Der Start für die deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio lief nicht so wie gewünscht, doch gestern sorgten die Reiter für die ersten Medaillen. Zunächst gewann die deutsche Mannschaft Silber im Teamwettbewerb der Vielseitigkeitsreiter, im Anschluss konnte Michael Jung den Tag mit seinem Sieg im Einzel der Vielseitigkeitsreiter vergolden.

Damit verteidigte der 33-Jährige mit seinem Pferd Sam den Triumph von vor vier Jahren in London. Der deutsche Reiter und sein Pferd sind somit erst das dritte Paar, das zusammen in der Vielseitigkeit zweimal Olympiasieger wurde. In dem Wettbewerb, der aus Dressur, Geländeritt und 2 Parcoursspringen besteht, wirkte Sam nicht so souverän wie üblich. Doch Michael Jung bewies vor allem beim Geländeritt sowie bei der Dressur seine Klasse und ritt Sam in beeindruckender Manier.

Eigentumsstreit hätte Erfolge fast verhindert

Michael Jung und den im Jahre 2000 geborenen Wallach Sam verbindet bereits seit 2009 eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Neben seinen drei olympischen Gold- und der Silbermedaille gewann das Duo 2010 die Weltreiterspiele und mehrmals die Europameisterschaft im Team sowie im Einzel bei den Vielseitigkeitsreitern. Dabei hätte es den Großteil der gemeinsamen Erfolge fast nicht gegeben. 2010 wollte die damalige Haupteigentümerin (60%) La Biosthetique Sam FBW (kurz Sam) nach seinen ersten großen Erfolgen verkaufen. Nachdem das Pferd zwischenzeitlich sogar von der Hauptbesitzerin „entführt“ worden sein soll, wurde Sam 2011 verkauft. Mit der Hilfe eines Gönners gab das Deutsche Olympiakomitee für Reiterei ein Angebot über etwa 365.000 € für 43 Prozent ab, ein Mäzen des deutschen Reitsports kaufte weitere 13 Prozent für rund 100.000 €. Nur dadurch war Sam weiterhin im deutschen Reitsport aktiv und wohl auch nur deshalb konnte das deutsche Olympiateam gestern die erste Goldmedaille verbuchen.

Autor: Michael Knüppel
Bildquelle: GettyImages