+++ Italiener hoff(t)en auf eine peruanische Reform und die Zügel der FIFA +++
Der 13. November 2017 wird vielleicht als Volkstrauertag in die Geschichte Italiens eingehen. Ein Datum, das eine ganze Nation in kollektive Trauer stürzte. Eines der begeistertsten und erfolgreichsten Fußball-Länder überhaupt wird erstmals seit 1958 nicht an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Gegen Schweden musste man sich nach 0:1 und 0:0 in den Playoffs überraschend geschlagen geben.
Darf Italien nun doch noch zur Fußball-WM nach Russland fahren? Ein Bericht aus Südamerika nährte jedenfalls die Hoffnungen der Azzurri, auch wenn dazu doch noch jede Menge gehört. Aber angeblich drohte Peru der Ausschluss. Unverhofft gab es plötzlich wieder Hoffnung am Stiefel, doch noch zur WM reisen zu dürfen. Die peruanische Sportzeitung "Libero" spekulierte über einen möglichen Ausschluss Perus, welches sich über die Playoff-Runde gegen Neuseeland zum fünften Mal in seiner Geschichte für eine WM qualifiziert hatte.
Kippt neues Gesetz die WM-Teilnahme Perus?
Der Kongressabgeordnete Paloma Noceda wollte ein Gesetz auf den Weg bringen, um den peruanischen Fußballverband unter die Kontrolle des staatlichen Sportinstitutes zu stellen. Ausgerechnet jetzt nach der erfolgreichen WM-Qualifikation. Denn es gab dabei ein wesentliches Problem: die Fifa sieht strikte Sanktionen vor, sollte sich der Staat in die Angelegenheiten des Verbandes einmischen. In diesem Fall greift der Weltverband hart durch und suspendierte in der Vergangenheit bereits verschiedene Länder, die das gleiche durchgezogen haben, nur dieses Länder nahmen nie an Endrunden jeglicher Art teil. Und wer suspendiert ist, kann dementsprechend auch nicht an der WM teilnehmen. Der dann freie Platz müsste neu besetzt werden und da haben sich die Italiener natürlich selbst ins Spiel gebracht.
Italienischer Verband rechnet sich durchaus berechtigte Chancen aus
Ungewöhnlich, aber tatsächlich gibt es für diesen noch nie dagewesenen Fall noch keine Richtlinie an die sich die FIFA halten muss. Die Verantwortlichen dürften frei entscheiden, welches Land nachrücken darf. Die englische "Sun" spekuliert natürlich auch schon wild: drei mögliche Varianten haben sie in den Raum gestellt: entweder bekommt Chile (ein Platz hinter Peru in der südamerikanischen WM-Qualifikationen), Neuseeland (dem Playoff-Gegner) oder eben Italien (als bestplatzierter Nicht-Teilnehmer der FIFA-Weltrangliste) das ausstehende Ticket. Klingt alles recht logisch, doch da muss man mal wieder in die FIFA-Regularien schauen: die Fifa-Regeln sehen vor, dass lediglich 13 europäische Teams bei der WM mitwirken dürfen, was die Chancen des viermaligen Champions schon gleich Null setzt.
Aus Angst vor einem Ausschluss wurde der Entwurf allerdings von Seiten des peruanischen Parlamentes noch rechtzeitig gestoppt. Medienberichten zufolge wiesen die Parlamentarier Nocedas Vorschlag zurück. Der Entwurf soll durch eine entschärfte Version abgeschwächt werden, die klar und deutlich unterstreicht, dass der peruanische Fußball-Verband weiterhin eigenständig agiere. Gegen diese Neuerung dürfte die Fifa dann Nichts einzuwenden haben.
Das passiert bei einem Ausschluss (wenn es denn einen gibt)
Doch was braucht es überhaupt, um ausgeschlossen zu werden und viel wichtiger: wer würde dann nachrücken?
Das ist unklar! Die UEFA hatte bereits vor Beginn der EM-Qualifikation 2014 ein 66-seitiges Regelwerk veröffentlicht, das eigentlich alle Eventualitäten abdecken sollte; von der korrekten Bedienung der Stadionuhr (die Nachspielzeit darf nicht auf der Anzeigetafel mitlaufen) bis zur Wahl der Heim- und Auswärtstrikots. Bezüglich der Disqualifikation einer Mannschaft aus dem laufenden Wettbewerb ist der Text aber schwammig. In Artikel 27, Punkt 3 heißt es schlicht: "Wird ein Verband aus dem laufenden Wettbewerb ausgeschlossen, werden die Resultate und Punkte aus allen Spielen der betreffenden Mannschaft annulliert." Proteste und Klagen der Verbände wären die Folge. Doch was kommt dann wirklich zum Tragen.
Wäre es wirklich zu einem Ausschluss gekommen, wäre das "Emergency Panel" der UEFA, eingeschaltet worden. Es ist eine Art Härtefallkommission. Die Entscheidung läge dann in den Händen eines fünfköpfigen Gremiums - dem Präsidenten, dem ersten Vize-Präsidenten, dem Vize-Präsidenten, der für die Finanzen zuständig ist und zwei weiteren Mitgliedern des Exekutivkomitees. Und auch die haben alle unterschiedliche Interessen. Am Ende steht sicherlich keine Entscheidung im sportlichen Sinne, so oder so. Bis so etwas wirklich passiert und die Nachfolge-Regelung in Kraft tritt, fließt sehr viel Wasser bergab und um das Tal der Tränen nicht bald zu erweitern, sollten sich die Italiener derzeit keine allzu großen Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme in Russland machen.