Earth

Vom ''Theater der Träume'' in die Kirche seiner Träume

+++ Ex-Fußball-Profi Mulryne ist jetzt Priester +++

Hierzulande wird viel gebetet – doch nicht im herkömmlichen Sinne. Immer mehr Menschen beten Wochenende für Wochenende zum Fußballgott. Wer sich im internationalen Geschäft messen darf, tut das auch gern mal in der Woche. Das Muster ist immer das Gleiche: der eigene Herzensverein soll doch bitte das nächste Spiel gewinnen, damit er dem Abstiegskampf entkommt, die nächste Pokalrunde erreicht oder um einfach mal wieder mit einem positiven Gefühl ins Wochenende zu gehen.

Philip Mulryne kennt beide Seiten. Nach seiner Profikarriere, unter anderem bei Manchester United, wurde der Nordire von einem römischen Erzbischof zum Priester ernannt. Als Pater Mulryne wird er nun angesprochen. Er hat dem runden Leder abgeschworen und dient nun der römisch-katholischen Kirche.

Mulryne war Jünger von Sir Alex Ferguson

Unter seinem wohl emotionalsten Prediger, Sir Alex Ferguson, lernte er das Spielen mit dem runden Leder bei Manchester United. Mit gerade einmal 14 Jahren kam Philip Mulryne zu Manchester United und spielte von 1996 bis 1999 mit Weltstars wie Ryan Giggs, David Beckham und Eric Cantona zusammen, kam allerdings nur auf einen Einsatz. Danach wechselte er zu Norwich City wo er in sechs Jahren 161 Ligaspiele für die Kanarienvögel machte. Auch in der nordirischen Nationalmannschaft kam er 27 Mal zum Einsatz und erzielte drei Treffer. 2005 beendete seine internationale Karriere und 2009 hängte er endgültig die Fußballschuhe an den Nagel.

Theologiestudium in Rom

Schon 2007 konvertierte zur römisch-katholischen Kirche. Die Unterschiede waren fortan immens. Grölten einst alkoholisierte Menschen Fäkalsprache rund um die gemähten Grünflächen des Landes, war er nun häufiger in den Gotteshäusern der Welt beheimatet, in dem der Pöbel andächtig erschien und nach dem Sinn und der Erleuchtung in ihrem Leben fragten oder eine Beichte ablegten.

Auch Mulryne stellte sich die Frage nach dem Leben und studierte Philosophie und Theologie, unter anderem an der gregorianischen Universität in Rom. Und zehn Jahre nach seinem wohl spektakulärsten Wechsel war es dann am 8. Juli 2017 soweit: Mulryne wurde vom Diakon zum Priester ernannt. Das Leben könnte nicht unterschiedlicher sein: Statt im Theatre of Dreams, dem Stadion von Manchester United hält er nun in den Tempeln, die vielen Menschen ihre Träume geben soll Messen ab.

Weihe durch Römer Erzbischof

Mulryne ließ die Fußball-Stiefel links liegen, auch weil er mit 30 keine passenden Angebote mehr bekam: "In mir wuchs diese Lust, es zu versuchen", erklärte er gegenüber der BBC seine ungewöhnliche Entscheidung für eine zweite Karriere in der Kirche.

Für Mulryne ist es dagegen logisch: "Ich denke, ich kann vielen Menschen helfen. Ich habe im Business Profifußball jede Menge Erfahrungen gesammelt und will diese nun teilen." Was genau er damit meint, hat er nicht verraten. Vielleicht ja, dass die Kirchengemeinde bald mehr in Sportwetten investiert, weil sie vielleicht nicht nur zu Gott, sondern auch zum Fußballgott einen näheren Draht besitzen als Unsereins.