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Juan Pablo Montoya – mit 40 Jahren immer noch US-Rennsport-Spitze

Der Kolumbianer ist im Spätherbst seiner Karriere immer noch Siegkanditat

In Europa ist es schon einige Jahre ruhig um den Namen Juan Pablo Montoya geworden. Bereits 2006 bestritt er sein letztes Formel1 Rennen, damals in Diensten von McLaren. Danach zog es ihn dorthin, wo er seine größten Erfolge feiern konnte. Montoya ging zurück nach Amerika und nahm den ungewohnten Weg eines Formelpiloten, der sich in der Motorsportart Nummer 1 in den USA versuchte, der Nascar.

Man mag den kleinen Kolumbianer lieben oder hassen, er kann jedenfalls auf eine außergewöhnliche Karriere zurückblicken. Der in Bogota geborene Montoya war schon immer schnell, zu Beginn seiner Laufbahn aber äußerst unberechenbar. Genialen Auftritten folgten oft vollkommen unnötige Anfängerfehler – JPM wie er kurz genannt wurde nahm auch selten ein Blatt vor den Mund, was nicht unbedingt seiner Beliebtheit zuträglich war.

Der junge Montoya – schnell und übermütig

Im europäischen Motorsport machte Montoya Ende der 90er Jahre vor allem in der Formel3000 erstmals auf sich aufmerksam. Als Neueinsteiger gewann er 1997 drei Rennen und konnte die Vizemeisterschaft erringen. Damals übrigens in Diensten von Dr. Helmut Marko, der seit langem bei Red Bull Racing tätig ist. Der Österreicher erkannte schnell, dass er hier einen Rohdiamanten im Team hatte, ihm fielen aber auch die Dinge auf, die alles andere als professionell waren.

Ein damaliger Hang zu Fastfood und nicht gerade ein gesteigertes Interesse an Fitness ließ den Teamchef zu der ein oder anderen disziplinarischen Maßnahme greifen, darunter wohl auch ein 10 Kilometer-Marsch vom damaligen Wohnhaus zum Team in Graz. Marko erinnerte sich in einem vergangenen Interview: „Er war unglaublich schnell, aber er war nicht fit“.

Montoya hielt dies nicht davon ab, in der Saison 1998 die Formel3000 für sich zu entscheiden, er verwies damals einen gewissen Nick Heidfeld auf die Plätze. Der Weg in die Formel1 schien geebnet, doch JPM ging dorthin, wo er auch jetzt im Spätherbst seiner Karriere seinen Platz fand, in die amerikanische IndyCar-Serie. In der Saison 1999 kam er als Nachfolger von Alex Zanardi zu Chip Ganassi Racing und war von Beginn an bei der Musik.

IndyCar 1999

Der Weg nach Amerika – Historische Erfolge

Der erste Sieg musste nicht lange auf sich warten, selbst auf den ungewohnten Ovalkursen zeigte sich der Kolumbianer bärenstark und konnte Rennsiege einfahren. Nach dem letzten Rennen lag er punktgleich mit Dario Franchitti an der Spitze der Meisterschaft, seine sieben Saisonerfolge standen derer drei des Schotten gegenüber, der Titel ging somit im Debütjahr an Montoya.

Ein weiteres Debüt folgte ein Jahr später. Während man sich in der Meisterschaft aufgrund von Materialwechsel hinten anstellen musste, gab der Kolumbianer seinen ersten Auftritt bei den legendären 500 Meilen von Indianapolis in der konkurrierenden Indy Racing League. Das Rennen damals ist schnell erzählt, Montoya führte 167 von 200 Runden an und war seit Graham Hill 1966 zu diesem Zeitpunkt der erste Fahrer, der im großen Nudeltopf bei seinem Einstand erfolgreich war. Der als Pummelchen bezeichnete Nachwuchspilot hatte in diesen zwei Jahren US-Rennsport Geschichte geschrieben.

Der Weg in der Königsklasse – Montoya und die Formel1

Mit Europa hatte er aber noch eine Rechnung offen, also fand er den Weg dann doch noch in die Königsklasse. Zuerst bei Williams am Start, später dann bei McLaren, hatte man aber nie das Gefühl, dass sich JPM in der Formel1 wirklich heimisch fühlte. Schnell war er von Anfang an, das stand nie zur Debatte. Jedoch hatte er auch immer mal wieder diese Aussetzer, die man in den USA kaum mehr von ihm kannte. Auch seine Duelle mit Michael Schumacher sorgten immer für Zündstoff. 2002 und 2003 lieferte er seine besten Saisons ab, hier konnte er jeweils WM-Dritter werden. Der große Sprung auf den Weltmeisterschafts-Thron blieb ihm aber verwehrt. Dafür konnte er aber im Jahr 2003 einen weiteren Klassiker für sich entscheiden, als er den Großen Preis von Monaco gewann. Nach seinem Wechsel zu McLaren ging es für Montoya bergab, der Kolumbianer passte einfach nicht in das kühle britische Team.

