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Nach 18 Jahren zurück in der Weltspitze!

Mirjana Lucic-Baroni und ihr ungewöhnlicher und trauriger Weg

Dieser Name sagte wohl vor den Australian Open nur noch richtigen Tenniscracks etwas, doch jetzt ist sie zurück und spielt stärker denn je. Die in Dortmund geborene Mirjana Lucic-Baroni ist mit einem 6:4, 3:6, 6:4 gegen die Nummer Fünf der Welt, Karolina Pliskova, ins Halbfinale der Australian Open eingezogen. Ihre Gegnerin war nun die Rekordsiegerin Serena Williams. Für viele Tennisfans ist sie der Neuling, doch dabei hatte sie schon eine Karriere hinter sich und verschwand völlig aus dem Business.

Als 15-Jährige an der Seite von Martina Hingis gewann sie 1998 die Doppelkonkurrenz. Mit 34 steht sie nun 19 Jahre danach wieder in einem Grad Slam Halbfinale. Dazwischen liegen Jahre des Leidens. Die Gewalttaten des Vaters, die Flucht davor und der Fall in ein tiefes, schwarzes Loch beschäftigten sie. "Eines Tages werde sie vielleicht ein Buch mit einer langen Geschichte schreiben und alles erzählen", so Lucic-Baroni.

Gewalttätiger Vater machte ihr zu schaffen

Vor ihrem letzten Aufschlagspiel gegen die Mitfavoritin Pliskova hängt sich Lucic-Baroni einen Rosenkranz um den Hals und stopft ihn unters Shirt. Nach dem Sieg kniet die 34-Jährige am Boden, bekreuzigt sich, schluchzt vor Freude. Erleichterung pur bei der 79 der Welt. „Gott ist gut, das bedeutet mit die Welt. Es macht, alles, was ich erlebt habe, ok.“ Doch was sie erlebt hat, kann keiner so einfach verkraften.

Mehr schlecht als recht schlug sie sich nach ihren großen Jugenderfolgen auf kleineren Turnieren herum. Immer wieder erschwerten Verletzungen das Tennisspielen. Im Jahr 2000 fiel Lucic-Baroni gar aus den Top 100. Ab 2003 war sie auch nicht mehr Teil der WTA-Tour. Das einst so hochgelobte Talent kämpfte fortan mit Geldproblemen, so sehr, dass sie sogar aufhörte mit dem was sie so liebte. Wegen gesundheitlicher, finanzieller und psychischer Probleme, die mit ihrem Vater zusammenhingen, hatte sie zwischen 2004 und 2009 an keinen Grand-Slams teilgenommen. Überhaupt hatte Lucic-Baroni zwischen 2004 und 2006 nur zwei Turniere gespielt. Die Kroatin wollte aber nicht aufgeben und kämpfte sich zurück. 2008 dann der Neuanfang. Zu Beginn sehr stockend, da sie nicht mal mehr Wildcards für die Turnier bekam. Mit steigender Spielpraxis wurden auch die Resultate immer besser. Nur bei den großen Events klappte es noch nicht. Doch die Zeit liegt hinter ihr. Auch privat hat sie ihr Glück mit dem italienischen Restaurant-Besitzer Daniele Baroni bereits gefunden.

Angelique Kerber drückte Lucic-Baroni die Daumen

Denn die Gegnerin der Kroatin war niemand Geringeres als Serena Williams, die auch jetzt wieder auf dem besten Wege ist ein neues Kapitel in die Tennis-Geschichtsbücher zu schreiben. Mit 35 soll in Australien der Traum des 23. Grand-Slam-Titels und damit alleinigen Rekords vor Steffi Graf endlich in Erfüllung gehen. Nach dem 6:2, 6:3 gegen die Britin Johanna Konta und dem 6:2, 6:1 gegen Lucic-Baroni ist sie nur noch einen Schritt davon entfernt. Auch die Spitzenposition der Deutschen Weltranglistenersten Kerber wäre dann wieder dahin. „Sie ist die beste Spielerin aller Zeiten im Frauen-Tennis“, sagt Lucic-Baroni neidlos. „Aber so schlecht bin ich auch nicht. Ich gehe da raus und nehme mein Herz in die Hand“, so die Kroatin noch selbstbewusst vor ihrem Spiel.

Serena Williams freute sich auf das Duell mit der Rückkehrerin: „Ich bin froh, dass ich durchgekommen bin. Ich bin so stolz auf Mirjana, wir haben vor fast 20 Jahren gegeneinander gespielt. Sie ist so eine Inspiration für mich.“ Einst sagte sie: „Ich bin in meinem Leben nie ohne Gebet ins Bett gegangen und nie ohne Gebet aufgewacht. Mein Gebet war immer, dass ich mich von meinem Vater befreie und er uns in Ruhe lässt.“ Jetzt ist sie wieder da – besser denn je und feiert ihren größten Einzel-Erfolg ihrer Tennis-Karriere. Ab der kommenden Woche wird sie wieder zu den besten 30 Spielerinnen der Welt gehören.