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Max Kepler: In der MLB ist er die neue Baseball-Hoffnung

Wie ein Berliner in die beste Baseball-Liga der Welt aufstieg

Wenn Ende März in den USA die Baseball-Saison beginnt, wird es für Max Kepler ernst. Der 26-Jährige, der nach Donald Lutz erst der zweite deutsche Profi in der Geschichte der Major League Baseball (MLB) ist, unterschrieb jüngst bei seinem Klub, den Minnesota Twins einen Fünf-Jahres-Vertrag – dotiert über 35 Millionen Euro! Damit gehört der Berliner urplötzlich zu den bestverdienenden deutschen Sportlern der Welt und schließt finanziell zu Größen wie Basketball-Star Dirk Nowitzki und Eishockey-Profi Leon Draisaitl auf. Und das in einer Sportart, die hierzulande kaum bekannt ist. Wie hat er das nur geschafft?

Max Kepler: Vom Hertha-Fußballer zum Baseball-Talent

Maximilian Kepler-Rozycki, wie er mit vollem Namen heißt, wuchs in Berlin als Sohn einer Texanerin und eines Polen auf. Die Eltern standen etliche Jahre im Ensemble des Berliner Staatsballetts und vermittelten ihrem Sprössling Disziplin und Willensstärke. Tugenden, die Max später helfen sollten. „Baseball ist sehr mental und nach schlechten Spielen kann man schon mal leicht negativ werden“, sagte Kepler. „Aber mein Vater hat mir beigebracht, auch unter Druck positiv zu bleiben und sich aufs Wesentliche zu fokussieren.“

Doch an Baseball war in seiner Kindheit zunächst nicht zu denken. Max begann wie viele deutsche Jungs in seinem Alter mit Fußball und stand in der D-Jugend von Hertha BSC im Tor. Parallel spielte das Multi-Talent Tennis. Er war sogar so gut, dass er von der Steffi-Graf-Stiftung ein Tennis-Stipendium angeboten bekam. Mit dem Wechsel auf die John-F.-Kennedy-Schule im Berliner Stadtteil Zehlendorf änderte sich allerdings sein Fokus.

An der deutsch-amerikanischen Schule probierte er erstmals Baseball aus, diese anspruchsvolle Sportart aus den USA, von der in Deutschland kaum einer die Regeln kennt. Doch Max fand schnell Gefallen an dem Spiel mit der „Keule“. Nach einem Urlaub in der Dominikanischen Republik, wo schon die Kinder von einer Baseball-Karriere träumen, war für ihn die Entscheidung gefallen. „Ich liebe dieses Spiel.“

Nach ersten Schritten in der Jugendmannschaft der Berlin Sluggers wechselte Kepler mit 15 Jahren auf das Baseball-Internat in Regensburg. Für die „Legionäre“ spielte das Ausnahmetalent früh in der 1. und 2. Bundesliga und wurde mit 18 Deutscher Meister. Zu diesem Zeitpunkt hatten längst die Scouts aus Amerika ein Auge auf den schnellen, groß gewachsenen Jungen mit dem strammen Wurfarm geworfen.

„Ich war 2007 beim Länderpokal der Schüler in Bonn. Max fiel sofort auf. Weil er schon damals sehr groß für sein Alter war. Und es war mir sofort klar: Den muss ich im Blick behalten. Man konnte schon sehen, dass er dringend neue Herausforderungen braucht, sonst wird sein Talent vergeudet. Und wenn er hungrig genug sein würde, würde er auch die nächsten Herausforderungen bestehen“, sagte sein Entdecker Andy Johnson in der B.Z .

Anfangsgehalt in der MBL: 800.000 Dollar!

Gesagt, getan: Kepler unterschrieb einen Vorvertrag bei den Minnesota Twins und wechselte 2009 für das damalige Rekord-Handgeld von rund 800 000 Dollar über den großen Teich. Fortan besuchte er die Highschool in Florida und spielte in diversen Nachwuchsteams des MLB-Franchise. Der Anfang eines langen und steinigen Wegs bis in die Profiliga. Während Max mit den Nachwuchsteams durch die Staaten tingelte, kamen in ihm auch Zweifel auf. „Es gab Zeiten, wo ich mit Baseball aufhören und zurück nach Deutschland zur Familie wollte", sagte der 26-Jährige der Sport Bild .

Doch seine Eltern bestärkten ihn, den Weg weiterzugehen. „Sie haben mir damals gesagt: ‚Zieh durch, was Du angefangen hast.’ Darüber bin ich heute sehr froh.“ Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich der Newcomer schon damals finanziell keine großen Sorgen machen muss. Als Jung-Profi verdiente er in den ersten drei Spielzeiten stolze 545 000 Dollar pro Jahr – das Minimum-Gehalt in der MLB.

Vor fünf Jahren schaffte es Kepler erstmals in den Kader des Spring Trainings, wurde aber noch vor dem Saisonstart gestrichen. 2015 gab er schließlich sein Debüt in der MLB und gehörte ab 2016 fest zum Kader der Minnesota Twins. Im Jahr darauf wuchs der Rookie durch konstant gute Leistungen zum Stammspieler heran. „Es gibt sicherlich noch viele Dinge, an denen ich arbeiten muss und die es zu verbessern gilt. Aber ich genieße es auch, da zu sein, wo ich jetzt bin“, sagte der Aufsteiger dem Tagesspiegel .

35-Millionen-Deal: Max Kepler zählt beim Baseball zu den besten Defensiv-Spielern

In der vergangenen Saison blieb allerdings der erwartete ganz große Durchbruch aus, auch, weil Keplers Trefferquote nur durchschnittlich war. Insofern verstehen Experten den 35-Millionen-Deal der Twins mit dem Deutschen als Investition in die Zukunft. „Max hat sich in den vergangenen Jahren in allen Bereichen gesteigert. Und er ist gerade einmal 26 Jahre jung. Wir sind von seiner Entwicklung überzeugt“, sagte Twins-Manager Thad Levine.

Tatsächlich gilt Kepler nach seiner dritten Profi-Saison ligaweit als einer der besten Defensiv-Spieler im Outfield (dem Raum nahe der Spielfeldgrenze, in dem die Bälle abgefangen werden/ Anm. d. Red.). „Mir macht die Abwehrarbeit Spaß. Vielleicht hilft mir auch meine Fußball-Vergangenheit bei der Beinarbeit.“ Und auch sein Tennistalent von einst kommt ihm heute zu Gute: „Ich bin mir sicher, dass in meinem Schlag immer noch ein bisschen Tennis-Rückhand steckt.“

So seltsam es klingt: Sollte der Berliner in dieser Saison seine Schwächen mit dem Schläger in der Hand abstellen und seine Leistungen in der Defensive bestätigen, hätten die Minnesota Twins ein echtes Schnäppchen gemacht. Denn für einen einstelligen Millionenbetrag als Jahresgehalt sind die besten Baseballprofis der Welt eigentlich nicht zu haben.

Titelbild ©gettyimages