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Das Phänomen Danica Patrick – die schnellste Lady Amerikas

US-Motorsport - Als einzige Frau in der Männerdomäne NASCAR

Motorsport ist immer noch eine Männerdomäne, auch wenn in den letzten Jahren nach und nach immer mehr junge Fahrerinnen die Welt auf den Rennstrecken für sich entdecken. In Amerikas Rennsportart Nummer 1 – der NASCAR – war dies aber vor Jahren noch undenkbar, dass hier eine Lady am Lenkrad dreht.

Mit der mittlerweile 34-Jährigen Danica Patrick hat sich eine bemerkenswerte Frau im Starterfeld des Nascar Sprint Cup etabliert – auch, wenn das die Ergebnisse nicht auf den ersten Blick erahnen lassen. Seit 2012 mischt die schnelle Lady auf den Nudeltöpfen Amerikas munter im Feld mit. Dass der Einstieg in solch ein V8-Monster nicht einfach ist, haben vor ihr bereits viele deutlich erfahrenere Piloten erleben müssen, die einen ähnlichen Karriereverlauf absolviert haben.

Patrick begann Ihre Laufbahn klassisch im Kart, bevor es Ende der 90er Jahre für sie in die ersten Formelklassen ging. Wo kann man das motorsportliche Handwerk besser lernen, als in England – also standen zunächst die Formel Vauxhall (Opel) und Formel Ford auf dem Programm. Nach einigen Startschwierigkeiten konnte sie im Jahr 2000 beim berühmten Formel Ford Festival den zweiten Rang nach Hause fahren – besser war noch kein US-Amerikaner bei diesem Rennen.

Indy Car - Premiere für eine Frau auf dem Siegerpodest

Die in Winsconsin geborene Patrick ging danach zurück auf die andere Seite des Atlantiks und verfolgte ihre Karriere nun weiter im US-Formelsport. Nach guten Leistungen in der Formel Atlantic schaffte sie 2005 den Sprung in die Indy Car-Serie. Hier ging der Weg langsam, aber stetig nach oben. Patrick war die erste Frau, die das 500 Meilen Rennen von Indianapolis anführen konnte, doch es dauerte bis ins Jahr 2008, als sie sich in der US-Rennsportgeschichte einen eigenen Eintrag schreiben konnte. Auf dem Ovalkurs im japanischen Motegi schlug kurz vor Rennende Ihre Stunde, als sie sich die Führung schnappte und nicht mehr hergab. Es war der erste Sieg einer Frau in der Indy Car Serie.

Danica Patrick hatte spätestens jetzt einen großen Vorteil in Ihrer Laufbahn. Als einzige konkurrenzfähige Pilotin in der Szene musste sie sich fortan um Sponsoren wenig Gedanken machen, diese waren nur allzu froh, an der Tür klopfen zu dürfen. Bis 2011 blieb sie dem Formelsport treu, ohne jedoch ihren Sieg wiederholen zu können. Als ihre motorsportliche Heimat hatten sich die Ovale herausgestellt, während sie sich auf den klassischen Rundkursen eher schwer tat.

Das Abenteuer NASCAR

Die logische Folge war nun der Wechsel in die NASCAR. Die Verantwortlichen der Serie konnten sich die Hände reiben, schließlich bedeutete der Name Danica Patrick mittlerweile längst viel Publicity und die konnte auch die unangefochtene Nummer 1 im amerikanischen Motorspor gut gebrauchen. Der Weg nach oben in der NASCAR kann sehr langwierig sein, das hat auch Danica Patrick zu spüren bekommen. Im Team des dreimaligen NASCAR-Champions Tony Stewart hat sie mehr als gutes Material zur Verfügung, doch hier geht halt einfach nichts über Erfahrung, Erfahrung und nochmals Erfahrung.

