Renaud Lavillenie verlässt unter Tränen die Medaillenzeremonie
Brasiliens Sportpublikum ist auf dem besten Wege sich einen sehr zweifelhaften Ruf zu erarbeiten. Wo sie bei der WM 2014 noch größtenteils fair und fachgerecht waren, fallen sie nun immer wieder durch negative Erlebnisse auf. So enthusiastisch sie die eigenen Sportler anfeuern, so rücksichtslos bekommen die Gegner ihrer Stars die volle Breitseite an Buhrufen und Ablenkungen, um ja nicht ihre Topleistung abrufen zu können. Der französische Stabhochsprung-Star musste das die letzten beiden Tage am eigenen Leib erfahren.
Einen Tag nach der Qualifikation zum Stabhochsprung-Finale und den Äußerungen Lavillenies, er hätte eine solche Abneigung anderer Sportler noch nie zuvor gesehen und es erinnere ihn an Jesse Owens 1936 in Berlin, half auch keine Entschuldigung zu dieser emotional getroffenen Aussage, die im Kern aber irgendwie doch der Wahrheit entsprach. Nachdem auch der Finaltag an den Brasilianer Thiago da Silva ging und Lavillenie nur Silber erreichen konnte, nahm das Schicksal seinen Lauf. Als Lavillenie seine Silbermedaille überreicht bekam, machte ein heftiges Pfeifkonzert die Runde durch das Olympiastadion.
Seine Entschuldigung brachte nichts. Die lauten Pfiffe und Buhrufe treffen das Sportlerherz des Weltrekordlers, der sich bei der Medaillenübergabe kaum noch innehalten konnte. Dem Franzosen liefen dicke Tränen die Wange herab. Er war enttäuscht vom sportlichen Gedanken und vom brasilianischen Publikum.
IOC-Präsident Thomas Bach zeigte sich fassungslos: "Es ist ein schockierendes Verhalten, Renaud Lavillenie auf dem Podium auszubuhen. Das ist bei Olympischen Spielen nicht akzeptabel."
Der brasilianische Olympiasieger Thiago Braz verteidigt hingegen die Buhrufe seiner Landsleute: "Wir Brasilianer sind eben so"