Der Erfinder der Champagnerdusche starb am 14. Januar
Das Motorsportjahr begann im Januar mit einer traurigen Nachricht. Der US-Amerikaner Dan Gurney starb an den Folgen einer Lungenentzündung im Alter von 86 Jahren. Gurney hat in seiner Karriere so manchen Fußabdruck in der Welt des Rennsports hinterlassen, auch wenn ihm die großen Titelgewinne nicht vergönnt waren.
Erfinder der Champagnerdusche
Man mag denken, dass die Tradition der Champagnerdusche auf einem Podium so alt ist, wie der Sport selbst. Doch weit gefehlt, das heutzutage nicht mehr wegzudenkende Szenario begann erst mit Dan Gurney.
Der Kalifornier schüttelte nach seinem Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans im Jahr 1967 kurzerhand seine Flasche Moët & Chandon und versprühte das edle Getränk in die Menge rund um das Siegerpodium. Damals bekam auch ein gewisser Henry Ford II eine Portion davon ab oder auch der Sportwagen-Konstrukteur Carroll Shelby. Die Champagner-Zeremonie des Siegers ist also gar keine europäische Erfindung, sondern eine kalifornische.
Ein damals in Le Mans anwesender Fotograf sicherte sich die leere Flasche und überreichte sie nach einigen Jahrzehnten wieder an Gurney. Wäre der US-Amerikaner nicht gewesen, sähen die Siegerehrungen heute ganz anders aus. Doch auch auf der Strecke gehörte Dan Gurney zu den Großen des Sports.
Vom Fahrer zum Konstrukteur
Gurney begann seine Rennfahrerkarriere Mitte der 50er Jahre in den USA und kam bald nach Europa. Der im April 1931 geborene Pilot schaffte schnell den Weg in die Formel 1 und nach Le Mans, wo er bald erfolgreich sein sollte.
Dan Gurney hat zwar nie einen WM-Titel in der Formel 1 gewonnen, doch er war mit einem außergewöhnlichen Talent gesegnet, sei es im Rennwagen selber, aber auch bei der Konstruktion von Rennfahrzeugen. Der legendäre Jim Clark, seines Zeichens zweimaliger Formel 1-Weltmeister, respektierte von all seinen Konkurrenten den Amerikaner am meisten.
Gurney war ein vielseitiger Pilot, auch wenn die Historie der Königsklasse dies nicht wiederspiegelt. Insgesamt ging er bei 86 Grand Prix an den Start und gewann vier Rennen. Als er 1958 bei den 24 Stunden von Le Mans debütierte, beeindruckte er Enzo Ferrari derart, dass der ihm für das folgende Jahr einen Werksvertrag anbot.
Doch die Fahrerpolitik bei der Scuderia Ferrari gefiel ihm ganz und gar nicht und er wechselte zur Mannschaft von BRM, blieb hier aber ohne WM-Zähler. Danach führte der Weg des Amerikaners zu einem bekannten deutschen Hersteller.
Einziger echter Porsche-Sieg in der Formel 1 durch Gurney
Porsche war die neue Heimat des US-Boys, der der deutschen Marke aus Zuffenhausen den einzigen Erfolg als Fahrzeughersteller in der Formel-1-Weltmeisterschaft bescherte. 1962 gewann Gurney den Großen Preis von Frankreich in Rouen auf einem Porsche 804, der von einem Achtzylindermotor angetrieben wurde
Nur eine Woche danach triumphierte er auf der Solitude-Rennstrecke bei Stuttgart erneut mit einem Start-Ziel-Sieg, dieser Lauf zählte allerdings nicht zur Formel 1-Weltmeisterschaft.
Nachdem sich Porsche aus der Formel 1 in den 60er Jahren zurückzog, wechselte Gurney zum britischen Rennstall von Brabham, musste aber viele Ausfälle hinnehmen. 1962 gründete er dann mit dem Cobra-Erfinder Shelby das All American Racers Team und ging selbst unter die Konstrukteure. 1966 setzte er erstmals einen eigenen Boliden ein, ohne allerdings an die früheren Erfolge anknüpfen zu können. 1970 bestritt er seine letzten Rennen in der Königsklasse, hatte seinen Fokus aber schon längst auf seine Heimat gerichtet.
Erfolge in Amerika – Zwischen Indycar und NASCAR
Die Gurney-Boliden waren dafür in den USA umso erfolgreicher. 1968, 1973 und 1975 gewann man mit den All American Racers-Fahrzeugen, die als Modellbezeichnung den Namen „Eagle“ trugen, die 500 Meilen von Indianapolis.
Dan Gurney selber war in der Indycar-Serie mit sieben Siegen als Fahrer ebenfalls erfolgreich und schrammte als 2. zweimal nur knapp am großen Triumph bei den Indy500 vorbei. Zudem sammelte er noch fünf Rennsiege in der NASCAR-Serie in den 60er Jahren. Vielseitiger ging es wohl zu jener Zeit kaum, aber auch als Konstrukteur verewigte sich der Amerikaner in den Geschichtsbüchern.
Der Gurney-Flap
Im Jahr 1971 bekamen seine IndyCar-Boliden eine Leiste am Rand des Heckflügels verpasst, um den Anpressdruck zu verbessern. Der „Gurney-Flap“ war geboren und ist eine Errungenschaft, die dem Rennsport seitdem aerodynamisch auf die Sprünge hilft. Gurney war auch der erste Pilot in der Formel 1, der mit einem Vollvisierhelm an den Start ging. Mit dem Tod des sympathischen US-Amerikaners hat die Welt des Motorsports eine Legende verloren, doch man wird seinen Namen nie vergessen.