Wer hat aktuell die besten Karten im Kampf um die Weltmeisterschaft?
Es geht derzeit hin und her an der Spitze der Formel 1. Erst beim Grand Prix von Frankreich Ende Juni holte sich Lewis Hamilton die WM-Spitze mit einem Sieg zurück, um diese dann bei seinem Heimspiel im englischen Silverstone gleich wieder an Sebastian Vettel zu verlieren.
Der deutsche Rivale des amtierenden Weltmeisters übertrieb es seinerseits am Start in Frankreich und machte dann in England wieder alles richtig. Mit Saisonsieg Nummer Vier übernahm Vettel wieder die Spitze der WM-Wertung. Zwar sind in dieser Saison auch zahlreiche Grand Prixs dabei, die mehr einer Prozession gleichen, doch die Spannung um den WM-Kampf wird sich wohl bis in die letzten Rennen des Jahres 2018 ziehen.
Mercedes verliert Dominanz
Die Ergebnisse der letzten Rennen zeigen eindeutig, dass die Silberpfeile ihre dominante Position im Feld eingebüßt haben. Die Grand Prixs in Kanada, Österreich und England waren in den letzten Jahren Paradestrecken für Mercedes, doch statt hier ein Punktepolster auf die Verfolger auszubauen, erlitt man mehr als nur eine Niederlage.
Das überrascht schon, denn bereits im Juni zog man Updates am eigenen Formel 1-Boliden vor. Das hieß für die Piloten Hamilton und Bottas rund 10 PS mehr in Sachen Motorleistung, dazu gab es Verbesserungen an der Aerodynamik. Doch was in Frankreich auf der Strecke von Paul Ricard noch wunderbar funktionierte, kam danach ins Stocken.
Mehr denn je sind die Reifen das Problemfeld der Silberpfeile. Das schwarze Gold stellt Fahrer und Ingenieure immer wieder vor Herausforderungen, die nicht immer gemeistert werden. Der Mercedes kommt anno 2018 nicht immer perfekt in das Fenster, in dem die Pirelli-Pneus bestens funktionieren. Zu rasant schreitet das ein oder andere Mal der Reifenabbau voran, so dass beispielsweise in England Valtteri Bottas den heranstürmenden Ferrari von Vettel nicht mehr aufhalten konnte.
Wenn alles rund läuft, ist der Mercedes immer noch das Auto, was es zu schlagen gilt. Doch die perfekte Abstimmung und das optimale Reifenmanagement trifft man auch bei den amtierenden Weltmeistern nicht immer, für die Zuschauer kann das in Sachen WM-Kampf nur von Vorteil sein, denn die rote Konkurrenz ist hier aktuell besser aufgestellt.
Ferrari im Angriffsmodus
Die roten Renner aus Maranello haben in diesem Jahr enorm Boden gutgemacht. Die Updates bei der Scuderia Ferrari funktionieren bestens und vor allem in Sachen Reifenverschleiß war man zuletzt immer besser aufgestellt.
Auch in Sachen Antrieb hat man merklich nachgelegt und muss sich nicht mehr vor der silbernen Konkurrenz verstecken. Die Roten haben mittlerweile deutlich an Power zugelegt, jetzt ist es an Sebastian Vettel, daraus das Beste zu machen.
Der hat in diesem Jahr seit langem die besten Chancen, seinen 5. WM-Titel zu erreichen. Es wäre zudem seine erste Weltmeisterschaft mit Ferrari. Ganz Italien wartet schon seit 2007 auf einen neuen Fahrerweltmeister, es war damals Kimi Räikkönen, der den letzten Titel nach Maranello brachte. Doch die Tage des Finnen scheinen mittlerweile gezählt, die Hoffnungen liegen ganz auf Sebastian Vettel. Wenn der solche ungestümen Aktionen wie beim Start des Grand Prix von Frankreich dann auch noch abstellen kann, kann der Deutsche in diesem Jahr definitiv die silberne Serie von vier Fahrer-WM-Titeln in Folge brechen.
Red Bull Racing – Es fehlt die Power
Für Red Bull wird es immer schwieriger mit Rot und Silber mitzuhalten. Dabei ist der Bolide an sich fast immer ein Siegkandidat, das beweisen nicht nur die Siege von Daniel Ricciardo in China und in Monaco und von Max Verstappen in Österreich.
Die Mannschaft hat gegenüber den beiden anderen den Reifenflüsterer in Sachen Grand Prix-Boliden am Start, aber nicht immer kann man den Vorteil auch nutzen. Man ist im Prinzip sehr vom Streckenlayout abhängig, auf Kursen mit viel Vollgasanteil hat man mit dem aktuellen Aggregat von Renault keine Chance gegen die Mercedes und Ferrari-Werksmotoren. Daher werden sich Ricciardo und Verstappen 2018 mal wieder mit dem Angriff auf den WM-Thron hinten anstellen müssen.
Für Einzelerfolge sind beide Piloten aber stets gut, doch in Sachen WM läuft alles auf das Duell Ferrari gegen Mercedes aus. Beim Kampf um Siege spielt der Rest des Feldes keinerlei Rolle, hier geht es lediglich um den Titel „Best of the Rest“
Die vierte Kraft
Hinter den großen Drei ist es derzeit immer noch die Werkstruppe von Renault, die die meisten Punkte sammeln konnte. Doch aktuell ist die Mannschaft rund um Nico Hülkenberg stark unter Druck geraten.
Vor allem Haas F1 hat mächtig Boden gutgemacht und tauchte zuletzt immer wieder im letzten Qualifikationssegment auf und sammelte WM-Zähler. Dazu mischte auch Sauber-Shootingstar Charles Leclerc zuletzt regelmäßig untern den Top 10 mit.
Renault hatte eigentlich in diesem Jahr den Angriff auf die Top 3 anvisiert, doch realistisch betrachtet muss man eher um den vierten Rang bei den Konstrukteuren bangen. Der Kampf um die vierte Kraft wird für den Rest des Jahres noch für Spannung sorgen, denn auch Force India möchte wieder zu alter Stärke zurückkehren und hier mitmischen.
Der Traditionsrennstall von McLaren hat sich nach hoffnungsvollem Saisonbeginn leider von den ertragreichen Punkterängen erstmal verabschiedet und hat den Anschluss verloren. Noch schlimmer ist die Lage bei Williams. Das so ruhmreiche Team der Formel 1-Historie ist am Ende des Feldes angekommen und wird in diesem Jahr keinerlei Rolle mehr spielen können. Für Spannung ist jedoch auch fernab des WM-Kampfes weiterhin gesorgt.