Montoya in Monaco

So endete seine Formel1-Zeit auch mit einem Knall, als man sich bei McLaren entschloss das Kapitel zu schließen, als er in Indianapolis seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen abschoss und eine Massenkollision auslöste, bei der sich Nick Heidfeld vier Mal in seinem Williams überschlug. Vor allem ein Zitat aus seiner Zeit in der Königsklasse blieb haften, welches der damalige BMW-Motorsportboss Dr. Mario Theissen hervorbrachte: „Zuerst ging ihm das Talent und dann die Straße aus.“

Montoya war fertig mit der Formel 1 und ging zurück nach Amerika, jetzt aber in ein Abenteuer der ganz anderen Art. Wieder bei seinem alten Weggefährten Chip Ganassi am Start, wagte er sich jetzt in ein NASCAR. Zunächst noch in der zweiten Liga unterwegs, ging es für ihn bald in der höchsten Klasse, dem Nascar Sprint Cup um Punkte. Als klassischer Formelpilot ist so ein Weg oft zum Scheitern verurteilt, viele mussten einsehen, dass dies ein ganz anderes Feld ist.

NASCAR – Montoya im Stockcar

Nach und nach musste auch Montoya erkennen, dass NASCAR ein anderes Pflaster als der Formelsport ist. So blieben die Ergebnisse durchwachsen und schwankend. 2009 erreichte er immerhin den Chase, die Nascar-Playoffs und erzielte mit Gesamtrang 8 ein mehr als passables Resultat, für den siegverwöhnten Kolumbianer aber nicht genug.

Vielen US-Motorsportfans blieb er am Ende seiner NASCAR-Zeit vor allem aufgrund seines Unfalls mit einem Streckenfahrzeug in Daytona in Erinnerung, als sein Chevrolet einen Feuerball auslöste – damit wird man ihm aber nicht gerecht. Auf dem Straßenkurs von Sonoma gewann er als erster Nicht-Amerikaner seit 30 Jahren ein Rennen der höchsten NASCAR-Liga, damals von Startplatz 32 aus. Der viel erhoffte Ovalsieg blieb ihm jedoch verwehrt, besonders in Indianapolis war er oft nah genug dran, doch mehr als Rang 2 war nicht drin. Man kann es drehen und wenden, wie man will, auch in seiner Stockcar-Zeit in Amerika schrieb Montoya Motorsport-Geschichte.

Im Herbst seiner Karriere gab es dann nochmal einen Paukenschlag, so wie man es von ihm kennt. Er verließ Chip Ganassi und ging zur Konkurrenz von Penske zurück in die IndyCar Serie. Nach einigen Eingewöhnungsproblemen konnte er im Juli 2014 seinen ersten Sieg nach Rückkehr an die alte Wirkungsstätte feiern.

Triumphale Rückkehr an alte Wirkungsstätte

Einen drauf setzte der Kolumbianer dann noch im Vorjahr, er lag lange aussichtsreich beim Kampf um den Titel und musste sich ganz knapp erst im letzten Rennen geschlagen geben. Dafür feierte er aber einen historischen Sieg – 15 Jahre nach seinem Erfolg beim Indy500 gewann er das berühmte Rennen erneut, eine unglaubliche Leistung. Juan Pablo Montoya fühlt sich wohl im US-Formelsport und auch wenn das Jahr 2016 nicht so begann, wie es sich der heute 40-Jährige vorgestellt hat, JPM hat noch lange vor, an der Spitze mitzumischen. Dass er überall schnell ist, konnte er auch in den Protoypen-Fahrzeugen bei den 24 Stunden von Daytona beweisen - auch dieses Rennen konnte er gewinnen, sogar insgesamt dreimal.

IndySieg 2015

Aus seiner nicht besonders erfolgreichen NASCAR-Zeit hat der ehemals als heißblütig verschriene Montoya einiges mitgenommen, nach seiner Rückkehr zu den Indy Cars gab es von ihm Sätze wie: „Es hat mir gezeigt, dass man sich das große Ganze anschauen muss, es ist eine Schande, dass man mit der ganzen Erfahrung nicht nochmal 20 Jahre alt sein kann“. Sätze, die man vom Kolumbianer früher selten gehört hat. Ob man ihn mag oder nicht, Juan Pablo Montoya ist einer der Großen des Motorsports, das muss man neidlos anerkennen.

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