Rafael Nadal schreibt mit seinem 10. French-Open-Titel Geschichte
Das zweite Grand Slam Turnier des Tennis-Jahres hatte es in sich. Bei den Herren holte Roland-Garros-König Rafael Nadal seinen zehnten Titel und bei den Frauen sorgte, die erst während des Turniers 20 Jahre jung gewordene, Jelena Ostapenko für eine absolute Überraschung.
Für Tennis-Fans ist es wie ein „Flashback“. Nachdem Roger Federer sensationell die Australien Open gewann, holte sein damaliger Finalgegner und ewiger Konkurrent Rafael Nadal den Sieg bei den French Open. Für Nadal war es der erste Grand-Slam-Sieg seit zwei Jahren. Insgesamt holte der Spanier gestern den 15. Grand-Slam-Titel seiner Karriere und überholte damit Tennis-Legende Pete Sampras. Der 31-Jährige steht in der Bestenliste nun alleine auf Rang zwei hinter Federer mit 18 Siegen. Für „Tennis-Romantiker“ ist durch die Rückkehr der beiden „Altstars“ an die Weltspitze ein Traum wahr geworden.
Beim nächsten Highlight in Wimbledon wird es nun zum Showdown zwischen den beiden erfolgreichsten Tennisspielern aller Zeiten kommen. Während Federer sich nach seiner Siegesserie mit einer Auszeit speziell auf Wimbledon vorbereitet, bewies Nadal in Frankreich eindrucksvoll, dass er wieder zu seiner alten Stärke gefunden hat. Ein Turniersieg ohne Satzverlust, mit nur 35 abgegebenen Spielen und einer Deklassierung des Finalgegners Wawrinka, sprechen dabei eine deutliche Sprache.
Rafael Nadal hat nun genau das erreicht, was er sich seit einigen auf die Fahnen geschrieben hat. Nach den letzten zwei erfolglosen Jahren gab es schon viele Zweifler, die ihm das nicht mehr zugetraut hätten. Auch viele Verletzungen machten dem "Matador aus Manacor" zu schaffen, sodass diese phänomenale Rückkehr zu "seinem" Turnier keineswegs selbstverständlich war. Doch schon zu Beginn des Jahres deutete sich ein in allen Belangen verbesserte Nadal an. Auch die Ankündigung seiner letzten Saison mit Trainer und Onkel Toni Nadal an seiner Seite ließen ihn freier Aufspielen. Das Erreichen des Australian-Open-Finals und die Finals in Acapulco und Miami waren erste Vorboten für einen guten Nadal auf Hartplatz. Den Schwung in die Sandplatzsaison konnte er besser kaum mitnehmen.
Mit den Titel in Monte Carlo, Barcelona und Madrid machte er sich endgültig zum glasklaren Favoriten für die French Open. Einzig und allein das Ausscheiden bei der Generalprobe in Rom brachten wenige Zweifel hervor. Vielleicht schonte er auch einfach seine Kräfte. Um sie dann genau zum richtigen Zeitpunkt noch im Köcher zu haben. Nadal unterstreicht nun ein für alle Mal, dass er der beste Sandplatzspieler aller Zeiten ist und lange Zeit sein wird. Vielleicht auch ein Rekord für die Ewigkeit.
Nun bleibt die Frage nach den Zielen. Kann ein Nadal noch mehr erreichen? Wenn ja, was wäre da das Besondere? Der 31-Jährige hat alles erreicht, was es zu Erreichen gibt und einen Fabelrekord für die Ewigkeit aufgestellt. Wer würde ihm jetzt verdenken, wenn er seine Karriere beenden würde? Als Nadal in den letzten zwei Jahren ziemlich erfolglos (für seine Verhältnisse) durch die ATP Tour tingelte, sorgte sich die Tenniswelt um den Linkshänder. Und jeder wusste: egal wie schwer die Phase gerade ist, die er durchläuft, wird er weiter alles geben, um Jahr für Jahr pünktlich Mitte Mai in Topform zu sein, um "La Decima" in Angriff zu nehmen. Hätte Nadal es dieses und die weiteren Jahre nicht geschafft, würden wir ihn wohl noch mit 40 auf dem Philippe Chatrier sehen. Ein Glück wird es nicht so weit kommen. Keinem anderen Spieler auf der Tour gönnt man diesem historischen Triumph mehr als ihm. (Ok, Roger Federer mag auch jeder, aber selbst dieser zehnfache Triumph eines Majors wird ihm wohl verwehrt bleiben.)
Champion der Rasensaison - Federer oder Wawrinka?
Nun geht es in die Rasensaison und da rechnen sich auch die anderen Größen des Sports wieder mehr aus. Nadal ist sicher nicht abzuschreiben, aber Roger Federer kommt nun nach fast dreimonatiger Pause wieder zurück und will seinen Weg zur Tennis-Ikone noch weiter festigen. In Stuttgart, Halle und Wimbledon wird er die kommenden Wochen zu sehen sein. Einen Besonderen Anreiz neben Weltranglistenpunkten und Preisgeldern sollte in diesem Jahr Stan Wawrinka haben. Warum? Wir kürzen es ab, denn im Netz kursiert dieses witzige, aber durchaus nicht zu verachtende Meme:
Keine „Befreiung“ für Kerber
Bei den Damen sieht es völlig anders aus - eine richtige Favoritin gibt es seit einigen Wochen nicht mehr. Nachdem Serena Williams sich als werdende Mutter vorerst verabschiedet hat, Angelique Kerber sich in anhaltender Formkrise befindet, gibt es eine Aufbruchsstimmung. Aktuell ist die Weltspitze so ausgeglichen, wie lange nicht mehr. Alle vier Halbfinalistinnen hatten vor den French Open noch keinen Grand Slam gewonnen. Im Finale vom Samstag setzte sich dann die 20-jährige Lettin Jelena Ostapenko durch. Für die ungesetzte Spielerin war es der erste Titel auf der WTA-Tour, für Lettland der erste Grand-Slam-Sieg überhaupt. Durch diesen Außenseiter-Sieg bleibt Kerber, trotz anhaltender Formschwäche, weiterhin die Nummer eins der Welt. Für sie scheint diese Position mittlerweile mehr Belastung als alles andere zu sein. Doch nun bleibt sie vermutlich bis zum Ende der All England Championships an Position 1. Wenn Kerber allerdings nicht langsam anfängt ihre Form des letzten Jahres zu finden, kann sie sich bereits in wenigen Wochen wieder jenseits der Top10 wiederfinden. Da auch alle anderen deutschen Führungsspielerinnen derzeit nicht in bester Verfassung sind, kann das Jahr 2017 ein historisch schlechtes für den Deutschen Tennis Bund werden.