Die Rad-Weltmeisterschaften in Katar sind wohl die umstrittensten Titelkämpfe der Sportart aller Zeiten. Bei unmenschlichen Temperaturen von bis zu über 60 Grad über dem Asphalt riskieren die Verantwortlichen die Gesundheit der Sportler. Die deutschen Rad-Stars Tony Martin und André Greipel haben die UCI öffentlich kritisiert und dabei besonders die Vergabe der WM in den Wüstenstaat. Triste Landschaften, kochende Hitze und wenig Zuschauer sind keine Werbung für den Sport. Ähnlich wie bei der Vergabe der Fußball-WM war dies allerdings auch nicht das wichtigste Kriterium.

Trotz der Kritik haben sind beide Radfahrer mit großen Zielen nach Doha gereist. André Greipel will als Kapitän des deutschen Teams am Sonntag im Straßenrennen 50 Jahre nach dem Titel von Rudi Altig Weltmeister werden. Tony Martin hingegen hat seine kühnsten Erwartungen bereits übertroffen. Nach der Goldmedaille im Mannschaftszeitfahren gewann der Cottbuser gestern auch das Einzelzeitfahren.

Martin nun Rekordweltmeister

Mit seinem vierten WM-Titel im Einzelzeitfahren ist der 31-Jährige nun gemeinsam mit dem Schweizer Fabian Cancellara Rekordweltmeister. Eben jener Cancellara wies den Deutschen vor rund zwei Monaten in Rio noch klar in die Schranken, als er zu Olympiasieg fuhr. Martin wurde enttäuschender Zwölfter, blickt durch die beiden Triumphe in Katar nun allerdings trotzdem auf eine extrem erfolgreiche Saison zurück. Insgesamt ist der Zeitfahr-Spezialist nun siebenfacher Weltmeister in Zeitfahren (4xEinzel, 3xTeam). Darüber hinaus holte er bei den Olympischen Spielen 2012 in London die Silbermedaille. Da sein stärkster Widersacher Cancellara nach dem Sieg in Rio seine Karriere beendete, hofft Martin die Szene in den nächsten Jahren zu dominieren. Vielleicht gelingt ihm 2020 in Tokio dann ja sogar die Erfüllung seines Kindheitstraumes – Gold bei Olympia.

Das gesamte Zeitfahren im Re-Live gibt es hier zu sehen:

Autor: Michael Knüppel
Bildquelle: GettyImages