Neuseeländerin Alice Robinson gewinnt mit 17 Jahren ihren ersten Ski-Weltcup.
Jetzt kommt Farbe in den Skizirkus! Zum Start in den alpinen Weltcup-Winter gab es bei den Damen die erste dicke Überraschung. Die erst 17-jährige Alice Robinson gewann in Sölden den Riesen-Slalom und war sogar schneller als Top-Favorit und Weltcupsiegerin Mikaela Shiffrin (24) aus den USA.
„Im ersten Moment war ich schockiert. Es wirklich verrückt, Mikaela zu schlagen. Es fühlt sich unglaublich an“, sagte die Senkrecht-Starterin und nahm die Glückwünsche der Stars entgegen.
Das Besondere: Robinson stammt aus Neuseeland, wo der alpine Skisport so gut wie keine Rolle spielt. Wenn überhaupt, dann zieht es die Profis-Rennläufer im Sommer auf den Inselstaat im Südwestpazifik, um sich für den Weltcup-Winter in Form zu bringen.
Olympia-Teilnahme mit 16
Bislang schafften es in der Geschichte des Skirennsports erst zwei Neuseeländerinnen überhaupt aufs Podest. Die Erfolge der Slalom-Spezialistinnen Annelise Coberger und Claudia Riegler, die zudem deutsche beziehungsweise österreichische Wurzeln haben, liegen allerdings schon fast 30 Jahre zurück.
Robinson zieht im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern von Sydney auf die neuseeländische Südinsel nach Queenstown. Vier Jahre später steht sie auf dem Coronet Peak erstmals auf den Brettern. Das Gefühl, die Berge hinab zu gleiten, ist für sie schwer in Worte zu fassen. Robinson sagt:
„Ski zu fahren ist ein bisschen wie Achterbahn. Mal denkst du, du hast alles unter Kontrolle und dann auch wieder nicht. Dann ist da dieser besondere Moment, als würdest du fliegen.“
Von da an lässt Alice das Skifahren nicht mehr los. Sie trainiert von Jahr zu Jahr intensiver und feiert bei Junioren-Rennen in Europa die ersten Erfolge. Mit 16 erfüllt sich ihr erster großer Traum: Sie nimmt 2018 an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teil und avanciert damit zur jüngsten Wintersportlerin Neuseelands.
Mittlerweile hat sie ihre Basis während der Wintermonate im Fassa-Tal im Trentino – 18 000 Flugkilometer von ihren Eltern und den zwei Geschwistern entfernt. Dass die Exotin ganz vorn mitmischen kann, beweist Robinson schon Ende der letzten Saison, als sie beim Weltcupfinale in Andorra Platz zwei belegt. Zudem wird die Schülerin in diesem Jahr als erste Neuseeländerin Junioren-Weltmeisterin im Riesenslalom.
Experten und Fans sind verblüfft, mit welcher Leichtigkeit die junge Neuseeländerin um die Slalom-Tore fährt. „Für mich gibt es nur fünf Frauen, die im Riesenslalom einen Schwung fahren wie sie“, lobte Robert Trenkwalder, der das Rennsportprojekt von Red Bull leitet.
Der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier rätselte: „Mich wundert schon, dass sie sich so frech zu fahren traut. Aber die lebt wahrscheinlich nach dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich kenne niemanden aus der südlichen Hemisphäre, der so ein Potenzial hat.“
Wenn Robinson ihren Abschluss an der Wakatipu High School gemacht hat, kann sie sich voll aufs Skifahren konzentrieren. Genügend Kompetenz hat sie an ihrer Seite. Ihre Trainer sind die US-Amerikaner Chris Knight und Jeff Fergus. Und die führten schon Lindsey Vonn an die Weltspitze…