Sie ist stark, schön und kämpft gegen Klischees an: Sarah Davies macht derzeit über ihren Sport hinaus Schlagzeilen. Die Britin ist eine talentierte Gewichtheberin, die das Zeug hat, bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio eine Medaille zu erringen. Gleichzeitig punktet die 26-Jährige mit ihrem Aussehen und tritt bei Miss-Wahlen an. Mit ihrer Doppelrolle versucht die Athletin, Vorurteile abzubauen und althergebrachte Schönheitsideale zu revidieren.

„Schönheitsköniginnen müssen dünn und blond sein, Gewichtheberinnen burschikos und dick. Ich kann leider mit nichts davon dienen``, sagte Davies der Zeit.

Ihre Motivation und Willensstärke zieht die Sportlerin aus Preston bei Liverpool aus ihrer Kindheit und Jugend. Damals litt Davies unter ihrem Körper, der nicht der „Norm“ entsprach. Als Kunstturnerin hatte sie mit 14 muskulöse Oberarme und ein breites Kreuz. Sie musste sich von ihren Mitschülern dumme Sprüche anhören und wurde gemobbt. „Als Kind wurde ich gehänselt, weil ich als Turnerin muskulös war. Ich wollte einfach irgendwann nur normal sein“, erinnert sich Davies.

Vom Mobbing-Opfer zur Schönheitskönigin

Daraufhin schloss sie mit dem Leistungssport vorerst ab und begann in Leeds ein Studium. Dort ließ sich sie die hübsche Britin von ihren Kommilitonen überreden, an einem Schönheitswettbewerb teilzunehmen. Prompt gewann sie die Miss-Wahl und setzte damit ein Zeichen. „Ich habe gemerkt, dass ich ein Vorbild für Mädchen sein kann, die sich so fühlen wie ich damals, die vielleicht anders aussehen und deshalb leiden. Ich wollte ihnen zeigen, dass man auch ein gutes Körpergefühl haben kann, wenn man sich nicht zu Tode hungert“, so die 1,64 m große und 66 Kilogramm schwere Athletin.

Kurz darauf verliebte sich die Studentin in einen Gewichtheber, den Olympiateilnehmer Jack Oliver. Sie begleitete den 28-Jährigen häufig zum Training. Irgendwann begann Sarah selbst, die Hanteln zu stemmen und fand schnell Spaß am Gewichtheben. Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Im Jahr 2015 wurde sie U23-Europameisterin. Bei den Commonwealth Games 2018 in Australien gewann die Britin in der Klasse bis 69 Kilogramm Silber, bei der WM im gleichen Jahr wurde sie Neunte im Stoßen. Läuft alles nach Plan, will die ehrgeizige Athletin bei den Spielen in Tokio als erste britische Gewichtheberin eine Medaille gewinnen.

Parallel nahm Davies an den Wahlen zur „Miss Intercontinental“ auf den Philippinen teil. Auch wenn es bei dem Schönheitswettbewerb für sie nicht zum Sieg reichte, war ihre Botschaft klar. „Für mich bedeutet Feminismus, dass Frauen eben genau das tun können, was immer sie wollen. Was ich kann, ist wirklich aussergewöhnlich: Nicht viele Leute können das Doppelte ihres Körpergewichts über ihren Kopf stemmen.“

Hier findet ihr ein kurzes Porträt über Sarah (in Englisch):