Pyrotechnik gehört für viele Ultras genauso zum Fußball, wie das Bier im Stadion, wobei man selbst das schon so langsam aus den Stadien verbannt und nur noch das alkoholfreie Pendant anbietet. Da man sich den Rausch auch schon vorher aneignen kann, bleibt für das Stadion immer noch die Pyrotechnik. Sie das stärkste Ausdrucksmittel, um Atmosphäre in ein Stadion zu transportieren. Die Verbände verbieten Bengalos, weil diese über 1.000 Grad heiß werden und dadurch ein Sicherheitsrisiko darstellen — auch wenn man zugeben muss, dass es in den letzten Jahren kaum zu Verletzungen kam. Die Debatte um eine Legalisierung von Pyrotechnik ist mittlerweile zum Erliegen gekommen. Seitdem zündeln die Fans munter weiter und die deutschen Profiklubs mussten dafür schon Summen in siebenstelligen Höhen an Strafzahlungen in den letzten Jahren blechen. Eine Innovation aus Dänemark könnte die Debatte wieder anheizen und Pyrotechnik sogar komplett legalisieren.

Brondby Kopenhagen als Vorreiter für die Ultraszene

Der dänische Fußballverein Brøndby IF hat zusammen mit einigen Fans, dem Pyrotechniker Tommy Cordsen und der dänischen Fanorganisation Danske Fodbold Fanklubber (DFF) Pyrotechnik entwickelt, die völlig ungefährlich sein soll. Denn die Bengalos von Cordsen sollen laut einer Stellungnahme von Brøndby IF so geringe Temperaturen haben, dass man mit der Hand durch die Flamme gehen kann — ohne jegliche Gefahr. Die Fackel soll drei Kriterien erfüllen: Die Sicherheit aller Anwesenden im Stadion gewährleisten, die Wünsche und Möglichkeiten Fans hinsichtlich der Pyrotechnik erfüllen sowie der Gesetzgebung entsprechen. „Das neu entwickelte Produkt raucht kaum und brennt bei einer niedrigen Temperatur, sodass es zu der geringen Gefährdungsklasse gehört. Auf diese Weise ist es legal, unter der dänischen Gesetzgebung zu verwenden", so der Erfinder Tommy Cordsen.

Die Freude an Pyrotechnik machte Fans erfinderisch

Obwohl Pyrotechnik auch in Dänemark nicht erlaubt ist, zündeln besonders die Brøndby-IF-Fans gerne bei Spielen ihres Teams. Das wurde den deutschen Zuschauern schon im Sommer beim Spiel gegen Hertha eindrucksvoll bewiesen. Jetzt steht der Verein kurz davor, Fackeln ganz legal ins eigene Stadion zu bringen. Wie der Verein mitteilte, wurden die Pyros mit einer offiziellen CE-Zulassung ausgestattet, die sie zur niedrigsten Gefahrenklasse von Brennkörpern zuordnet. Damit sind die Fackeln genauso zu behandeln, wie eine brennende Zigarette. Der Verein will sich jetzt noch mit der Polizei zusammensetzen, um alle Details für einen Einsatz der „kalten Pyros“ zu klären. Die dänische und schwedische Liga, sowie Fanorganisationen aus beiden Ländern bereiten schon erste Tests im Stadion vor. Die ersten Einsätze soll es dann schon Anfang 2018 geben. Und dann kann die größte Prüferschaft, die eigenen Fans, ein Auge auf das neue Produkt werfen.

In Deutschland bleibt die Problematik von Strafen für das Abbrennen von Pyrotechnik weiter bestehen. Die Bengalos, die bisher von Fans genutzt werden, erhitzen teilweise mit über 1.000 Grad Celsius, eine legale Variante existiert hierzulande noch nicht. Wenn die Tests in Dänemark problemfrei laufen, könnten diese kalten Fackeln eine mögliche Lösung darstellen, auf die sich Fans mit dem DFB und DFL einigen könnten. Ein Dialog mit den Fans in diesem Bereich könnte vielleicht ein erster Schritt zur Verbesserung des zerrütteten Verhältnisses zwischen Fans und DFB/DFL sein.

Titelbild: © Jan Gehrmann