+++ Teileknappheit und ein interner Kampf – Vor dem Saisonfinale steht der französische Hersteller enorm unter Druck +++
Wenn am kommenden Wochenende das Saisonfinale der Formel 1 in Abu Dhabi über die Bühne geht, ist die Frage nach dem letzten Grand-Prix Sieg des Jahres fast nebensächlich, denn der Fokus richtet sich dann auf Renault, sowohl auf das Team selbst, noch mehr aber auf seine Motoren.
Teile werden knapp – Renault-Kunden vor Schwierigkeiten
Eigentlich sollte man erwarten, dass Red Bull beim letzten Rennen des Jahres um den Platz ganz vorne wird kämpfen können. Doch die Mannschaft rund um Teamchef Christian Horner wird eher darum bemüht sein, dass beide Bullen überhaupt das Ziel sehen.
Schon in Brasilien verabschiedete man sich plötzlich von den Sieganwärtern. Hatte man zuvor einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht und konnte zwei Siege in den letzten vier Rennen einfahren, ging in Sao Paulo nichts mehr. Das lag zwar zum einen am Layout des Kurses, das den Boliden nicht entgegenkam, aber vor allem auch an einer sehr konservativen Motoreinstellung, damit man mit dem Renault-Motor auch über die Runden kommt.
Denn die Teile bei den Franzosen werden immer knapper und die Defektanfälligkeit bekamen alle mit Renault-Power im Heck seit der Sommerpause immer stärker zu spüren. Neue Teile gibt es nicht mehr, so dass viele mit einigen gebrauchten Komponenten unterwegs waren und sein werden. Während man bei Red Bull Racing aber zumindest das Ziel in Abu Dhabi anvisieren kann, sieht das bei der kleinen Schwester ganz anders aus.
Teilenot bei Toro Rosso – Finale in Gefahr?
Den kleinen Bullen von Toro Rosso gehen die Renault-Motorenkomponenten schlichtweg aus. Seit dem Sommer leidet keine Mannschaft so sehr unter defekten Teilen wie die italienische Truppe. Negativer Höhepunkt der Schäden am Antrieb war das Wochenendes des Grand Prix in Brasilien.
Bereits im ersten freien Training mussten die Fahrer Brendon Hartley und Pierre Gasly nach wenigen Runden schon zuschauen. Bei Gasly verabschiedete sich eine frisch eingebaute MGU-H, also der elektrifizierte Turbolader, der sicher den komplexesten Teil der modernen Power Units darstellt.
Zuvor in Mexico kam die Truppe auf vier Schäden in diesem Bereich. Renault-Chef Cyril Abiteboul stellte daraufhin die Arbeit der Mannschaft bei der Installation des V6-Turbos in Frage und sorgte damit natürlich für reichlich Unmut beim Kunden.
Für Toro Rosso wird es jetzt knapp in Sachen Finale, denn mangels neuen Teilen wurde schon zuletzt zwischen beiden Wagen hin und wieder her getauscht oder man war gezwungen, auf Teile aus den Lagern anderer Renault-Kunden zurückzugreifen, Red Bull-Chef Helmut Marko ließ zuletzt verlauten, dass es beim Team „wie im Ersatzteillager eines Oldtimer-Handels“ aussähe.
Neue Komponenten kann Renault nicht mehr liefern, die Vorlaufzeit dieser speziellen Teile ist einfach zu lang. Für Toro Rosso wäre die Zielankunft in Abu Dhabi schon fast wie ein Grand-Prix-Sieg, dabei geht es hier ausgerechnet für die kleine Truppe noch um die Verteidigung des sechsten Ranges in der Konstrukteurs-WM.
Dreikampf in Abu Dhabi – Viel Geld auf dem Spiel
Die Defekte von Toro Rosso haben zudem eine sportlich brisante Note. Denn es ist ausgerechnet das Werksteam von Renault, welches beim Finale die Mannschaft noch vom sechsten Rang bei den Konstrukteuren verdrängen will. Seit dem Sommer ist die Punkteausbeute bei der französischen Werkstruppe deutlich besser, durch die vielen Defekte ist Toro Rosso aus dem Kreis der regelmäßig punktenden Fahrzeuge herausgefallen.
Auch das Team von Haas spielt hier noch eine Rolle und kann Boden gutmachen. Toro Rosso scheint unterdessen darauf hoffen zu müssen, dass die Konkurrenz nur mäßig punktet. Die Ausgangslage ist hier noch recht eng, Sechster ist Toro Rosso mit 53 Punkten, gefolgt von Renault mit 49 Zählern und Haas mit 47. Vor allem geht es in der Endabrechnung um viel Preisgeld.
Als man bei Toro Rosso in Brasilien mit den Vorwürfen seitens Renault konfrontiert wurde, hörte man hier und da, dass diese Defekte wohl kein Zufall sind, weil man im direkten Kampf mit dem Werksteam steht. Daraufhin kam es zu lautstarken Streitereien zwischen dem Renault-Boss und Red Bull-Vertretern. Nicht nur die Renault-Motoren stehen beim Finale der Saison 2017 also gehörig unter Druck.