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Vier gewinnt – Rallye-Weltmeisterschaft spannend wie nie

Thierry Neuville bringt mit Hyundai den vierten Hersteller zum Sieg

Die WRC Rallye-Weltmeisterschaft des Jahres 2017 ist an Spannung kaum zu übertreffen. Waren es in den letzten Jahren die Polos von Volkswagen, die fast uneinholbar einen Sieg nach dem anderen einfuhren, sieht die Welt nun ganz anders aus.

Mit dem WM-Lauf auf Korsika ging es vor Kurzem auf die erste reine Asphaltrallye des Jahres. Eis, Schnee und Schotter lagen bereits hinter den Protagonisten, die in diesem Jahr mit ihren deutlich stärkeren und aerodynamisch deutlich aufgerüsteten Boliden unterwegs sind. Beim französischen Lauf zur Weltmeisterschaft, auch als Rallye der 10.000 Kurven bekannt, schlug die Stunde eines Mannes, dem man das nach den ersten Auftritten des Jahres kaum zutrauen konnte.

Thierry Neuville – From Zero to Hero

Zweimal lag der Belgier aus St. Vith in diesem Jahr schon kurz vor Ende in Front, zweimal beraubte er sich selbst und die Truppe von Hyundai allerdings durch einen leichtsinnigen Fehler vom Sieg. Besonders in Schweden auf einer kurzen Showprüfung unterlief ihm ein ganz bitterer Fehler, den Verantwortlichen bei Hyundai standen die Haare zu Berge.

Neuville kennt solche Schwierigkeiten, bereits 2015 erlebte er ein wahres Seuchenjahr, ständig fand man ihn abseits der Piste wieder. Die Ehe zwischen ihm und Hyundai schien zum Scheitern verurteilt, doch der Belgier berappelte sich und wurde im Vorjahr Vizeweltmeister.

In Sachen Schnelligkeit war er seinen Teamkollegen von Anfang an in diesem Jahr überlegen, doch anstatt mit zwei Siegen die WM anzuführen, sah es so aus, als würde seine Formkurve wieder nach unten gehen. Doch Hyundai stand zu seinem Top-Piloten und dieses Vertrauen konnte er nun bei der Rallye Korsika in den ersten Sieg mit seinem Hyundai i20 coupe umwandeln, damit liegt er auf dem dritten WM-Rang und hat wieder Morgenluft im Kampf um den Titel geschnuppert.

Früh als eines der vielversprechendsten Talente in der Szene angesehen, wird 2017 vielleicht nun doch sein Jahr, genug Tiefen konnte er jedenfalls überwinden. Dabei ist die Konkurrenz ausgeglichen und stark wie nie.

Sébastien Ogier – Der Champion an der Spitze

An der WM-Spitze liegt unterdessen immer noch der amtierende Weltmeister, Sébastien Ogier. Nach seinem späten Wechsel zum Team von M-Sport bescherte er dem britischen Team mit dem neuen Ford Fiesta WRC direkt beim Auftakt den ersten Sieg seit langer Zeit. Zwar musste der Franzose seither mit einiger technischen Problemen kämpfen, doch seine vier WM-Titel kommen nicht von ungefähr.

So kämpfte er sich durch alle Probleme und schnappte beispielsweise bei der Rallye Korsika Hyundai-Pilot Dani Sordo auf den letzten Metern um eine gute Sekunde den zweiten Rang weg und verhinderte so den Doppelsieg des südkoreanischen Herstellers, der seine Motorsportgeschicke übrigens vom deutschen Alzenau aus lenkt.

Ogier ist immer noch der Mann, den es zu schlagen gilt und das wird auch 2017 nicht anders sein. Malcolm Wilson, Teamchef bei M-Sport, weiß jedenfalls, dass die Startnummer 1 zu Recht auf dem neuen Fiesta klebt. Der Kampf um WM-Siege ist dabei aktuell so spannend wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Ford, Hyundai, Citroën und Toyota – die großen 4

Der amtierende Weltmeister Ogier feierte im Ford Fiesta den Auftaktsieg des Jahres, dann schlug die Stunde der Rückkehrer. Erstmals seit 1999 ist Toyota wieder werksseitig vertreten und schickt den Yaris als neue Rallyewaffe ins Feld.

Jari-Matti Latvala konnte nach seinen Niederlagen im Team bei VW gegen Ogier enorm Selbstvertrauen tanken und krönte dies erst mit einem Podestplatz und dann mit dem Gewinn der Rallye Schweden. Zwar ist man zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten, entwickelt aber sehr aggressiv und wird bald wieder nach vorne rücken wollen.

Citroën wurde unterdessen als WM-Favorit vor dem Saisonstart gehandelt und erlebte schon eine Berg- und Talfahrt. Zu Beginn des Jahres ging bei den Franzosen gar nichts zusammen, doch bei der ersten Schotter-Rallye in Mexiko gewann der Nordire Kris Meeke den WM-Lauf und lag auch auf Korsika in Front, als ein Motorschaden die Hoffnung auf den Sieg unter sich begrub.

Es schlug die Stunde für Neuville, der mit Hyundai den vierten aktiven Hersteller zum Sieg führen konnte. Eine Prognose für den Rest der Weltmeisterschaft ist schwierig, noch jagen alle den Champion der letzten Jahre, die Luft wird für Sébastien Ogier aber immer dünner.

Die Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) bietet in diesem Jahr einen extrem engen Schlagabtausch zwischen allen beteiligten Herstellern, das würde sich manch andere Serie im Motorsport auch wünschen.