+++ Der Fahrermarkt der WRC nimmt an Fahrt auf +++
Das Jahr in der WRC Rallye-WM neigt sich langsam aber sicher auch wieder dem Ende zu. Steht in sportlicher Hinsicht der Weg von Sébastien Ogier zur nächsten Weltmeisterschaft im Vordergrund, tut sich auch beim Kampf um die Werks-Cockpits für 2018 so einiges.
Die Zukunft des Champions – Wohin führt der Weg von Ogier?
Alle Augen sind derzeit auf Sébastien Ogier gerichtet. Die Werksmannschaft von Citroën möchte den französischen mehrfachen Weltmeister auf jeden Fall verpflichten. Das ist eine Kehrtwende, denn vor wenigen Monaten sprach sich die Teamleitung noch gegen eine Verpflichtung aus.
Doch in der Chefetage der Franzosen macht man Druck, denn Citroën war als Mitfavorit in das Rallyejahr gestartet, erlebte aber mit der Ausnahme eines Sieges eine desaströse Saison.
Kris Meeke war als WM-Favorit angetreten, der Nordire galt nach einem Teilzeitjob im Vorjahr als heißer Anwärter auf den WM-Thron. Doch der Citroën C3 WRC-Bolide stellte sich mehr als bockig heraus, Meeke flog ein ums andere Mal heftig ab. Am Ende verordnete man dem Sieger der Rally Mexiko eine Zwangspause. Die half wenig, denn beim Deutschland-Auftritt der Rallye-Elite unterlief ihm auf der allerersten Wertungsprüfung, die direkt in der City von Saarbrücken stattfand, ein schwerwiegender Fehler mit der Folge des erneuten Ausscheidens. Meekes Talfahrt vom Hoffnungsträger hin zur großen Enttäuschung erlebte so einen neuen Tiefpunkt.
Seine Tage als Nummer 1 im Team sind gezählt, auch wenn er für 2018 noch einen Vertrag hat, denn nun möchte man Ogier zurück. Mit dem Franzosen würde ein verlorener Sohn zur Werkstruppe zurückkehren, bei der er vom Junior bis zum Weltmeister aufgebaut wurde. Letztmalig in Citroëndiensten war Ogier 2011 aktiv, danach wechselte er zu Volkswagen und gewann viermal in Folge den WM-Titel.
Als sich VW zum Ausstieg entschloss, wurde er sich mit Malcolm Wilson, seines Zeichens Teamchef bei M-Sport, einig. Doch die Luft an der WM-Spitze wird dünner, M-Sport hat keine Werksunterstützung von Ford, dazu gibt es immer mehr Druck von Hyundai und Toyota. Wilson will Ogier halten, doch dem fehlt es an Support von Seiten Ford.
Die Zukunftsentscheidung des in der Summe aktuell besten Rallye-Piloten wird sicher bald fallen, sollte er zu Citroën zurückkehren, steht zudem eine ganz besondere Fahrerpaarung ins Haus.
Explosives Duo möglich – Ogier und Loeb
Parallel zum Ogier-Transfer ist im kommenden Jahr durchaus eine spektakuläre Rückkehr möglich. Rallye-Rekordweltmeister Sébastien Loeb kehrte zuletzt in ein WRC-Auto zurück und testete den C3 bereits zum zweiten Mal.
Auch wenn eine Vollzeitrückkehr von Loeb aufgrund anderer Verpflichtungen sehr unwahrscheinlich erscheint, kann es durchaus sein, dass die Rallye-Legende bei ausgewählten WM-Läufen antritt. Loeb ist derzeit in der Rallycross-WM aktiv, aber sichtlich frustriert über die hier herrschende Dominanz der VW Polos.
Teamchef Yves Matton beteuert, dass es dann nicht zu einem erneuten Stallkrieg kommen würde. Den gab es nämlich bereits 2011, als beide schnellen Franzosen an Bord waren. Loeb und Ogier bekämpften sich damals so hart, dass einer am Ende der Saison gehen musste. Man setzte damals auf den erfahrenen Rekord-Weltmeister, doch für die Saison 2018 sollte die Sachlage anders aussehen, aber ein Aufeinandertreffen der beiden im gleichen Team hat immer noch genügend Zündstoff.
Bewegung auch bei Hyundai
Auch bei Hyundai Motorsport ist derzeit vieles in Bewegung. Mit einem Thierry Neuville auf WM-Kurs ist man gut aufgestellt, der Rest ist noch mit Fragezeichen behaftet.
In der Herstellerwertung liegt man hinten, weil keiner der anderen die Leistung von Neuville bringt. Hayden Paddon galt im Vorjahr noch als Shootingstar schlechthin, hat aber in diesem Jahr deutliche Probleme. Dani Sordo ist ab und wann schnell, spielt an der Spitze des Klassements am Ende aber doch meist nie eine Rolle.
Daher hat man für die Rallye Spanien sich die Dienste von Ex-VW-Mann Andreas Mikkelsen gesichert und Paddon eine Pause verordnet Der Norweger wird zudem auch einen Platz für die kommenden beiden Jahre erhalten. Das Warten nach dem VW-Ausstieg hat sich für Mikkelsen also gelohnt, zuletzt wusste er selbst mit dem schwierigen Citroën C3 zu überzeugen, als er bei einem Gaststart im Team bei der Rallye Deutschland den zweiten Gesamtrang einfuhr.
Zuletzt wurde sogar der Name Ogier bei den Koreanern gehandelt, man wägt nun offensichtlich doch noch die Möglichkeiten ab, den Franzosen zum Team mit Sitz im deutschen Alzenau zu locken. Zwar bestritt man dies mittlerweile offiziell wieder, aber entschieden scheint dies noch nicht zu sein.
Nur bei Toyota hat man sich nun schon entschieden. Das Team rund um Altmeister Tommi Mäkinen hat ganz frisch verkündet, dass der Este Ott Tänak von M-Sport im kommenden Jahr zum Team stößt. Daneben behalten die beiden Finnen, der wieder aufblühende Jari-Matti Latvala und Rohdiamant Esapekka Lappi, ihre Cockpits.
Der Weg in der Rallye-WM vom Hoffnungsträger und Shootingstar bis nach ganz unten traf so machen in den letzten Rallye-Jahren, der Kampf um die restlichen Cockpits wird in diesem Jahr noch an Intensität zunehmen.