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Martin Kind lässt Übernahmeantrag (erstmal) ruhen

+++ Ende der Fußball-Romantik in Deutschland droht trotzdem +++

Eigentlich sollte gestern das lang ersehnte Urteil bezüglich der Ausnahmeregelung für Martin Kinds Übernahme von Hannover 96 gesprochen werden. Doch kurz zuvor zog der Hörgeräte-Fabrikant seinen Antrag überraschend zurück. Während einige Beobachter dies für einen Triumph der 50+1 Regelung sahen, kann das böse Erwachen folgen.

Im Jahr 2011 beschloss die DFL auf Klage von Martin Kind einen Kompromiss, der besagt, dass Geldgeber die einen Verein über 20 Jahre maßgeblich finanziell gefördert haben, diesen auch übernehmen können. Dies war beispielsweise bei VW und Wolfsburg sowie bei der TSG Hoffenheim und Dietmar Hopp der Fall.

Seit 1997 lenkt Martin Kind Hannover 96. Damals spielte der Verein in der 3. Liga und stand kurz vor der Insolvenz. Heute hat der Klub ein Etat von 85 Millionen Euro. Auch aus diesem Grunde wollte er die Mehrheit des Vereins übernehmen und klagte hierfür.

Tradition vs. Kommerz

Der Rückzug der Klage kam überraschend und wirkt nur auf den ersten Blick wie ein Erfolg für Fußball-Romantiker. Es gab bereits Stimmen, dass Kind zu wenig investiert hätte und seine Klage somit erfolglos gewesen wäre. Anstatt einer Niederlage vor Gericht gab es nun einen „Teilerfolg“ seitens der DFL.

Denn diese versprach das Thema 50+1 neu zu beleuchten und ergebnisoffen zu diskutieren. Bedenkt man hierbei, dass DFL-Geschäftsführer Christian Seifert trotz ständig wachsender Zahlen zuletzt ein stärkeres Bekenntnis zum Kommerz forderte, kann man bereits ahnen wohin die Reise führt. Zumal man bei möglichen Klagen der 50+1-Gegner spätestens am europäischen Sportgerichtshof keine rechtliche Grundlage mehr hätte, den Weg des Verkaufs abzublocken, denn laut internationalem Recht hat diese derzeitige 50+1-Regelung keinen Grund fortgeführt zu werden. In England ist es ja bekanntermaßen sehr viel einfacher Geld über Investoren an Land zu ziehen.

Wie katastrophal ein Großinvestor für einen Verein sein kann, sieht man am Beispiel von 1860 München. Sicherlich gibt es auch andere Beispiele, doch mit Real Madrid und dem FC Barcelona beweisen die beiden erfolgreichsten Vereine der Welt, dass dies auch mit 50+1 möglich ist, zumindest sportlich.