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Bestattung der etwas anderen Art

Ein Mann zollt seinem toten Freund Tribut, indem er seine Asche die Toiletten der Baseballstadien Amerikas herunterspült.

Wie gebührt man einem Freund die letzte Ehre, wenn er unerwartet verstarb und nie einen Wunsch diesbezüglich geäußert hat? Ganz einfach, man nimmt die Eckpfeiler seines Lebens und zählt dann eins und eins zusammen. So geschehen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, den Vereinigten Staaten von Amerika – wo auch sonst.

Tom McDonald, 56 und Roy Riegel wuchsen im New Yorker Stadtteil Queens auf und waren seit Kindheitstagen befreundet, früh verband sie die Liebe zum Baseball. Anfangs standen sie noch selber auf dem Feld und versuchten ihren Idolen nachzueifern. Später besuchten sie zusammen als Fans die Spiele der New York Mets.

Riegel, der einen exzessiven Lebensstil pflegte, verstarb plötzlich im Alter von nur 48 Jahren. Sein Tod bedeutete aber nicht das Ende der Freundschaft. McDonald bat die Familie seines Kumpels um einen Teil der Asche, mit dem Hintergrund sie in den Baseballstadien von Amerika zu verteilen. Nichts Besonderes eigentlich, der Besitzer eines Beerdigungsunternehmens aus Chicago vermutet, das bereits mehrere Kilo Asche auf dem Feld des legendären Wrigley-Field-Stadions, Heimat der Chicago Cubs, verstreut wurden.

Leider musste McDonald feststellen, dass mehrere Faktoren wie z. B. der Wind, das verstreuen der Asche deutlich erschweren. In einer Kneipe kam ihm die Idee, die Asche die Toilette herunter zu spülen, die perfekte Hommage an Klempner, wie Riegel einer war. Für die etwas unorthodoxe Idee hat er sogar den Segen der Familie des Verstorbenen: „Roy würde das auf jeden Fall gutheißen. Er hat sich niemals an Regeln gehalten.“

Seither tourt McDonald durch die Vereinigten Staaten. In einer Flasche des Schmerzmittels Advil schmuggelt er Riegels Asche in die Stadien. Bereits 16 Abflussrohre hat sie von innen gesehen, aber nicht die vom Wrigley-Field-Stadion, die Cubs sind ein Erzrivale der Mets. Mittlerweile gibt es sogar ein paar Rahmenbedingungen für die Zeremonie. Das Spiel muss im vollen Gange sein und ganz wichtig ist die Zwischenspülung, bevor die Asche in der Toilette verschwindet.

Kommt man in das Apartment des Bestatters aus Leidenschaft, fällt einem ein Schrein, zu Ehren der größten Spieler, die der Baseball jemals gesehen hat, ins Auge. Inmitten dieses Schreins steht eine alte Erdnuss-Dose, verziert mit Tickets von Baseball-Spielen. Sie beherbergt den letzten Rest Asche von Roy Riegel. Es ist gerade noch genug für eine letzte Reise. Ziel ist ein kleines Baseballstadion in Durham, North Carolina. Drehort für „Annies Männer“, ein Film über Liebe und Baseball, die perfekte Metapher für eine ewig währende Freundschaft.