Wenn der Rennsport in den Genen liegt – die Winkelhocks
Das Motorsport-Gen wird häufig vererbt, so war es auch bei den Winkelhocks, die lange Zeit den Rennsport in Deutschland mitprägten und durch Markus Winkelhock heute auch immer noch tun.
Sein Vater galt in den 80er Jahren als eines der Talente schlechthin, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Manfred Winkelhock war ein Vollgastier, schaffte es bis hin in die Formel 1, in der er 47 Mal an den Start gehen konnte. Allerdings hatte er bei den Teams von ATS, Brabham und RAM nur wenig konkurrenzfähiges Material zur Verfügung.
Manfred Winkelhock – Tragischer Unfalltod
Der Sohn eines Kran- und Abschleppunternehmers begann seine Karriere im VW Junior Cup und sorgte dann bald als BMW-Junior für Aufsehen. Neben Einsätzen in der Formel 2 und der Formel 1 trat Manfred Winkelhock auch in der Sportwagenweltmeisterschaft an. Am 12. August 1985 fand die aufstrebende Laufbahn des damals 33-jährigen ein jähes Ende, als er mit seinem Porsche 962-Sportprototypen im kanadischen Mosport tödlich verunglückte.
Der Rennsportvirus war aber in der Familie tief verankert. Sein Bruder Joachim Winkelhock wollte damals dem Motorsport zunächst den Rücken zukehren, doch das Vorhaben hielt nicht lange und er brachte nun seinerseits die Karriere in Gang. Stand er früher zumindest motorsportlich im Schatten seines Bruders, machte sich „Jockel“, wie er genannt wurde, fortan einen großen Namen um Tourenwagensport.
Joachim Winkelhock – Smokin Jo
Erst in der DTM, dann mit BMW auch international unterwegs, konnte er hier u a. die britische Tourenwagenmeisterschaft für sich entscheiden. Zudem schaffte er mit BMW 1999 den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Sein Markenzeichen neben Zweikampfstärke und Schnelligkeit waren vor allem die Zigarette vor und nach dem Rennen, das verschaffte ihm nach seiner Zeit in England den Spitznamen „Smokin' Jo“.
Der Tourenwagen, das war seine Heimat, mit der Formel 1 wurde er aber nie warm. 1989 scheiterte er im AGS-Formel 1-Boliden an der damaligen Vorqualifikation. Keine Chance, die Laufbahn in einem Hinterbänklerteam voran zu bringen. Doch mit Dach über dem Kopf prägte Joachim Winkelhock jahrelang den Rennsport im Tourenwagen – ein Charakter, der heute auf den Rennpisten fehlt. Dem Sport ist er als Markenbotschafter von Opel aber treu geblieben.
Thomas Winkelhock ist derweil der jüngste der drei Brüder und auch er fand seinen Weg zum Motorsport, wenngleich seine sportliche Laufbahn nicht die erhofften Erfolge brachte. Nach frühen Siegen im Formelsport war der Schritt damals in die DTM etwas zu früh, in der Deutschen Tourenwagen Challenge konnte er aber Ende der 90er Jahre den Meistertitel holen. Nachdem er 2006 noch in der Mini Challenge aktiv war, beendete er seine aktive Karriere.
Der Nachwuchs – an die Spitze eines Formel 1 Grand Prix
Als Manfred Winkelhock Mitte der 80er Jahre tödlich verunglückte, war sein Sohn Markus 5 Jahre alt. Seine Karriere durfte er nicht mehr erleben. Der heute 36-Jährige Markus begann mit dem Rennsport erst sehr spät, im Alter von 18 Jahren ging er zunächst in der Formel König an den Start. Trotz wenig Erfahrung war sein Talent sichtbar, so dass auch er es in die Formel 1 schaffte.
2007 kam er als Test-und Reservefahrer beim Spyker-Team zum Einsatz auf dem Nürburgring, es sollte sein einziger Grand Prix werden. Doch auch wenn er dort technisch bedingt ausfiel und in der Königsklasse danach keine Chance mehr bekommen sollte, war es ein denkwürdiger Auftritt.
Bei einsetzendem Regen konnte er durch taktisch kluge Reifenwahl die Führung des Grand Prixs übernehmen und die Spitzenposition für sechs Runden halten. Sein Vater wäre sicher mehr als stolz auf den Filius gewesen.
Auch für Markus ging es dann in der Laufbahn weiter mit Dach, heute ist er erfolgreich für Audi im GT-Sport unterwegs, von Australien bis hin zur Nordschleife. 2012 konnte er zudem die GT1-Weltmeisterschaft für sich entscheiden und gehört zu den gefragtesten Piloten im Audi-Kader. Der Name Winkelhock ist und bleibt untrennbar mit dem Motorsport verbunden.