+++ Wettmanipulation auf höchstem Niveau? +++
In kaum einem Einzelsport ist so viel Geld im Umlauf und zudem Platz zum Manipulieren. Der Tenniszirkus wird immer wieder ausgenutzt. Ausgenutzt von denjenigen, die sich mit Wetten und deren Ausgängen manipulativ bereichern und dabei den Betroffenen schnelles Geld versprechen. Das lockt besonders Junioren, die gerade erst am Anfang einer möglichen Karriere stehen. So trat in dieser Woche wieder ein Fall auf, der doch arg zum Grübeln anregt. Die erst 17-Jährige Dayana Yastremska gibt in der ersten Runde des WTA-Turniers in Acapulco plötzlich und unerwartet bei Matchball gegen sich auf.
Der Teenager hat 2018 auf der WTA-Tour bei drei Turnierteilnahmen nie die Qualifikation überstanden und durfte nun in Mexiko zum ersten Mal im Hauptfeld ran. Gegen die erfahrene Olympiasiegerin Monica Puig hielt sie erst noch tapfer dagegen und sicherte sich sogar den ersten Satz. Nach dem Verlust des zweiten Satzes lief es für die 17-Jährige aber plötzlich überhaupt nicht mehr. Doch nicht so, als würde irgendjemand etwas Ungewöhnliches feststellen. Doch beim Stand von 0:5 und 0:40 gab die Osteuropäerin plötzlich und unerwartet auf. Es hätte nur noch ein Punkt gespielt werden müssen…
Offiziell protokollierter Grund bei der WTA war eine Knöchelverletzung. Puig schien davon nichts bemerkt zu haben und machte sich auch zum offensichtlich letzten Aufschlag bereit. Nach einer kurzen Diskussion mit dem Schiedsrichter war das Spiel vorbei. Ist die Ukrainerin nun ein schlechter Verlierer oder steckt mehr hinter der doch mehr als ungewöhnlichen Aufgabe?
Wettbetrug wird ihr vorgeworfen
Festzuhalten ist: Die junge Spielerin ist bisher noch nie negativ aufgefallen. Der Tennisblogger Chris Goldsmith hat sich in einem Tweet dennoch etwas verwundert gäußert. „Sie hat mit der Aktion scheinbar ein paar falsche Spekulationen gerettet und Geld gespart mit einer geplatzten Wette.“
Doch dabei bleibt es nicht. Der Blogger, der seit Jahren über das Tourgeschehen der WTA und ATP berichtet, ist ein ukrainisches Muster aufgefallen, denn auch ihre Landsfrau Kozlova gab ohne ersichtlichen Grund bei 2:6, 0:1 in der ersten Runde von Acapulco auf. Dazu kassierte die erfahrene Kateryna Bondarenko bei einem Challenger in Indian Wells mit ihrer us-amerikanischen Partnerin Varvara Lepchenko gar ein 0:6, 0:6 gegen Gegnerinnen, die auf Augenhöhe agierten sollten.
Ukraine als El Dorado der Wettmafia
Goldsmith prangert die generelle Glaubwürdigkeit ukrainischer Spieler an und verweist auf einen bereits älteren Vorfall aus dem Jahr 2015. Doppelspezialist Denys Molchanov gab damals total offensichtlich und nach kurzer Beratung mit seinem bekannteren Partner Malik Jaziri auf – bei Matchball gegen sich im Matchtiebreak. Ein völlig abstruses Verhalten.
Der Vorfall hatte damals erst hohe Wellen geschlagen, ebbte aber nach kurzer Zeit wieder ab. Auch der beste männliche Spieler der Ukrainer, Alexandr Dolgopolov sah sich bereits Vorwürfen ausgesetzt. Im vergangenen Jahr musste der 28-Jährige unangenehme Fragen zu möglichen Wettpartnern beantworten.
Sogenanntes Matchfixing ist vor allem auf den kleinen Tennis-Profi-Turnieren, wie den Challenger- und Futureturnieren ein Problem. Mehrere Spieler aus diversen Ländern wurden in der Vergangenheit schon gesperrt, auch der DTB hat dem Problem mit härteren Strafen den Kampf angesagt. International versucht man, mit einer eigens gegründeten Beobachtungskommission solchen Betrügereien auf die Schliche zu kommen. WDR Sport Inside hat 2017 eine sehenswerte halbstündige Dokumentation zu dem Thema herausgebracht: