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Token sind das halbe Leben

Entwicklungspunkte werden in der Formel 1 immer wichtiger

Wie in jedem Jahr gibt es auch zur neuen Formel-1-Saison wieder die ein oder andere Regeländerung. Die größte: Eine Nichtveränderung. Die Anzahl der Token wird nicht wie angekündigt verringert, sondern weiter bei 32 festgesetzt. Darauf haben sich Motorenhersteller und der Automobil-Weltverband FIA geeinigt.

Was sind sind Token? Die Entwicklung der Antriebe unterliegt strengen Beschränkungen und bemisst sich anhand von Entwicklungspunkten, den so genannten Token, einer Art virtueller Währung. Diese Beschränkung auf die Entwicklung der Motorleistung soll den Abstand zwischen starken und schwachen Teams verringern und für ausgewogenere Rennen sorgen. Bestimmte Bereiche in der Entwicklung der Antriebsstränge dürfen aus Kostengründen bereits nicht mehr angefasst werden. Das ist ein Versuch die Geldschleuder Formel 1 ökologischer und nachhaltiger zu gestalten. Bis 2020 werden sukzessive immer mehr Komponenten zur Tabuzone. Grund dafür: Die FIA akzeptiert die Motoren aus Kostengründen nicht mehr als leistungsdifferenzierendes Merkmal. Die Rennställe sollen sich ihren Vorteil bei der Entwicklung anderer Bereiche holen, so zum Beispiel bei der Kraftstofftechnologie. Gesucht wird Sprit, der früh zündet, aber den Motor resistent gegen Klopfschäden macht.

32 Token können bei 39 Motorenteilen verwendet werden

Doch zurück zu den Token: 2016 werden die Entwicklungsmöglichkeiten der Antriebseinheiten im Vergleich zur vorherigen Saison nicht wie vorher angepeilt, von 32 auf 25 Token eingeschränkt. Dagegen hatten sich Ferrari und Honda stark gemacht. Das soll nun ein Vorteil für die Rivalen von Mercedes sein. Die Chancen den Rückstand aufzuholen, seien stark verbessert, so sehen es zumindest Ferrari und Honda.

Die Token dürfen auch weiterhin bei 39 der 42 Motorenteile angewendet werden. Das obere und das untere Kurbelgehäuse, der Ventilantrieb, ein Teil der Kurbelwelle, das Luftklappensystem und der Antrieb der Nebenaggregate hätten 2016 eigentlich zusätzlich nicht mehr angetastet werden dürfen. All das tritt durch die veränderte Token-Regelung nun doch nicht in Kraft. Jedes der 39 Bauteile bekommt je nach Bedeutung eine Punktzahl zwischen eins und drei. Je bedeutender das Bauteil für die Motorleistung, desto höher die Punkt- bzw. Tokenzahl. Bis 2020 werden schrittweise immer mehr Komponenten auf die schwarze Liste gestellt, sodass bis dahin nur noch bei drei der 42 Bausteine nachgebessert werden darf. Damit soll die Wichtigkeit des Motors - genau das Element, bei dem die Entwicklungskosten am höchsten sind – abnehmen. Entwicklungspotential zum eigenen Vorteil besteht für die Teams bei anderen Elementen, wie Sprit, Flügel und Bereifung.

Während Ferrari und Honda von der neuen Regelung überzeugt sind, ist Red-Bull-Teamchef Christian Horner der Meinung, dass das Token-System 2015 nicht gegriffen hat. Die Konkurrenz sei seiner Meinung nach nicht näher gekommen. Ganz im Gegenteil: Mercedes habe seinen Vorsprung sogar ausgebaut.

Es gibt was auf die Ohren

Die Token-Regelung ist nicht die einzige Neuerung für die Saison 2016. Auf folgende Änderungen können sich die Zuschauer ebenfalls einstellen:

  • Mehr Sound: Der V6-Hybridmotor, der seit 2014 in der Formel 1 zum Einsatz kommt, war bei Fans und Fahrern nie wirklich beliebt. Sie verglichen ihn mit einem Staubsauger, der nicht annähernd an den Lärm des Vorgängers herankam. Durch Änderungen am Auspuff wird es jetzt wieder lauter. Das sogenannte Wastegate-Ventil bläst den überschüssigen Ladedruck nun nicht mehr in das Auspuffrohr, sondern in ein separates Rohr.
  • Größere Reifenauswahl: Bislang stellte Einheitsausrüster Pirelli jedes Wochenende zwei der insgesamt vier Reifenmischungen zur Verfügung. Ab 2016 entscheiden die Teams nun selbst. Aus drei vorgeschlagenen Mischungen werden zwei ausgesucht. Pirelli bietet mit dem Ultra-Soft eine zusätzliche Reifenmischung an. So sollen die Teams und Fahrer, die mit den Reifen schonender umgehen, durch die Wahl der weicheren Mischungen einen Vorteil bekommen.
  • Mehr Rennen: Die kommende Saison wartet mit einem zusätzlichen Rennen auf. Erstmals wird die Formel 1 in Baku/Aserbaidschan gastieren. Der Große Preis von Deutschland wird 2016 auf dem Hockenheimring ausgetragen.
  • Neues Team: Der Rennstall Haas F1 swird erstmals in der Formel 1 antreten. Dort werden Esteban Gutierrez (fuhr 2013 und 2014 für Sauber) und Romain Grosjean, der schon für Renault und Lotus unterwegs war, die beiden Cockpits einnehmen. Das neue Team fährt übrigens mit Ferrari-Motoren und macht sich Hoffnungen, gleich in den Punkterängen mitfahren zu können.
  • Mehr Sicherheit: Um die Sicherheit in der Formel 1 weiter zu verbessern, sind ab 2016 alle Autos mit einer Highspeed-Kamera ausgestattet. Diese kann extreme Bildfolgen aufzeichnen, soll weitere Daten für die Unfalldatenbank liefern und bei der Analyse helfen. Auch bei Testfahrten sind die Teams dazu verpflichtet, die Kamera funktionsfähig installiert zu haben.

Bildquellen: GettyImages