Er hat sich auch aus der eigenen Jugend hochgearbeitet und ist jetzt englischer Nationalspieler.“ Einen ähnlichen Weg wünscht sich der HSV.
Auch die Kritiker der deutschen Nationalmannschaft dürfen hoffen, dass das Team in absehbarer Zeit wieder dauerhaft mit einer „echten Neun“ agiert. Noch hat man mit Gomez einen Top-Stürmer in den eigenen Reihen, aber mit Anfang dreißig, ist das Karriereende auch nicht mehr außer Reichweite.
Nach einem 0:0 während der regulären Spielzeit musste man ins Elfmeterschießen. Arp übernahm Verantwortung und traf. Er sollte einer von zwei deutschen Schützen bleiben, die den Ball im Tor unterbringen konnten. Spanien war am Ende die etwas glücklichere Mannschaft und zog ins Finale ein. Trotz der Niederlage darf man träumen, dass der junge Stürmer, die Riege der großen deutschen Mittelstürmer endlich fortsetzt: Seeler, Müller, Hrubesch, Völler, Klose,… Arp?