Ausnahmesportler aus Tonga strebt dritten Olympia-Start in dritter Disziplin an.
Pita Taufatofua will es noch mal wissen. Der Ausnahme-Sportler von der Pazifikinsel Tonga strebt seine dritte Olympia-Teilnahme in der dritten Disziplin an. Nachdem der Exot 2016 in Rio im Taekwondo an den Start ging und sich 2018 in Pyeongchang im Skilanglauf versuchte, will er bei den Sommerspielen 2020 in Tokio im Kanu-Sprint sein Glück versuchen.
„Dieser Sport liegt mir am Herzen. Das machten schon meine Vorfahren vor tausenden Jahren, als sie die Inseln Polynesiens besiedelten“, sagte Taufatofua der BBC.
Dass er viel bewegen kann, hat der 35-Jährige schon mehrfach bewiesen. Die Bilder von der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio, wo Taufatofua mit eingeöltem Oberkörper die Fahne von Tonga trug, gingen um die Welt und wurden im Internet mehr als 250 Millionen mal angesehen. Dass Taufatofua später im Taekwondo -Wettbewerb in der 1. Runde ausschied, war eher nebensächlich.
Oben ohne bei Minusgraden
Spektakulär war auch seine Teilnahme als Skilangläufer an den Winterspielen in Südkorea. Nicht viele hätten darauf gewettet, dass sich der Exot überhaupt für die Spiele qualifiziert. „Ich suchte nach Rio eine neue Herausforderung. Der härteste Sport, der mir möglich schien, war Skilanglauf“, sagte Taufatofua.
Er begann, auf Inlineskates zu trainieren und wechselte später in Übersee auf Skier und in die Loipe. Beim letzten möglichen Qualifikations-Wettkampf auf Island holte Taufatofua die nötigen Punkte und qualifizierte sich für Olympia. „Das ist großartig für Tonga. Wir sind nicht länger der kleine Punkt im Pazifik. Jeder wird dann wissen, wer wir sind“, jubelte der Doppel-Olympionike damals.
Und auch in Pyeongchang lief der Tongaer trotz Minusgraden in der Nationaltracht und oben ohne ein. Im Langlaufrennen belegte der Neuling den 114. Platz von 119 Startern und kam 23 Minuten hinter Sieger Dario Cologna ein, der ihm später sogar gratulierte.
Einsatz für den Klimaschutz
Taufatofuas spektakuläre Aktionen dienten bislang nicht nur dem Selbstzweck. Vielmehr will er seine Prominenz nutzen, um auf den Klimwandel auf Tonga aufmerksam zu machen. Der Inselstaat im Pazifik wird immer wieder von heftigen Stürmen heimgesucht. "Als ich ein Kind war, hatten wir alle sechs bis zehn Jahre einen schweren Sturm. Nun sind wir jedes Jahr oder jedes zweite davon betroffen“, so Taufatofuas, der mittlerweile zum Unicef-Botschafter ernannt wurde und sich für Obdachlose und Kinder einsetzt.
Diesmal wird seine Aufgabe ungleich schwieriger. Um sich für Tokio zu qualifizieren, muss Taufatofua um einen von zwölf Startplätzen im Kajak-Sprint über 200 Meter kämpfen. Seine erste Chance erhält er im August bei der WM in Ungarn, wo sich die besten fünf Kanuten für Olympia qualifizieren können. „Ich glaube, dass ich es schaffen kann“, so der Exot.
Training im Freizeit-Kajak
Noch tut sich Taufatofua im Kajak-Fahren etwas schwer und sagte jüngst dem Guardian: „Es ist ziemlich schwierig, diese Kajaks sind sehr instabil, du denkst eigentlich nur daran, nicht umzukippen.“ Der 35-Jährige trainiert auf dem Brisbane-Fluss, der eine sehr starke Strömung hat und von Bullenhaien bevölkert wird. „Wir müssen herausfinden, wie ich im Kajak bleibe und nicht kentere“, sagte er.
Auch finanziell ist sein drittes Olympiaprojekt noch nicht abgesichert. Deshalb startete Pita eine Crowdfunding-Kampagne, mit Hilfe derer rund 130 000 Euro zusammenkommen sollen. „Ich trainiere derzeit noch mit einem Freizeit-Kajak, was etwas ganz anderes ist als die Geräte, die bei Olympia eingesetzt werden“, erklärt er. Das Geld benötige für Material und um einen Trainer bezahlen zu können.
Sollte er es nicht als Kanute nach Tokio schaffen, hält sich Taufatofua noch eine Hintertür offen und wird bei den Sommerspielen wieder im Taekwondo starten. Selbst dann wären ihm wieder die weltweiten Schlagzeilen sicher.
Credit Titelbild: Instagram Pita Taufatofua