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The Man behind Tough Mudder

Will Dean ist besessen davon, es seinen Kunden so richtig schön unbequem zu machen.

”Gejammert wird nicht! Das machen nur Mädchen” schallt es während der Aufwärmphase durch die Reihen der erwartungsvollen Teilnehmer. Das Warm Up ist immer perfekt vorbereitet, zieht alle Mudders in ihren Bann und schweißt sie zusammen. Denn fortan ist jeder auch auf die Hilfe seines Nebenmannes angewiesen. 16 Kilometer Schlamm und Hindernisse gilt es zu durchqueren. Seit dem ersten Tough Mudder im Juni 2010 in Pennsylvania stieg die Zahl der Events allein in den USA bereits ein Jahr später auf 14 an. 2015 verzeichnete man über 50 Events und mehr als eine halbe Million Teilnehmer weltweit. Doch wer steckt eigentlich hinter dem Ganzen?!

Will Dean

Geburtsdatum
1981
Heimatstadt
Nottinghamshire

Die schmutzige Wahrheit

Die beiden Freunde Will Dean und Guy Livingstone meldeten sich euphorisch-selbstbewusst bei einem Marathon an. Mit einer guten Vorbereitung schien an einem sonnigen Tag alles perfekt. Die Vorfreude stand ihnen ins Gesicht geschrieben - doch die Enttäuschung danach war groß. Nicht das Sie es nicht geschafft hätten. Nein, sie fühlten sich einsam auf der Strecke. Sie verloren einander und mussten jeder für sich Meter für Meter bis zur Ziellinie kämpfen. Auf der Strecke war kein Platz für Nettigkeiten, Hilfe oder Sonstiges. Die Verbissenheit der anderen Teilnehmer erschreckte sie. Selbst als Will die einfache Bitte an seinen zwar fremden Nebenläufer, aber doch irgendwie Mitstreiter äußerte, ihm doch bitte seine Trinkflasche aufzudrehen, gab es nur Missachtung. Und das nicht nur einmal. Niemand half ihm. Im Ziel angekommen, waren Will und Guy sprachlos. Alle konzentrierten sich nur auf sich selbst und jeder ignorierte das Leiden der Anderen.

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Schon kurz nach Zieleinlauf hatte Will eine Vision vor Augen: „Wir brauchen etwas anderes. Etwas Eigenes. Einen Wettkampf, bei dem Jeder Jedem hilft.“ In Wolverhampton gab es derzeit schon eine kleine „Tough Guy-Gemeinde“. Etwas Ähnliches sollte es werden. Niemand wird zurückgelassen. Kein Wettrennen für Einzelkämpfer. Vielmehr eine Herausforderung, der man sich als Team stellt. Bestzeiten, Auszeichnungen und Medaillen? Nebensache!

Bei Tough Mudder geht es nicht um den Sieg, sondern um ein einmaliges Erlebnis. - New York Times

So tickt der Schlammlauf-Erfinder

Will Dean steht früh auf. Gegen 4:30 Uhr ist er auf den Beinen. Bis 10 Uhr beantwortet er seine Mails, um freie Bahn für wichtigere Dinge zu schaffen. Um 10 Uhr fährt er mit seinem Fahrrad ungefähr 5 Minuten von seinem Haus in Brooklyn Heights zum Büro. Dienstags und Mittwochs sind für gewöhnlich Bürotage. An allen anderen Tage wird gereist. Immer Dienstags steht ein Mitarbeitertreffen an. Die wöchentlichen Awards werden dort vergeben. So zum Beispiel der Kaizen-Ninja Award. Das kommt aus dem japanischen und steht für eine kontinuierliche Verbesserung. Der Preis geht an denjenigen, der mit tollen Innovationen aufwartet. Außerdem gibt es einen Credo-Award, der jede Woche an die Person vergeben wird, die die Werte der Firma in der vergangenen Woche am meisten verkörperte. Antonia Clark, Head of Social Media, gewann kürzlich den Credo Award, als sie über ihre Jobbeschreibung "sprang" und dem Events-Team mehrmals aushalf als Not am Mann war. Und genau darum geht es auch beim Tough Mudder - Grenzen überschreiten und Anderen Helfen.

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In seinem Unternehmen sind über 100 Angestellte beschäftigt. Es kommt nur selten vor, dass alle zugleich am selben Ort zusammentreffen. Das Ausüben der Tätigkeiten erstreckt sich über die ganze Welt. Von Australien über Großbritannien bis in die USA. Auch in Deutschland gibt es einen Firmensitz. Kaum zu glauben, was aus der 2-Mann-Idee geworden ist. “Liebe es oder hasse es: Sobald Dein Unternehmen eine bestimmte Größe erreicht, ändert sich die Art und Weise Deiner Führung.”, sagt Will. “Du verwandelst Dich vom Abteilungsleiter zum Anführer. Meiner Meinung nach gibt es nur zwei Dinge, über die man sich dann Sorgen machen sollte: Strategie und Kultur. Diese zwei Dinge beanspruchen den größten Teil meiner Zeit.”

When it feels TOUGH you´re doing it right.
At the moment when you feel you have reached the point of absolute exhaustion, inspire yourself to take one last step, and that is when you have successfully arrived to the next level. - Master Jin Kwon

Nachschlag?

Ursprünglich aus dem Vorbild des „Tough-Guy“-Rennens aus Wolverhampton in England entstanden, ist Tough Mudder selbst zum Vorbild vieler weiterer Veranstaltungen geworden. Wer mal etwas anderes als Tough Mudder ausprobieren möchte, aber auch auf das Gemeinschaftserlebnis wert legt, sollte einen Blick auf die folgenden Hindernisläufe werfen:

If you hit a wall, go over it.