Die Rennlegende der 60er Jahre fand ein tragisches Ende
Denkt man an die größten Fahrer aller Zeiten, ist am Namen Jim Clark kein Vorbeikommen. Der zweimalige Weltmeister bestimmte das Geschehen in der Formel 1 seit seinem Einstieg 1960 über mehrere Jahre, bevor er viel zu früh sein Leben ließ.
Jim Clark – Im Eiltempo in die Königsklasse
James „Jim“ Clark junior wurde am 4. März 1936 im schottischen Kilmany als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Früh fand er Gefallen am Motorsport, nicht gerade zum Wohlwollen seiner Eltern.
Zunächst nahm er an lokalen Rallyes und Bergrennen teil, ehe ein britisches Team auf das Nachwuchstalent aufmerksam wurde. Mit nur 20 Jahren absolvierte Clark sein erstes Profirennen. Zwei Jahre später begann seine Erfolgsserie mit 18 Siegen bei verschiedenen nationalen Races.
Im Jahr 1958 kam es schließlich zu einer besonderen Begegnung, die Clarks Motorsportkarriere eine entscheidende Wendung geben sollte. Im englischen Brands Hatch fuhr der junge Schotte auf den zweiten Platz, hinter einem gewissen Colin Chapman, Chef des legendären Lotus-Formel 1-Teams. Chapman behielt Clark im Auge und gab dem Nachwuchsfahrer u.a. eine Chance in seinem Formel-Junior-Rennwagen. Das erste Rennen der neu gegründeten Rennserie im englischen Goodwood ging dann auch gleich mal an Jim Clark.
Mittlerweile hatte man auch bei Aston Martin ein Auge auf Clark geworfen und wollte mit ihm im Cockpit den Formel 1-Einstieg angehen. Aus technischen Gründen haben sich diese Pläne allerdings zerschlagen, sodass sich für das Riesentalent Jim Clark ein anderer Weg ebnete: als Fahrer im Team von Colin Chapman bei Lotus.
Kometenhafter Aufstieg bis auf den WM-Thron
So gab Clark bereits beim Grand Prix der Niederlande im Jahr 1960 sein Debüt in der Formel 1. In einem recht ereignisarmen Rennen schaffte er es bis auf den fünften Rang nach vorne, ehe ihn sein Getriebe im Stich ließ und er aufgeben musste.
Für das nächste Rennen ging es für Clark auf die berühmte Ardennen-Achterbahn, den Kurs von Spa-Francorchamps in Belgien. Bei seinem zweiten Grand Prix konnte der Schotte seine Zielankunft mit einem starken fünften Rang abliefern, auch wenn das Wochenende unter keinem guten Stern stand. Zwei Fahrer kamen 1960 in Spa ums Leben, darunter auch Clarks Teamkollege Alan Stacey.
Clark selber feierte in seinem Debütjahr beim Grand Prix in Portugal seinen ersten Podiumsauftritt auf dem dritten Rang. Das konnte er in der Folgesaison 1961 zweimal wiederholen, ansonsten blieben die erhofften großen Siege aus. Beim italienischen Grand Prix kam es zu einer schweren Kollision mit Wolfgang Graf Berghe von Trips im Ferrari, bei dem der Deutsche und mehrere Zuschauer starben. Zu jenen Zeiten waren die Rennboliden noch alles andere als sicher.
1962 konnte Clark dann seinen ersten Grand Prix gewinnen, auf der fahrerisch äußerst anspruchsvollen Strecke im belgischen Spa holte er sich diesen Triumph. Er musste sich in diesem Jahr noch mit der Vizeweltmeisterschaft hinter Graham Hill begnügen, doch 1963 sollte seine Stunde schlagen: Er holte sich den Weltmeistertitel.
Clark war im Raketentempo ganz oben an der Spitze der Formel 1 angekommen und dort blieb er auch. Der Schotte war meist der Mann, den es zu jener Zeit zu schlagen galt. 1965 wurde er nach sechs Grand Prix-Siegen abermals Weltmeister, nachdem er sich 1964 mit dem dritten WM-Rang hatte zufriedengeben müssen.
Aber auch auf der anderen Seite des Atlantiks machte sich Clark einen Namen. Nachdem er 1963 und 1964 bei den legendären 500 Meilen von Indianapolis am Sieg vorbeischrammte, holte er sich den Triumph beim Indy 500 dann schließlich im Jahr 1965.
Durch ein neues technisches Reglement hatten Clark und Lotus in der Formel 1 1966 nichts zu melden. Erst in der folgenden Saison ging es mit Grand Prix-Siegen und dem dritten WM-Rang wieder bergauf. Für die Saison 1968 stand ganz klar der dritte WM-Titel auf dem Plan und Jim Clark begann das Jahr direkt mit einem Sieg beim Grand Prix in Südafrika. Doch der Schotte sollte danach nie mehr ins Formel 1-Feld zurückkehren.
Tragischer Tod in Hockenheim
Nach dem Formel 1-Saisonauftakt ging es für Jim Clark nach Hockenheim, wo er für Lotus am Rennen der Formel 2 teilnahm. Die Tabak-Werbung hatte die Rennboliden für sich gefunden und auch bei Lotus musste Geld verdient werden.
So kam es, dass Jim Clark am 7. April 1968 in einem aus sportlicher Sicht vollkommen unwichtigen Rennen an den Start ging. Clark war in diesem regnerischen Formel 2-Rennen um die Mittagszeit unterwegs, als sein Lotus auf gerader Strecke plötzlich am Heck ausbrach. Der Schotte konnte seinen Boliden nicht mehr abfangen, geriet auf das feuchte Gras und prallte mit seinem Wagen in die Bäume. Er verstarb noch an der Unfallstelle.
Richtig geklärt wurde die Unfallursache nie. Am wahrscheinlichsten gilt die Theorie eines Reifenschadens. Clarks Tod erschütterte damals die gesamte Motorsportwelt, galt der Schotte doch als geradezu unverwundbar.
Die Formel 1 hatte einen ihrer größten Helden verloren.