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Rosberg oder Hamilton? Formel1 Showdown in Abu Dhabi

Das WM-Duell 2016

Wenn am kommenden Sonntag die roten Startlichter auf dem Yas Marina Circuit erlöschen, dann steht Nico Rosberg vor dem größten Triumph seiner Karriere in der Königsklasse des Motorsports.

Auf dem Papier klingt die Angelegenheit leichter, als sie tatsächlich ist. 12 Punkte beträgt sein Vorsprung auf Teamkollege und Dauerrivale Lewis Hamilton. Damit ist die Ausgangslage in Sachen Weltmeistertitel klar: Die Plätze eins, zwei oder drei reichen in jedem Fall, um die Formel1-Krone nach Deutschland zu holen. Wenn Hamilton maximal den zweiten Rang erreicht, sind die Plätze 4 bis 6 immer noch ausreichend. Dazu sollte die Strecke im Wüstenstaat den Mercedes-Piloten entgegenkommen, so dass man beide Silberpfeile wieder an der Spitze erwarten darf.

Die Chance, dass vor allem die Red Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo hier um den Sieg mitreden können, ist eher gering. Lewis Hamilton seinerseits ist aber auf Schützenhilfe anderer angewiesen, sonst wird seine Aufholjagd in Sachen WM-Spitze nicht gelingen.

Lewis Hamilton – Griff in die Psycho-Trickkiste

Nach seinem erneuten Sieg im regnerischen Interlagos beim Großen Preis von Brasilien lässt der Brite nichts unversucht, seinen Teamkollegen mit der ein oder anderen Stichelei aus der Ruhe zu bringen. Die Wasserschlacht in Südamerika war für ihn am Ende gar nicht besonders schwer, wie er nach dem Rennen betonte. Ein kleiner, aber feiner Seitenhieb auf Rosberg, der einen heiklen Rutscher im Rennen gerade noch abfangen konnte.

Auch der Hinweis, dass Nico Rosberg ein sehr zuverlässiges Jahr hatte impliziert vor allem, dass seines anders verlief. Beim Blick auf die nackten Zahlen hat er allerdings Recht. Vor allem beim Formel1-Auftritt in Malaysia fiel eine Vorentscheidung in Sachen Gesamtwertung. Hamilton lag in Front bis 15 Runden vor Schluss sein Mercedes-Motor den Geist aufgab. Rosberg wurde Dritter und lag plötzlich deutlich in Front.

Seither ist der bereits dreimalige Formel1-Weltmeister auf der Aufholjagd. Rosberg seinerseits muss einfach nur dahinter einlaufen, das würde reichen, um den WM-Titel feiern zu können.

Nico Rosberg – Nicht aus der Ruhe bringen lassen

Die Kommentare von Konkurrent Hamilton nimmt der 31-Jährige Deutsche zwar zur Kenntnis, wirklich aus dem Konzept bringen sie ihn aber nicht. Die Herangehensweise an den letzten Lauf des Jahres ist nicht anders wie bei den anderen Rennen. Nico Rosberg will gewinnen und endlich die Siegesserie des Briten brechen.

Ein Sieg in Abu Dhabi wäre mehr als nur ein GrandPrix-Erfolg. Es wäre ein klares Statement, dass er sich zurecht Weltmeister 2016 nennt. Die letzten Rennen konnte der Deutsche seinem englischen Teamkollegen in Sachen reiner Speed einfach nicht folgen, so bleibt immer ein kleiner Beigeschmack, dass nicht der Schnellere der Beiden an der Spitze des Feldes steht.

Doch technische Schwierigkeiten und Ausfälle gehören für alle Piloten im Motorsport zum täglich Brot, zusammengerechnet wird am Ende. Und Rosberg tut mit Kalkül genau das, was er tun muss. In Brasilien war früh klar, dass er hinter Hamilton nicht auf Attacke fuhr. Hätte er seinen Silberpfeil verloren und wäre im Aus gelandet, wäre er der große Verlierer gewesen.

So hat er aktuell weiterhin die besten Voraussetzungen, um aus eigener Kraft Formel1-Weltmeister zu werden. Darauf hat Rosberg seit seinem Debüt für Williams in der Formel 1 im Jahr 2006 lange warten müssen.

Schon lange her - Nico Rosberg in der GP2

Rosberg und Hamilton – vom Kart über den GP2-Meistertitel in die Formel 1

Anno 2016 ist die Rivalität zwischen beiden Piloten bekannt, hier hat sich das Bild aus früheren Jahren verschoben. Als Hamilton 2013 zu Mercedes kam, beteuerte man, dass sich beide aus der Vergangenheit gut kannten und mehr als gut miteinander auskommen würden. Doch an der Spitze der Königsklasse des Motorsports ist dafür kein Platz, das hat man in den letzten Jahren gesehen.