Danica Patrick hat in den letzten Jahren in Ihrer Laufbahn auf jeden Fall nichts falsch gemacht, ihre Werbekraft in den USA ist außergewöhnlich hoch – so muss sie so schnell sicher nicht um ein Renncockpit bangen. Man darf aber keinesfalls den Fehler machen, Patrick in die Schublade schön, aber erfolglos zu stecken. Sie verbessert ihre Resultate seit ihrem Einstig in die Serie kontinuierlich und auch hier schrieb sie Geschichte, als sie 2013 beim berühmten Daytona 500 das Rennen von der Pole Position aus als erste Frau in Angriff nahm. Auch der achte Rang am Ende der 500 Meilen auf dem Superspeedway in Florida konnte sich sehen lassen. Seither tut sich Patrick schwer, wie aber auch viele ihrer männlichen Kollegen – selbst große Champions müssen sich oft mit einer Rolle im Hinterfeld abfinden.

NASCAR ist eine besondere Kunst des Rennfahrens und kaum mit irgendetwas anderem zu vergleichen, Patrick hat sich hier aber mittlerweile gut eingefunden. In einem Sport, der von Männern dominiert wird, braucht sie eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, um hier zu bestehen, nicht nur auf der Strecke, sondern auch gegen Vorurteile jenseits des Asphalts. Und wenn dazu noch der eigene Partner in der gleichen Rennserie unterwegs ist, ist das nicht immer leicht. Doch auf der Strecke ist Ricky Stenhouse Jr., mit dem sie seit einiger Zeit liiert ist, ein Konkurrent wie jeder andere.

Danica und Ricky, wenn sie mal keinen Rennoverall tragen

Danica Patrick ist im Cockpit und auf der Rennstrecke wie jeder andere Pilot, da wird die Meinung auch schon mal deutlicher nach außen getragen. Beim März-Rennen in Fontana/Kalifornien kassierte sie eine Strafe von 20.000 US-Dollar, nachdem Konkurrent Kasey Kahne ihren V8-Boliden in die Wand schickte und sich Patrick auf der Rennstrecke in Richtung des Wagens von Kahne aufmachte, um ihm mit einigen Handzeichen deutlich zu machen, was sie von der Aktion hielt. Vor kurzem meinte sie zu dem Vorfall im Interview: „Danach war er ein wenig verängstigt. Ich habe ihn einige Zeit nicht gegrüßt“. Patrick ist in der NASCAR-Welt angekommen und auf der Strecke nicht mehr nur die hübsche Amazone im Feld.

Der lange Weg an die Spitze

Sie ruht sich nicht auf ihrem Status aus, sondern kämpft weiter, um Ihren Boliden mit der Startnummer #10 dauerhaft weiter vorne im Starterfeld platzieren zu können. Die 34-Jährige ist fit wie jede andere, auch Yoga und gesunde Ernährung bestimmen ihren Tagesablauf. Nach teaminternen Umstrukturierungen muss sich auch 2016 das Gespann aus Fahrerin und Team erst wieder finden und es läuft noch nicht so rund, wie Patrick es gerne hätte. Als bestes Ergebnis steht bisher ein 13. Platz zu Buche, nicht das, was die ambitionierte Lady sich vorstellt. „Um ehrlich zu sein, es ist bisher nicht so gut gelaufen, wie ich gehofft hatte. Aber wenn wir alle unsere Leben planen könnten, wäre das langweilig. Wenn die Dinge aber wieder richtig laufen und man kommt an dem Punkt, an dem man damit glücklich ist, fühlt es sich viel besser an aufgrund der harten Arbeit, die dahinter steckt“.

Im Nascar Sprint Cup muss man auch gut einstecken können, das spürte die schnelle Lady in diesem Jahr auf dem Speedway von Talladega, als sie bei einer Kollision mit über 300 km/h in die Mauer einschlug und einige Prellungen davontrug. Nach dem Einschlag fing es im Cockpit an zu brennen, beim Anblick der Flammen machte sich Patrick dann aber doch mal Gedanken, die wohl wenige ihrer männlichen Kollegen an den Tag legen: “Ich hatte ehrlich gesagt Sorge um meine Haare“, gab sie nach dem Rennen zu Besten. Ihr oberstes Ziel ist aber nach wie vor das jedes Piloten – am Ende des Tages ganz vorne zu stehen. Ihr Weg in der NASCAR ist noch lange nicht zu Ende.