Angelique Kerber sucht weiter nach ihrer Form
Beim WTA-Turnier in Stuttgart gab es im Vorfeld zwei große Themen. Kann Angelique Kerber zum dritten Mal in Folge triumphieren und somit ihre Form vom letzten Jahr wiederfinden und wie präsentiert sich Maria Sharapova zu ihrem Comeback nach der Doping-Sperre? Die Geschichte der beiden ursprünglich eingeplanten Hauptakteure ist schnell erzählt. Kerber verlor ihr Auftaktmatch im Achtelfinale und wartet weiterhin darauf, an die Leistungen des Vorjahres anzuknüpfen. Immerhin ins Halbfinale kam die wegen Doping gesperrte Russin. Beide mussten sich der Französin Kristina Mladenovic geschlagen geben.
Doch das Finale, wie auch schon die ganze Woche, hatte für die deutschen Fans eine große Überraschung parat. Wie bereits im Vorjahr spielte sich Laura Siegemund ins Endspiel. Dieses Mal konnte sie dieses sogar in drei Sätzen für sich entscheiden und gewann ihr "Heim-Turnier". Für die 29-Jährige war dies der zweite WTA-Erfolg ihrer Karriere.
Lichtblick in der verflogenen Euphorie
Der Erfolg Siegemunds ist etwas Balsam für die zuletzt stagnierte Tennis-Euphorie in Deutschland. Nachdem Kerber im letzten Jahr mit zwei Grand-Slam-Siegen und dem Erreichen der Nummer eins in der Welt, dem deutschen Tennis wieder Leben einhauchte, wurde es zuletzt wieder etwas ruhiger. Die Kielerin konnte in diesem Jahr noch kein Turnier gewinnen und wirkt auf dem Platz teilweise verkrampft. Auch die deutsche Herren-Hoffnung Alexander Zverev kommt in diesem Jahr noch nicht über die zweiten und dritten Runden eines Turniers hinaus. Umso schöner ist es, dass sich Laura Siegmund im Schatten der Aufmerksamkeit ausgerechnet jetzt zum Turniersieg spielen konnte.
Dabei war ihre Karriere doch schon mal vorbei. Nach zu vielen Niederlagen entschloss sie sich 2012, das Profi-Leben vorerst ad acta zu legen, studierte Psychologie und bestand ihren A-Trainer-Schein. Der Titel von Siegemunds Bachelor-Arbeit: „Versagen unter Druck“. Seitdem hat sie anscheinend wieder ein Rezept gefunden, wie sie in eben solchen Situationen nicht mehr versagt, sodass sie nach ihrer Pause allmählich in die Top100 der Welt spielte.
Im Einzel gelang ihr nun in Stuttgart nun ihr bisher größter Erfolg. Im Mixed-Doppel konnte die Fliderstädterin im letzten Jahr gemeinsam mit dem Kroaten Mate Pavić die US Open gewinnen. Am 22. Mai startet in Paris mit den French Open der zweite Grand Slam der Saison. Vielleicht sind dort auch wieder die beiden deutschen Top-Spieler in Form. Falls dem nicht so sein sollte, lassen wir uns allerdings auch gerne wieder von Laura Siegemund überraschen. Als ausgewiesene Sandplatz-Expertin und durch ihr Vordringen in die Top30 der Welt wird sie als gesetzte Spielerin in Paris sicher eine größere Rolle spielen können.