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Quetschen statt Präsentieren

ARD und ZDF versuchen es mit Tennis

Die beiden öffentlich-rechtlichen Hauptsender ARD und ZDF werden die Tennis-Weltmeisterschaft mit der Weltranglisten-Ersten Angelique Kerber übertragen. Die beiden TV-Sender erwarben die Medienrechte über eine Agentur von ProSiebenSat.1. Die BNP Paribas WTA Championships der besten acht Spielerinnen der Saison, für die Kerber bereits qualifiziert ist, werden vom 23. bis zum 30. Oktober in Singapur ausgespielt. ARD und ZDF berichten immer im Wechsel.

Die Highlights von Kerber und Co. aus dem letzten Jahr in Singapur:

Was sich nach großer Tennis-Live-Berichterstattung anhört, ist sicher für solche Zuschauer gut, die nur Angelique Kerber sehen wollen, doch eine Komplettbetrachtung des Turniers ist nur schwer möglich, da keine anderen Matches übertragen werden. Damit versuchen die Öffentlichen-Rechtlichen verzweifelt, aber auch nach Druck aus der Öffentlichkeit, Tennis wieder auf die „große“ Bühne zu holen. Doch außerhalb des Fußballs tun sich die beiden Sender mit einer ausführlichen Berichterstattung mehr als schwer. So zu sehen schon bei der Handball-EM am Anfang des Jahres. Es wurden zwar alle deutschen Spiele übertragen, doch der Gesamtüberblick im Turnier fehlte. Wie spielen die Gruppengegner, was macht der Titelverteidiger und welcher Gegner aus welchem Spiel kommt uns als nächster in die Quere – alles fehlt. Klar, vor dem Spiel werden kurze Zusammenfassungen und Eindrücke gezeigt, aber die vielen Handballfans in Deutschland mussten für die Livespiele der großen Handballnationen Frankreich, Spanien und Kroatien immer ins Internet ausweichen. Sportdeutschland.tv hat sich das zu Nutze gemacht.

Und nun folgt ein neues eindimensionales Experiment – Tennis, wahrscheinlich am Nachmittag zwischen 13:30 und 18:30 (da die Spiele in Singapur ab 19:30 Uhr Ortszeit stattfinden werden), also auf den Sendeplätzen von „Sturm der Liebe“ und „Rote Rosen“ sollen sich in dieser einen Woche alle Tennis-Fans, die dann überhaupt schon zuhause sind, verlieren. Das schreit förmlich nach einem Quotendebakel. Das Tennis Quote bringen kann, zeigten die Übertragungen während der Olympischen Spiele. Das Damen-Finale zwischen Angelique Kerber und Monica Puig sahen 5,56 Millionen Zuschauer. Beim Herren-Halbfinale zwischen Rafael Nadal und Juan Martin Del Potro waren mit 5,79 Millionen Tennisfans noch ein wenig mehr dabei. Das Spiel fiel allerdings vor dem Damen-Finale auch genau in die Prime-Time des Samstagabends.

Aber zu einer Etablierung des Sports im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bedarf es mehr, als sich nur die Rosinen herauszupicken und zu übertragen. So ein Finale in Wimbledon und dann noch mit deutscher Beteiligung ist schon etwas Tolles, aber Sky blockte den Versuch der ARD, als die sich kurzerhand vor dem Damenfinale noch die Rechte sichern wollten.

Bis auf Wimbledon (Sky hat Exklusivrechte) überträgt Eurosport die anderen drei Grand Slams des Jahres, vom ersten Hauptfeld-Tag an bis zum Finale. Wer neben Eurosport 1 noch die weiteren Spartensender empfangen kann, wird dort im positiven Sinne mit Tennis vollgepumpt. Da gegen zu halten, ist sehr schwer. Jahrelange Erfahrung der Kommentatoren und Moderatoren machen so ein Tennisturnier auf Eurosport zu einer angenehmen TV-Unterhaltung. Auch, wenn einige Tennis-Experten vor den Bildschirmen immer etwas zu meckern haben, wird ihnen eine Full-Service-Übertragung auf Eurosport immer noch lieber sein, als eine einmalige, nur auf Kerber bezogene Tennis-Sendung, die wahrscheinlich erst mit dem ersten Aufschlag beginnt und sofort nach dem Matchball endet, weil dann sechs Millionen Menschen auf die Arztserie „In aller Freundschaft“ warten.

Kerber geht als Nummer Eins in das Finalturnier

Nach ihrem grandiosen Jahr 2016 geht die Weltranglisten-Erste auch in Singapur als Nummer Eins ins Rennen. Doch die Konkurrenz ist enorm, wie der Blick auf das Teilnehmerfeld (Stand: 13.10.2016) zeigt:

1. Angelique Kerber
2. Serena Williams
3. Agnieszka Radwanska
4. Simona Halep
5. Karolina Pliskova
6. Garbine Muguruza
7. Madison Keys
8. Svetlana Kuznetsova

Im vergangenen Jahr musste sich Angelique Kerber nach einem dramatischen Gruppen-Endspiel gegen Lucie Safarova mit 0:2 geschlagen geben und schied vor der K.o.-Phase aus. Dieses Jahr geht sie erstmals als beste Welt in das Finalturnier und sprüht nur so vor Selbstbewusstsein. Derzeit holt sie sich in Hongkong den Feinschliff. Dort steht die Weltranglisten-Erste im Viertelfinale und trifft am Freitag auf die in Russland geborene, aber für Australien spielende Daria Gavrilova.