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Prunk, Protz & Pleite

+++ Trotz Millionengehälter kommt es immer wieder vor, dass Sportler nach dem Ende ihrer Karriere in finanziellen Schwierigkeiten stecken +++

Am 21.06.2017 um 11:23 Uhr, knapp 32 Jahre nachdem Boris Becker, als jüngster Spieler aller Zeiten, das prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt gewinnt, wird er von einem Londoner Gericht für Bankrott erklärt. Ein Mann der im Laufe seiner Karriere durch Siegprämien und Werbeverträge schätzungsweise über 100 Millionen USD verdient hat, der in einer ganzen Nation einen Tennisboom ausgelöst hat und von Vielen verehrt wurde, wie der Papst von den Katholiken. Typisch "Bobbele" werden böse Zungen behaupten. Kaum Einer musste schon so viel Spott und Häme der deutschen Medien einstecken, wie die ehemalige Nummer Eins der Tennis-Weltrangliste.

Doch dieses Mal ist er nicht allein. Es ist ein auffälliges Phänomen, dass Sportler, die während ihrer aktiven Zeit Millionen verdient haben, kurz nach ihrem Karriereende finanzielle Hilfe benötigen. Allein in Deutschland vermutet man, dass es jedem vierten Profifußballer so ergeht. Für den Otto Normalverbraucher ist das nicht zu Verstehen.

Im Fall Boris Becker liegt es scheinbar auf der Hand. Seine Scheidung von seiner ersten Frau kostete ihn 15 Millionen dazu kommen Unterhaltszahlungen für drei Kinder. Seine Investitionen in Autohäuser und eine Internetfirma erzielten nicht die gewünschte Rendite. Dazu kommt eine Monatsmiete für sein Haus in London von 35.000 Euro. Diese Kosten sind selbst mit einem sechsstelligen Gehalt als TV-Experte nicht zu decken.

Oft tragen unredliche Berater eine Mitschuld. Das Geldverdienen beginnt meistens im frühen Alter. Das einhergehende Selbstverständnis, sich dann auch mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen bleibt aus. Die Verantwortung wird an Berater, ein Job der teilweise mit Familienmitgliedern besetzt wird, abgegeben. Fachliche Kompetenz ist sekundär, das gegebene Vertrauensverhältnis primär. Vertrauen ist aber keine Basis für sichere Investments oder seriöse Steuersparmodelle. Darum ist Lionel Messi ein verurteilter Steuerbetrüger und Floyd Mayweather jr. musste noch ein letztes Mal in den Ring steigen, weil er seine Schulden beim Fiskus nicht begleichen konnte.

Floyd ''Money'' Mayweather jr.

Hinzu kommt, dass die Ansprüche überproportional zum Einkommen steigen und über die Zeit nach der Karriere wird kein Gedanke verschwendet. Gleiches gilt für ein möglich verfrühtes Karriereende aufgrund von Verletzungen oder Krankheiten.

Depressionen und Spielsucht z. B. können Gründe für den finanziellen Niedergang sein. NBA Hall of Famer Charles Barkley gestand „mindestens 10 Millionen Dollar verzockt“ zu haben und auch von Michael Jordan ist bekannt, dass er sich gerne in Spielhallen aufgehalten hat.

Charles Barkley

Auch die Alkoholsucht hat mehr als nur einen Sportler am Ende völlig mittellos dastehen lassen. Eines der berühmtesten Opfer ist wohl George Best, der seinen Lebensstil sehr plakativ in nur zwei Sätzen zusammengefasst hat: “Ich habe viel Geld für Alkohol, Weiber und schnell Autos ausgegeben. Den Rest hab' ich einfach nur verprasst.“

Ein Lebensstil, selbst ohne Alkohol, für den die amerikanischen Sportler besonders anfällig sind. Das wollen sich viele Frauen zu Nutze machen. Auf „balleralert.com“ können sie ihre Handynummern hinterlassen und werden per SMS informiert, sobald ein Profi in einer Bar oder einer Disco auftaucht. Das Ziel ist es geschwängert zu werden oder vor den Traualtar zu treten, nur wegen des Reichtums der Sportler. So kommt es, dass der ehemalige Runningback Travis Henry elf Kinder von zehn verschiedenen Frauen hat. Die Alimente von 17.00 Dollar pro Monat lassen sich selbst mit einem Vermögen aus sieben NFL-Jahren nicht dauerhaft bezahlen – er ist zahlungsunfähig.

Dennis Rodman

Laut dem Fernsehsender ESPN sind 78 Prozent der NFL-Profis kurz nach ihrer Karriere in finanziellen Schwierigkeiten oder sogar pleite, in der NBA beläuft sich die Zahl auf 60 Prozent. Unter ihnen auch Allen Iverson und Dennis Rodman. Zwei, die in ihrer Kindheit wenig hatten und in ihrer Primetime alles.

Allen Iverson

Die Gesellschaft zeigt gerne mit dem Finger auf solche Personen, Personen die zu inkompetent sind, mit ihrem Ruhm und Reichtum klarzukommen. Ohne allerdings jemals in der Situation gewesen zu sein, alles besitzen zu können wovon man immer schon geträumt hat. Vielleicht erscheinen vier Bengalische Tiger als Haustiere zu halten oder einfach mal 500.000 USD an Schmuck für Freunde auszugeben auf einmal selbstverständlich. Wenn man es hat, findet man auch einen Weg es loszuwerden. Denn wie sagte Mike Tyson einst: „Nur Sex macht so viel Spaß wie Geld ausgeben.“