+++ Mit 56 Jahren ist der Italiener eine Ausnahmeerscheinung im professionellen Motorsport +++
Im neu geschaffenen World Touring Car Cup, der weltweit ausgetragenen Tourenwagenmeisterschaft, konnte ein Mann schon zu Beginn der Saison 2018 wieder einmal überzeugen, dem man sicherlich mit Abstand die meiste Erfahrung zuschreiben kann.
Die Rede ist von Gabriele Tarquini, der mit seinen mittlerweile 56 Jahren immer noch für Rennsiege gut ist. In einem Alter, in dem andere Rennfahrer längst den Ruhestand vom Profi-Dasein genießen, hat der Italiener nichts von seinem Speed und seinem Können verloren und ist für die Konkurrenz immer noch ein harter Brocken.
Tourenwagen-Ass seit Jahrzehnten
Der Italiener ist ein Name, der seit Jahren nicht aus der Tourenwagen-Szene wegzudenken ist. Seit den 90er Jahren siegt Tarquini regelmäßig und ist immer noch einer der gefragtesten Entwickler, wenn es um neue Fahrzeuge geht.
Sein erster Titel im Tourenwagensport datiert aus dem Jahr 1994, als er für Alfa Romeo die britische Meisterschaft für sich entscheiden konnte. Danach musste er bis 2003 warten, um die nächste Meisterschaft zu feiern, als er die Europameisterschaft gewann.
Für Rennsiege war er immer wieder gut, und 2009 erreichte er schließlich auch den Thron in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Damit schrieb der damals 48-jährige auch gleich einen Altersrekord, denn mit dem Titelgewinn war er der älteste Fahrer, der einen WM-Titel in einer offiziellen FIA-Serie gewinnen konnte. Ein Rekord, der so schnell nicht fallen wird in einer Zeit, in der die Mehrzahl der aktiven Rennfahrer eher zu den jüngeren Generationen gehört.
Nach seinem Titel in der WM blieb er der Serie treu und konnte noch zweimal die Vizemeisterschaft erringen. Nach der Saison 215, ganze sechs Jahre nach seinem Titelgewinn, wurde er vor seinem damaligen Arbeitgeber Honda als zu alt eingestuft. Doch diese Meinung teilte Tarquini in keiner Weise, so dass er im Folgejahr am Steuer eines Lada Platz nahm. Er zeigte regelmäßig, dass er immer noch zu den schnellsten Piloten gehört, zudem gibt es keinen Fahrer mit mehr Erfahrung bei frontgetriebenen Tourenwagen.
Das dachte man sich auch bei Hyundai und holte den Routinier für die Entwicklung des eigenen Fahrzeuges an Bord. Dass der Tourenwagen der Koreaner in diesem Jahr zu den Besten im Feld gehört, daran hat Gabriele Tarquini maßgeblichen Anteil.
Die erste Karriere – Im Hinterfeld der Formel 1
Gabriele Tarquinis motorsportliche Laufbahn nahm einen klassischen Weg. 1976 begann er mit dem Kartsport, danach folgte der Aufstieg in die italienische Formel 3. Siege und Meisterschaften blieben in seinen Anfangsjahren aus, dennoch kam er über die Formel 3000 in die Königsklasse.
1987 fuhr er seinen ersten Grand Prix in der Formel 1, doch seine Karriere war in den Folgejahren bestimmt vom Hinterherfahren. Bei Teams wie Osella, Coloni oder Fondmetal F1 konnte der sympathische Italiener nicht glänzen, zu schlecht waren die Boliden dieser Mannschaften.
Schon 1992 endete sein Formel 1-Abenteuer, auch wenn er im Jahr 2015 nochmal für einen Gaststart im Team von Tyrrell-Yamaha antrat. Doch auf dem Nürburgring reichte es bei seinem endgültigen Auftritt in der Königsklasse nur für den 14. Rang. Der Formelsport war nicht die Domäne des Italieners, der sich aber danach einen Namen im Tourenwagen machen sollte.
2018 immer noch Weltklasse
Der Tourenwagen-Weltcup ist in diesem Jahr die motorsportliche Heimat von Gabriele Tarquini. Nach zwei Rennveranstaltungen in der bisherigen Saison hat sich gezeigt, dass der Haudegen für Hyundai Gold wert ist.
Nicht nur, dass er der entscheidende Faktor in der Entwicklung des Hyundai-Tourenwagens war, nein, auch auf der Rennstrecke liefert er immer noch ab. Bei den zwei Events in Marokko und Ungarn fanden insgesamt sechs Rennläufe statt und Tarquini gewann in einem hochkarätigen Feld davon gleich mal die Hälfte.
Bevor der WTCR Weltcup im Mai Station auf der Nürburgring Nordschleife machte, führte Tarquini die Meisterschaft an. Auch wenn der Routinier hier die Führung in der Gesamtwertung abgeben musste, haben doch viele Youngster immer noch das Nachsehen gegenüber dem Italiener, der an vieles denkt, nur an eines sicher noch lange nicht, ans Aufhören.
Titelbild ©Francois Flamand / DPPI via WTCR