Deutsche Segelelite wird in Kiel nach Rio verabschiedet
Drei Millionen Gäste, 4000 Segler aus 50 Ländern und mehr als 200 Konzerte - Zur Kieler Woche werden drei Millionen Besucher erwartet. Am Wochenende startet die Kieler Woche (18.6. bis 26.6.). Rund 2000 Veranstaltungen stehen auf dem Programm des laut Veranstaltern größten Sommerfests Nordeuropas. Auf dem Wasser bieten die Segelregatten internationalen Spitzensport kurz vor denOlympischen Spielen in Rio. An Land gibt's neben den Musikbühnen auch Public Viewing mit Spielen der Fußball-EM.
Eröffnet wird das Sommerfest am Samstagabend mit dem dröhnenden Typhonsignal lang-kurz-kurz-lang („Leinen los!“) und dem traditionellen Glasen einer Schiffsglocke von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel.
Das Kerngeschäft der nach Veranstalterangaben größten Segelregatta der Welt bleibt aber der Segelsport. Zwei Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro segeln zwar viele Olympia-Segler an Kiel vorbei. Dennoch sind Stars wie America's-Cup-Steuermann und 49er-Weltmeister Peter Burling aus Neuseeland und der australische 470er-Olympiasieger Mathew Belcher am Start.
Die Verabschiedung der Deutschen Segel-Nationalmannschaft am Dienstag ist der emotionale Höhepunkt. An dem Tag werden die Crews, die die deutschen Farben bei den Olympischen und Paralympischen Spielen vor Rio de Janeiro vertreten, auf der Bühne der Audi Sailing Arena in Schilksee (16 Uhr) und danach in der Lounge vom Kieler-Woche-Partner Audi verabschiedet.
Beim Kampf um die Kieler-Woche-Medaillen und das Preisgeld des Landes Schleswig-Holstein für die drei Erstplatzierten in den olympischen und paralympischen Klassen trifft die deutsche Spitze auf die Weltelite des Segelsports. Rund 4.000 Aktive aus über 50 Nationen werden neun Tage lang auf zehn Regattabahnen die gesamte Bandbreite des Segelsports präsentieren. Neben dem Auftritt der deutschen Olympioniken hat die Kieler Woche 2016, die der Kieler Yacht-Club in Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Regatta Verein, dem Hamburger Segel-Club und dem Verein Seglerhaus am Wannsee veranstaltet, noch eine ganze Reihe weiterer Höhepunkte im Programm.
„Wir werden einige Highlights bieten, die teilweise eine mehrjährige Vorbereitung erfordert haben. Ein Höhepunkt ist sicher der Super Sunday am letzten Wochenende, der uns auch eine professionelle Medialisierung des zweiten Teils ermöglicht“, so Kieler-Woche-Organisationsleiter Dirk Ramhorst bei der Pressekonferenz im Kieler Yacht-Club zur neuen Klassenaufteilung.
Deutsches Segeln liegt in den Händen von zahlreichen Youngstern
Den emotionalen Höhepunkt der Pressekonferenz lieferten Paul Kohlhoff und Carolina Werner (Kieler Yacht-Club). Die junge Nacra-17-Mixed-Crew hatte zwei Tage zuvor beim Sailing World Cup in Weymouth (England) die Kriterien zur Olympia-Nominierung in der Verlängerung geschafft. Nachdem die Kieler die ursprünglichen Kriterien des DSV/DOSB verpasst hatten, überzeugte das Nachwuchsteam in England mit einer nervenstarken und unbekümmerten Vorstellung in der Olympiaqualifikation-Nachspielzeit.
„Wir haben einen Traum wahr werden lassen“, so Paul Kohlhoff, der mit seiner Vorschoterin um die Wette strahlte. Die Wonderkids hatten bereits 2014 ihr Ziel selbstbewußt angekündigt, nachdem sie ein Jahr zuvor aus dem 29er in den Nacra umgestiegen waren. Auch wenn der Deutsche Segler-Verband damals noch eher Richtung 2020 blickte, ließen sich Kohlhoff/Werner nicht beirren. Jetzt vertreten die Kieler voraussichtlich im August als jüngste deutsche DSV-Crew (20 und 22 Jahre) die deutschen Farben. Die Kriterien sind erfüllt, der Nominierung dürfte eigentlich nichts im Wege stehen.
Den Blick auf eine olympische Medaille richtet auch die deutsche Hoffnung im Laser, Philipp Buhl. Der in Kiel lebende Sonthofener gewann EM- und WM-Silber im Vorjahr und zeigt im rechten Moment immer eiserne Nerven. So zählt der 26-jährige Berufssoldat zu den deutschen Medaillenhoffnungen vor Rio de Janeiro. Kiel und dann ganz viel Segeln vor Rio – das sei der Plan bis zu den Olympischen Spielen (5. bis 21. August), bei denen ab dem 8. August die Laser an den Start gehen.
„Die Kieler Woche ist noch mal eine Wettkampf-Probe vor Olympia, danach werde ich noch einmal zehn Tage in Rio sein, um mir dann im Juli vor Kiel den letzten Schliff zu holen und die nötige Ruhe zu tanken“, so Buhl, der nach der Kieler Woche auch dem Medienrummeln entfliehen möchte. Für eine große deutsche Olympia-Hoffnung baut sich der Druck von allein auf. „Eigentlich kann ich gut mit Druck umgehen. Den habe ich ja nicht allein. Alle Favoriten haben ihn in gleicher Weise. Mir ist es auf jeden Fall lieber, als ein Mitfavorit mit Druck anzureisen als als Nobody ohne Druck. Kurz gesagt: Nur wenn ich zu den Favoriten zähle, fühle ich mich richtig vorbereitet“, erklärte Buhl im Rahmen der Pressekonferenz im Kieler Yacht-Club. „Segeln ist ein grandioser, vielseitiger und wunderschöner Sport in der Natur. Aber so viel Spaß wie jetzt kurz vor Olympia hatte ich selten“, so der 26-Jährige.