Felix Neureuther und Fritz Dopfer als Doppelspitze des Alpine-Teams
Draußen wird es nun allmählich immer kälter, die Tage werden kürzer und es dauert nicht mehr lange da steht hier der erste Schnee an. Wer jetzt schon sportlich aktiv im Schnee tätig sein möchte, muss jetzt noch ins Hoch- oder Mittelgebirge ausweichen. So, wie am Wochenende in Sölden. Die herbstliche Kulisse und das Weiß auf den Hügeln begrüßten den Weltcup-Zirkus zum Start der neuen Saison . Mit dem Riesenslalom von Damen und Herren wird traditionell eröffnet. Die Männer wussten am Sonntag durchaus zu überzeugen. DSV-Sportdirektor Wolfgang Maier war zufrieden, dass sich gleich vier seiner Schützlinge am Ende zu den besten 30 Fahrern gehörten.
Vor allem Neureuther, das "brutale Rennpferd" (O-Ton Maier), fuhr das Finale bereits im Herbst überraschend gut mit. Nach dem ersten Lauf noch Sechster, konnte er trotz einiger Fehler im zweiten Durchgang besonders im unteren Rennabschnitt zu einer Top-zeit fahren. Nur Hirscher und Pinturault überboten anschließend seine Bestzeit. Damit stand er zum 41. Mal auf dem Podium. Eine erstaunliche Frühform, die aber nicht von ungefähr kommt. Im Sommer hat der 32-Jährige eine fast vollständige Vorbereitung absolviert, und damit ein Fundament gelegt, das wieder mehr Last tragen müsste als im vorigen Jahr. Damals hatte er eine Brückensaison ausgerufen, um sich jetzt noch mal perfekt in Richtung Olympia 2018 vorzubereiten. Es soll den krönenden Karriereabschluss darstellen. Danach wird für den Garmisch-Partenkirchener vermutlich Schluss sein.
Immer ein wenig im Schatten des Felix Neureuther, aber auch immer mit Top-Ergebnissen in seinen Disziplinen – dem Slalom und Riesenslalom. Trotzdem muss er aufpassen nicht von der jungen Garde abgefangen zu werden. Die deutschen Techniker, die derzeit stärkste Abteilung im Deutschen Skiverband, hat neben Neureuther und Dopfer mit Stefan Luitz, Linus Strasser und Dominik Stehle viele technisch starke Fahrer. Und ganz neu, in der Riege der deutschen Topfahrer ist seit Sonntag auch Benedikt Staubnitzer. Mit einer Klassefahrt von 27 auf 12 im zweiten Durchgang landete er im Endergebnis vor Fritz Dopfer, der sich mit Platz 19 begnügen musste.
Mit der deutschen Technik-Gruppe verbrachte Dopfer im August fast vier Wochen der Vorbereitung in Ushuaia/Argentinien, die Fünferbande mit Felix Neureuther, Stefan Luitz, Linus Strasser, Dominik Stehle und Dopfer carvt auf nahezu gleichem Level, „da kann man sich keinen Tag erlauben, an dem man nur 99 Prozent gibt“, sagt Dopfer. Von „extrem gutem Klima“ innerhalb der Mannschaft wird berichtet. Der interne Wettkampf spornt Dopfer ungemein an. Nach einem eher durchwachsenen Vor-Winter will das Slalom-Ass wieder an die Form aus 2014/2015 anknüpfen. Der Vize-Weltmeistertitel soll schließlich kein Zufall gewesen sein. Dass er es kann, hat er oft genug bewiesen, auch wenn des Öfteren nur in einem Durchgang.
Noch etwas Zeit bis zu ihren Auftritten im Weltcup hat Laura Dahlmeier. Die ersten Weltcupsiege, trotz Verletzungen und Erkältungen des vergangenen Jahres machen die Biathlon-Überfliegerin in diesem Jahr zu einer Topfavoritin. Der 23-Jährigen ist die WM in diesem Jahr allerdings viel wichtiger. "Für mich ist die WM immer der eigentliche Höhepunkt. Der Gesamtweltcup wird für mich nie so das richtige Ziel sein", sagte die Verfolgungs-Weltmeisterin bei der offiziellen Einkleidung des Deutschen Skiverbandes.
Im vergangenen Winter zwangen sie Krankheiten immer wieder zu Pausen, deswegen belegte die zweimalige Weltmeisterin "nur" Rang sechs im Gesamtweltcup. Dahlmeier verpasste sieben von 25 Einzelrennen und trotzdem holte sie noch zehn Podestplätze. "Ich versuche jetzt einfach, möglichst viele Rennen auf hohem Niveau zu laufen, und dann schauen wir weiter", sagte Dahlmeier knapp fünf Wochen vor dem Saisonstart.
Als letzte Deutsche Gesamtweltcup-Gewinnerin steht immer noch Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner zu Buche. In der Saison 2011/2012 war sie nicht zu schlagen. Dahlmeier weiß, wie schwer es ist, das zu schaffen: "Da kann viel dazwischenkommen. Mit ein, zwei schlechten Rennen kannst du gleich wieder nach hinten gehen." Für die Skijäger um Dahlmeier beginnt der Weltcup-Winter erst am 27. November im schwedischen Östersund mit den Mixedstaffeln.
Die Nordischen Kombinierer starten am gleichen Wochenende, nur einen Tag früher in die Saison. Im finnischen Ruka fällt der Startschuss für Eric Frenzel und Co. Der dann fast frisch gebackene 28-Jährige (Geburtstag am 21.11.) ist gerade erst kürzlich von seinen Wintersport-Kollegen zum Skisportler der Saison 2015/2016 gewählt worden. (Auch Laura Dahlmeier wählte ihn.) Frenzel holte in der vergangenen Saison zum vierten Mal nacheinander den Gesamtweltcup und gewann das spektakuläre Seefeld-Triple zum dritten Mal in Folge.
Eric Frenzel ist ein Phänomen - Olympiasieg, Weltmeister, Gesamt-Weltcupsieger – vier Mal in Folge. und trotzdem auf dem Boden geblieben. Das schätzen sie alle am schmächtigen Sachsen Bundestrainer Hermann Weinbuch über seinen besten Mann im Team: "Mit seiner Art sehr bescheiden, bodenständig und trotzdem selbstbewusst."