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Stühlerücken in der Königsklasse

+++ Die Trennung von McLaren und Honda löst viel Bewegung aus +++

Es war nur eine Frage der Zeit und stand schon lange im Raum, mittlerweile ist es offiziell. Die Trennung vom Formel 1-Rennstall McLaren und Motorenlieferant Honda nach dieser Saison ist fix.

McLaren und Honda – Unglückliche Ehe

Ende der 80er Jahre war es die Partnerschaft schlechthin. McLaren-Boliden mit Honda-Aggregaten im Heck fuhren lange Kreise um die Konkurrenz, so war man mit der Neuauflage dieser langjährigen Partnerschaft ab der Saison 2015 hoffnungsvoll, den Traditionsrennstall mit Werksunterstützung wieder an die Spitze zu bringen.

Doch der Honda-Auftritt endete bis dato meist peinlich, die Japaner bekamen die neue Motorentechnologie einfach nicht in den Griff. Schon lange kriselte es in dieser Ehe, doch für 2017 hatte man deutliche Fortschritte erwartet. Die blieben aus, ein ums andere Mal mussten die Piloten den Boliden mit Defekten abstellen. Das Chassis des McLaren wusste dagegen auf einigen Strecken zu überzeugen, so dass die Schwachstelle allen Beteiligten klar war.

Die Geduld beim britischen Traditionsrennstall hat nun ein Ende gefunden, der Vertrag wurde aufgelöst. Nachdem man sich zwischenzeitlich um Mercedes-Motoren bemüht hatte, ist es jetzt Renault, die im nächsten Jahr die McLaren befeuern werden. Das hat im Formel 1-Feld schon jetzt für einige Verschiebungen für das kommende Jahr gesorgt.

McLaren Chef Zak Brown und Renaults Managing Director Cyril Abitebou

Renault sagt Red Bull und Toro Rosso Adieu

In Folge der McLaren-Entscheidung kommt es zu weiteren Motorenwechseln. Toro Rosso hat den Vertrag mit Renault aufgelöst und hat für die nächsten drei Jahre bei Honda unterschrieben.

Honda als Hersteller ganz zu verlieren, wäre ein herber Schlag für die Formel 1 gewesen, denn die aktuelle Motorentechnologie zieht nicht wirklich das Interesse potenzieller Neueinsteiger an. Toro Rosso hofft natürlich, dass Honda ab 2019 endlich ein Aggregat liefern kann, was zumindest einigermaßen mithalten kann. Den Japaner wird noch Zeit zur Entwicklung gegeben, denn mit Red Bull Racing steht noch ein ganz anderes Team auf der Liste.

Renault hat unterdessen Red Bull mitgeteilt, dass es keine Verlängerung der Zusammenarbeit mit Ablauf des Vertrages Ende der Saison 2018 geben wird. Somit steht die Mannschaft des Energy Drink-Herstellers bald vor der großen Motorenfrage.

Ursprünglich wollte man sich die Option offenhalten, mit wem man 2019 antritt, Renault oder Honda. Die Franzosen haben diese Entscheidung jetzt abgenommen, so dass Red Bull faktisch Honda ausgeliefert ist. Gemäß dem aktuellen Reglement ist dann Honda erster Ansprechpartner, wenn es um eine Antriebslieferung geht, denn die Japaner statten mit Toro Rosso nur ein einziges Team aus.

Zwischenzeitlich hat sich der Name Aston Martin in die News mit eingemischt. Man wird bei Red Bull einsteigen, allerdings handelt es sich um eine finanzielle Kooperation, ähnlich wie sie die Mannschaft schon einmal mit der Nissan-Nobelmarke Infiniti hatte, also nicht um den Bau eines Motors. Der neue Teamname wird im kommenden Jahr also Aston Martin Red Bull Racing sein.

Bei Red Bull wird man abwarten, wie Honda sich im kommenden Jahr schlägt. Läuft es endlich besser, was der Formel 1 nur zu wünschen wäre, dann könnte man 2019 auf einem Top-Level bleiben. Ob dies aber gelingt, steht in den Sternen. Bei McLaren war man mehr als geduldig und zieht jetzt die Reißleine, bevor der Weltmeister-Rennstall von einst weiter in den Niederungen des Feldes verschwindet.

Fernando Alonso

Fahrer-Karussell – Nur noch wenige Cockpits frei

Im Zuge der Motorenänderungen wechselt Carlos Sainz Jr. für die Saison 2018 zu Renault. Der Spanier wird von Toro Rosso für ein Jahr ausgeliehen. Seitens der Werkstruppe von Renault war auch das Interesse an Daniel Ricciardo mehr als groß, doch Red Bull ließ den Australier nicht ziehen.

Fernando Alonso war lange Zeit eine Zentralfigur in der Cockpitvergabe. Doch da bei den Top-Teams die Cockpits unverändert bleiben, sind dem Spanier und Ex-Weltmeister die Optionen ausgegangen. Zwischenzeitlich war noch die Mannschaft von Williams im Gespräch, doch mit Renault als Motorenpartner an seiner Seite wird Alonso wohl bei McLaren bleiben.

Bottas und Hamilton bei Mercedes, sowie Vettel und Räikkönen sind auch im kommenden Jahr bei Ferrari gesetzt. Bei Renault drehen Nico Hülkenberg und Sainz am Lenkrad, bei Red Bull bleibt es bei der Paarung Max Verstappen und Daniel Ricciardo. Force India hat unlängst ebenfalls beide jetzigen Piloten für 2018 bestätigt, Perez und Ocon bleiben trotz intensiver teaminterner Duelle an Bord.

Offene Cockpits gibt es somit nur noch bei Williams, Toro Rosso und Sauber. Bei Williams ist Lance Stroll gesetzt, während man nach Alternativen zu Felipe Massa Ausschau hält. Dani Kvyat musste schon jetzt seinen Platz bei Toro Rosso räumen, der Russe konnte auf Dauer einfach in diesem Jahr nicht überzeugen. Red Bull Junior Pierre Gasly hat das Cockpit übernommen und damit die besten Chancen für die kommende Saison. Zwar wird Kvyat nochmal ins Cockpit zurückkehren, da Sainz Jr. noch in diesem Jahr den Platz an der Seite von Nico Hülkenberg bei Renault einnehmen wird, doch bislang bleibt er noch einiges schuldig. Jolyon Palmer musste bei Renault schon jetzt seinen Hut nehmen, hofft aber eventuell noch woanders unterzukommen.

Pascal Wehrlein muss ebenfalls zittern, denn bei Sauber klopfen die Ferrari-Junioren Charles Leclerc und der Italiener Antonio Giovinazzi an die Tür. Wenige Piloten von außen stehen sonst vor einem Einstieg. Red Bull Junior Pierra Gasly hofft noch auf ein Formel 1-Cockpit 2018, ebenso wie Robert Kubica, der jetzt mit Nico Rosberg als Manager im Hintergrund weiter an seinem Comeback feilt.

Fernando Alonso hat derweil bei McLaren einfach die beste Option, ein erneuter Wechsel kann dem Spanier zudem keinerlei Vorteile bieten. Somit sind die Würfel in einer der wichtigsten Personalangelegenheit der Königsklasse dann doch recht früh gefallen.