Immer wieder kam es zu heiklen Situationen zwischen den beiden, die beispielsweise in diesem Jahr in Barcelona damit endeten, dass beide im Kies steckten, hier noch mal die Szene, die bei den Mercedes-Verantwortlichen im Mai diesen Jahres für graue Haare sorgte:

Dabei ist der Werdegang beider recht ähnlich. Klassisch im Kartsport begonnen ging es über die Formelnachwuchsserien bis hin in die GP2, die Klasse direkt unterhalb der Formel 1. Rosberg gewann hier den Titel 2005, Hamilton tat es ihm ein Jahr später bei seinem Einstieg in die Serie gleich.

Sowohl im Kart, als auch in der Formel3 war es allerdings Hamilton, der größere Spuren hinterließ. In seinem Formel3-Meisterjahr gewann er 15 von 20 Saisonrennen, hier tat sich Nico Rosberg deutlich schwerer.

Während Rosberg bei Williams unterkam und sicher kein schlechtes Auto für sein Formel1-Debüt zur Verfügung hatte, folgte Lewis Hamilton im Folgejahr und bekam auf Anhieb ein Top-Cockpit. Bereits in seinem Debütjahr kämpfte er für McLaren um den Titel, lediglich sein Übermut kostete ihn am Ende den Überraschungstriumph.

2008 konnte Hamilton dann aber im damaligen Herzschlagfinale gegen Ferrari-Pilot Felipe Massa sich mit einem Punkt Vorsprung seinen ersten WM-Titel sichern, während Rosberg damit beschäftigt war, WM-Punkte zu sammeln. Der Deutsche musste auf seinen ersten Grand Prix-Erfolg bis ins Jahr 2012 warten, als er den ersten Sieg für das neue Mercedes Team in China herausfahren konnte.

Hamiltons 1. WM Titel 2008

Die Rolle des Teamleaders war ihm auf den Leib geschneidert, doch als Lewis Hamilton ins Team kam, wendete sich das Blatt und Rosberg konnte lange nicht aus dem Schatten des Briten treten. Die WM-Titel zwei und drei für Hamliton 2014 und 2015 sprechen eine deutliche Sprache.

2016 hat sich das Blatt aber nun zu Gunsten von Nico Rosberg gewendet, Übermut oder eine dumme Aktion wird man von ihm in Abu Dhabi sicher nicht sehen, zu hoch wäre der Preis, den er dafür zahlen müsste. Der Weg bis zum ersten Titel war für ihn lang, jetzt muss er ihn nur noch zu Ende gehen.

Abseits der Rennstrecke – unterschiedliche WM-Anwärter

Auf den Rennstrecken dieser Welt kämpfen beide um Zehntel- und Hundertstelsekunden. Privat könnten beide aber unterschiedlicher nicht sein. Nico Rosberg taucht medial deutlich seltenen auf, der in Wiesbaden geborene Mercedes-Pilot ist seit 2014 mit Vivian Sibold verheiratet, mit der er seit 2015 eine Tochter hat.

Lewis Hamilton dagegen fällt dagegen deutlich mehr auf, vor allem in den sozialen Netzwerken. Die Partnerschaft mit Nicole Scherzinger ist längst Geschichte, der Brite hat zudem ein deutlich höheres Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, so scheint es meist. Dazu immer wieder der ein oder andere kleine Skandal, beispielsweise ein Autounfall in Monaco 2015, als er mit seinem Pagani Zonda Sportwagen die Kontrolle verlor.

Nüchtern betrachtet ist Lewis Hamilton der schnellere der beiden Mercedes-Fahrer, dass muss man objektiv anerkennen. Doch Nico Rosberg hat die notwendige Ruhe und Konzentration, um die Punkte einzufahren, die er braucht. Doch auch sein Mercedes F1 W07 Hybrid muss bis zur Zielflagge in Abu Dhabi durchhalten. In weiser Voraussicht hat Rosberg gegen Rennende beim letzten Lauf in Brasilien schon den Schongang für den Motor eingelegt. Die Technik soll am Ende dieser Saison nicht das sein, was seinen ersten Titel verhindert.

Zum Abschluss lassen wir den WM-Leader noch mit einer Vorschau zum Abu Dhabi Grand Prix zu Wort kommen: