Der zweifache Rallye-Weltmeister Carlos Sainz beschert Peugeot den Triumph bei der 40. Jubiläumsausgabe des Klassikers
Der Startschuss in das neue Motorsportjahr hatte es in diesem Jahr in sich. Die Rallye Dakar wurde bereits zum 40. Mal ausgetragen und war geprägt von zahlreichen Dramen, Unfälle und schweren Bedingungen für Mensch und Maschine.
Wurde der Rallye-Marathon früher in Afrika ausgetragen, ist der Tross seit 2009 in Südamerika am Start. In diesem Jahr ging es nach einiger Abstinenz in Peru los. Nachdem man in Lima gestartet war, musste man zunächst Wüsten und riesige Sandgebiete und zahlreiche Dünen überwinden, danach ging es nach Bolivien bis auf 3.500 Höhenmeter hoch. Dann zogen die, die diese Marathonetappen überhaupt überstanden hatten, nach Argentinien weiter, wo sich in Cordoba nach einigen tausende Kilometern Carlos Sainz den Gesamtsieg sicher konnte.
Für den mittlerweile 55-jährigen Spanier war es der zweite Gesamtsieg, nachdem er schon 2010 die Rallye für sich entscheiden konnte, damals noch am Steuer eines VW Race Touaregs. Sainz war nicht der schnellste im Feld, doch das alleine war bei dieser besonderen Ausgabe der Dakar nicht entscheidend.
Dramen rund um die Spitzenteams
Vor allem drei Mannschaften machten sich in diesem Jahr berechtigte Sieghoffnungen. Peugeot ging zum vorerst letzten Mal werksseitig an den Start und kam mit einem verbesserten und immer noch monströs wirkenden Buggy daher, der 3008 DKR war allein in der Breite auf 2,40 Meter gewachsen.
Als Gegner schickte Toyota mit dem Hilux-Modell einen Pickup ins Rennen, der als der heimliche Favorit galt, sich dann aber doch nicht durchsetzen konnte. Bei der japanischen Marke vertraute man auf das bewährte Allradkonzept gegenüber den heckgetriebenen Buggys, die in den letzten Jahren reglementsbedingt immer einen technischen Vorteil hatten, doch in diesem Jahr hatte man es geschafft, dass die beiden Antriebskonzepte auf ähnlichem Niveau unterwegs waren.
Dazu brachte das deutsche Team von X-Raid eine wahre Phalanx von Mini Cooper an den Start. Neben den ausgereiften Allrad-Modellen setzte man zudem einen neuen Mini John Cooper Works Buggy ein, um so alle Triumphe in der Hand zu haben, doch die Dakar hat ihre eigenen Regeln, die viele bereits kurz nach dem Startschuss Anfang Januar zu spüren bekamen.
Der peruanische Sand hatte es in sich und warf bereits auf der zweiten Etappe drei der sieben Teams mit den Minis weit zurück. Der US-Amerikaner Bryce Menzies fuhr am Steuer eines der neuen Mini-Buggys gerade einmal 37 Kilometer weit, als er einen klein wirkenden Hügel unterschätze. Obwohl ihn sein Beifahrer auf die Gefahrenstelle hinwies, blieb Menzies auf dem Gas und legte einen heftigen Abflug hin. Bevor die Dakar richtig begonnen hatte, war sie für einen der Mini-Hoffnungsträger damit auch schon wieder zu Ende.
Für das X-Raid Team mit dem starken Aufgebot an Minis hatte sich das Thema Gesamtsieg anno 2018 schnell erledigt, bereits in der ersten Hälfte des Rallye-Marathons verlor man alle Siegaspiraten. Dabei landete ein Mini sogar im Meer, als die Meute den Strand lang preschte. Der Saudi Yazeed Al-Rajhi entschied sich für die falsche von zwei Spuren und wurde von einer großen Welle erwischt und ins Meer gezogen. Ein Eintrag in die Geschichtsbücher ist ihm damit sicher, denn bei der Wüstenrallye schlechthin im Meer zu landen, muss man auch erstmal hinbekommen.
Rallye-Rekordchampion Sebastien Loeb – Gestrandet in den Dünen
Während sich die Minis schnell von der Spitze verabschiedet hatten, lief es danach für die Peugeot-Truppe zunächst am besten, die sich deutlich von den Toyotas absetzten konnten.
Doch dann schlug auch hier die Dakar zu und das gleich mehrfach. Sébastien Loeb übersah ein Sandloch, als er seinen Peugeot 3008 DKR eine Düne hochfuhr, beim anschließenden Aufprall verletzte sich sein langjähriger Copilot Daniel Elena am Steißbein, daraufhin musste das Duo aufgeben.
Bereits auf der vierten Etappe erwischte es einen weiteren der Peugeot-Buggys. Der Franzose Cyril Despres zerstörte bei einem Unfall seine Hinterachse und verlor damit die Chancen auf den Gesamtsieg. Fortan war er nur noch als rollendes Ersatzteillager unterwegs.
Rückschlag für den Dakar-Rekordhalter
Somit blieben nur noch die Peugeots von Carlos Sainz und Rekordsieger Stéphane Peterhansel übrig, die von den Toyota gejagt wurden. Doch auch die Pickups der Japaner kamen nicht ohne Probleme und Blessuren über die Etappen, so dass es in den letzten Tagen lange nach einem Peugeot-Doppelsieg bei der Abschiedsvorstellung aussah.
Doch dann erwischte es auch den Dakar-Rekordhalter. Peterhansel erwischte einen Baum, bei dem Unfall wurde die Lenkung beschädigt und der Traum nach 6 Siegen auf dem Motorrad und 7 bei den Autos einen weiteren zu erzielen, war ausgeträumt.
Jetzt war es an Carlos Sainz, den Sieg nach Hause zu fahren, doch auch der Spanier musste noch eine heikle Situation überstehen. Sainz kollidierte mit dem Quadfahrer Kees Koolen aus den Niederlanden, daraufhin gab es eine Zeitstrafe gegen den Altmeister, die nach Berufung aber wieder zurückgenommen wurde. Durchatmen bei Sainz, der am Ende nach einer der aufregendsten Dakar aller Zeiten einen satten Vorsprung von 44 Minuten Vorsprung auf Toyota-Pilot Nasser Al-Attiyah ins Ziel rettete.
Aus deutscher Sicht konnte sich am Ende Dirk von Zitzewitz als Beifahrer des Südafrikaners Giniel de Villiers im Toyota Hilus den dritten Gesamtrang sichern.
KTM-Siegesserie bei den Motorrädern
Nicht viel weniger dramatisch ging es in den 14 Tagen in Südamerika bei den Motorrad-Piloten zu. Zahlreiche Stürze und Unfälle zeigten, wie schwer die diesjährige Ausgabe der Dakar auch für die Piloten auf zwei Rädern war.
Am Ziel in Cordoba war die Freude daher umso größer bei Matthias Walkner. Der Österreicher sorgte mit dem Sieg auf seiner KTM nicht nur dafür, dass die Siegesserie der Marke seit 2001 weiterging, sondern er sorgte auch für den ersten Sieg eines Fahrers aus Österreich.
Die 2018er Ausgabe des Klassikers war mit die härteste Dakar alle Zeiten – die Marathon-Rallye ist das letzte große Abenteuer in der Welt des heutigen Motorsports.
Titelbild: ©Peugeot Sport